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SECHSTER ABSCHNITT • AUGUST DER STARKE {FRIEDRICH AUGUST I)

Neustädter Markt ist vom Kunstkammerschmied Ludwig Wiedemann um 1730
nach einem Modell des in Dresden 1719 bis 1736 tätigen Jean Josephe Vinache
gefertigt worden332).
Auf seinen frühen Medaillen tritt die Eigenart des Gesichts zuerst wenig
hervor. Charakteristischer erscheinen die Züge seit der Königs wahl von 1697: auf
einer talergroßen Medaille trägt er noch die hochaufsteigende Perrücke, auf der
Rückseite mit der Inschrift Herculi saxonico steht er in Rüstung einer weiblichen
Gestalt (Polen) gegenüber, die ihm die Königskrone anbietet ,■ auf einer andern von
sehr hohem Relief, die schon Würde mit Ähnlichkeit zu verbinden weiß, enthält
die Rückseite das sächsische Wappen mit der Königskrone darüber. — Von 1699
bringen Erbsteins Erörterungen V <1909) unter Nr. 1235 die Abbildung einer
guten Medaille von A. Heinig in Leipzig, mit der Kurfürstin Christiane Eber-
hardine auf der Rückseite, nicht geschmeichelt, aber offenbar von großer Ähn-
lidikeit,- aus demselben Jahr stammt eine mehr als talergroße Medaille, worauf
der König die Krone auf dem Haupt trägt und bereits die Züge zeigt, welche in
der spätem Zeit festgestellt wurden. Eine Schwierigkeit, die bei diesen Profil-
bildnissen zu überwinden war, bestand in der Form der Nase, deren Spitze sich
leicht aufwärts bog: es ist wohl dem Einwirken französischer Künstler zu ver-
danken, daß dieser Schönheitsfehler in den spätem Medaillen, die vielfach außer-
gewöhnliche Dimensionen hatten, an der Hand des klassischen Ideals mehr und
mehr beseitigt wurde.
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Friedrich, dann August zubenannt, hatte 1687 bis 1689 als junger Prinz
Spanien, Portugal, Italien, Frankreich als »Graf von Meißen« bereist333), dann
die Feldzüge gegen Frankreich von 1689, 1691 und 1693 zusammen mit seinem
Bruder mitgemacht. In Frankreich hatte er Vaubans, dann in den Niederlanden
Coehorns Befestigungswerke studirt. Enge Freundschaft verband ihn mit dem
Römischen König Josef in Wien. Nachdem er 1694 alsVierundzwanzigjähriger
zur Regirung gelangt, war seine erste Sorge der Mißwirtschaft, die unter dem
Regiment der Neitschütz eingerissen war, ein Ende zu bereiten. Der Generalin
Neitschütz wurde der Prozeß gemacht,- der Geheime Rat und Kammerdirektor
Freiherr Ludwig Gebhard von Hoym <der alte), der sich unter Johann Georg IV
stark bereichert hatte, wurden aufgehoben und nach dem Königstein gebracht,
von wo er nach anderthalb Jahren gegen Rückzahlung von 200000 Talern frei-
gelassen wurde <er starb 1711). Schon im Februar des folgenden Jahrs 1695 be-

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