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VIERTES BUCH • 1625-1710

Züge treten die lange Nase, die schwellenden Lippen, ein kräftig vorspringendes
Kinn und die hoch emporgezognen stark buschigen Brauen hervor,- das ihm später
eigne verbindliche Lächeln tritt noch nicht hervor, vielmehr herrscht durch das
starke Herabziehen der Mundwinkel ein verächtlicherZug vor, der dem Fürsten
nicht eigen war,- im allgemeinen bekundet die Büste eine ziemliche Nüchternheit
der Auffassung. — Die andre Marmorbüste in derselben Sammlung, von Paul
Heermann um 1715 <Sponsel Taf. 52 links) mit dem römisch drapirten Mantel ist
wirkungsvoller,- sie zeigt über der etwas zurücktretenden Stirn bereits langherab-
fallende Locken und das August eigne Lächeln,- der Blick ist hier wie überhaupt
auf der Mehrzahl seiner Bildnisse etwas verschleiert, ein Zeichen der Unsicher^
heit, die ihn trotz alles gebieterischen Auftretens erfüllte. Im Emaillenzimmer
des Grünen Gewölbes eine sehr guteMiniatur aus etwa derselben Zeit, in rotem
Rock als Kniestück.
Von 1716 an beginnen die großen Bildnisse von dem aus Paris berufnen
Maler Louis deSilvestre, die sein Bild als ein dauerndes der Nachwelt überliefert
haben. Als frühestes und bestes das Reiterbildnis imTronsaal des Sdrlosses (bei
Sponsel nicht abgebildet), dem sich das Reiterbild auf dem Schimmel in der Ge-
mäldegalerie Nr. 768 nähert <aus dem Schlosse Pretzsch,- Sponsel Taf.54>,- nach
solchen Vorlagen hat Georg Friedrich Dinglinger seine Miniaturen in Email
gemalt. Um 1722 die lebensgroße stehende Figur in kirschrotem Roch und hoch
aufsteigender gepuderter Perücke im Palais zu Leipzig (Sponsel Taf. 55),- die
Auffassung ist hier schlicht — weshalb wohl dabei an Pesne als Maler gedacht
wird — aber gerade darum um so mehr der Wirklichkeit entsprechend,- die Augen
blicken hier bereits müde, das Lächeln wirkt matter. — Auf dem letzten großen
stehenden Bildnis in Rüstung unter hermelingefüttertem Mantel aus dem Ende
der zwanziger Jahre in der Französischen Galerie des Dresdner Schlosses (bei
Sponsel Taf. 56 links,- als Brustbild) ist der Blick erstarrt,- es stammt aus Brühls
Besitz und hat die Kurfürstin Christiane Eberhardine zum Gegenstück. — Das
Doppelbildnis mit dem König von Preußen von 1730 in der Gemäldegalerie
(Nr. 770, Sponsel Textabb. 55) bringt die Größe der Gestalt Friedrich Augusts
deutlich zur Anschauung.
Die bronzene Reiterstatuette des Königs im Grünen Gewölbe auf pracht-
vollem Gestell mit vier Figuren (Abb. im Führer durch das Grüne Gewölbe
von 1915, Taf. 20), die 1716 von Raymond Le Plat in Paris um 5300Taler er-
worben wurde, wird aller Wahrscheinlichkeit nach zufolge Sponsels Vermutung
von Francois Coudray stammen, der in dem gleichen Jahre nach Dresden be-
rufen wurde. — Das in ICupfer getriebne vergoldete Reiterstandbild auf dem

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