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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (4): 1625 - 1710: [Johann Georg I <spätere Zeit> bis August der Starke <erste Zeit>] — Dresden, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.43933#0013
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ERSTER ABSCHNITT ■ JOHANN GEORG I

der Rheinpfalz unter Zusicherung des Besitzes für dreißig Jahr erhielt und dafür
Oberöstreich dem Kaiser wieder zuriidcgab, konnte er nunmehr im Hinblich auf
den bevorstehenden Friedensschluß sein Hauptziel, die Erdrückung des Prote-
stantismus verfolgen. Schon hatte er 1627 Halberstadt seinen jüngsten erst drei-
zehnjährigen Sohn Leopold Wilhelm, der bereits Inhaber der Stifte Passau und
Straßburg war, als Bischof aufgedrungen,- dieWahl desselben Fürsten zum Erz-
bischof von Magdeburg erzwang er dann im Januar des folgenden Jahres, nach-
dem der elfjährige Herzog August, Sohn des Kurfürsten von Sachsen, von dem
Kapitel anstelle des geächteten Christian Wilhelm von Brandenburg zum Ad-
ministrator postulirt worden war. Im September 1628 gab nun der Kaiser einer
Deputation von Geheimen und Reichshofräten den Befehl, die »Reichsbeschwerde«
zu erörtern, worauf beschlossen wurde daß der geistliche Vorbehalt, wie ja der
Kurfürst von Sachsen selbst 1621 zugestanden hatte, gesetzkräftig sei, so daß alle
nach dem Passauer Vertrage eingezognen Güter auf Antrag des Kurfürsten-
kollegiums, dem jetzt nur noch zwei Protestanten angehörten , zurüdczufordern
seien,- darauf wurde am 6 März 1629 das berüchtigte Restitutionsedikt erlassen,-
wonach dem Kaiser, der dabei selbst Partei war, das Recht zustand, in Glaubens-
Sachen als oberster Schiedsrichter aufzutreten. Ober die bisherigen Prozesse sollte
vor kaiserlichen Kommissaren ein summarisches Verfahren erfolgen, aufVerhör
und LIrteil die Exekution. Von einer Versammlung der Reichsstände war nicht
die Rede. Dadurch wurde die Freiheit des Deutschen Reiches in einen leeren
Schall verwandelt, denn nicht sowohl auf ein waffenstarkes und geistesmächtiges
als auf ein untertäniges und wesentlich katolisches Deutschland war es dabei ab-
gesehen. Durch dieses Edikt wurde die Axt an die Wurzeln der Reformation
gelegt. Für die Katoliken wurde dadurch eine Stabilisirung in perpetuum, für
die Protestanten nur ein Aufschub herbeigeführt. Im Norden gerieten außer
Halberstadt und Magdeburg auch Verden, Minden und Schwerin in katolische
Hände,- in Braunschweig-Wolfenbüttel wurden dreizehn Klöster und weiterhin
noch ebenso viele restituirt,- im Süden kam Würtemberg mit vierzehn großen
Klöstern an die Reihe, die zum Teil gewaltsam zurückgenommen wurden, dazu
neunKollegiatstifte und mehrere Stifte,- das mächtige Augsburg mit neun Zehnteln
Protestanten wurde ohne Widerstand katolisch gemacht. Überall wurden nach
Möglichkeit jesuitische Niederlassungen errichtet, so besonders in Heidelberg und
Amberg. Andern Ländern wie Sachsen gegenüber, das sich mit zahmen Protesten
begnügte, einer Einigung aller Protestanten unter seiner Führung aber wegen
seines Abscheus vor den Reformirten widerstrebte, vielmehr auf eine Ver-
ständigung mit dem Kaiser hoffte, wurde mit der Vollstreckung des Edikts noch

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