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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (4): 1625 - 1710: [Johann Georg I <spätere Zeit> bis August der Starke <erste Zeit>] — Dresden, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.43933#0039
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ZWEITER ABSCHNITT • JOHANN GEORG I

kannt gab, wonach er eine Satisfaktion von 80Tonnen Goldes <8MillionenTaler)
forderte. Da dieLInterhandlungen auch nach einemMonat zu keinem Ergebnis
geführt hatten, Oxenstjerna aber, der sich nicht mehr als Herr der Lage fühlte,
nach der Ostseeküste verzogen war, schloß Johann Georg in Alt® Brandenburg
mit dem Kurfürsten von Brandenburg eine Militärkonvention, wonach ihm dieser
die wichtigsten Havel® und Oderfestungen übergab und seine Reiterei, bis auf
drei Kompagnien, zur sächsischen Armee stoßen ließ. Darauf erklärte am
16 Oktober Sachsen an Schweden den Krieg, der infolge militärischen Ungeschicks
ungünstig verlief, sodaß Baner Mitte Januar 1636 dieWerbnerSchanze an der
Havel erobern und in Sachsen einbrechen konnte279). Infolge dessen schrieb die
Kurfürstin Magdalene Sibylle am 22 Januar ihrem Gemahl einen eindringlichen
Brief, er sei vom Kaiser und den Katolischen betrogen und möge sich daher mit
den Schwedischen vergleichen. Dazu konnte er sich nicht entschließen, vielmehr
gelang es ihm am 23 Juli Magdeburg einzunehmen. Dafür erlitt er aber am
4 Oktober die entscheidende Niederlage bei Wittstock im Brandenburgischen,
wobei er seine ganze Artillerie, die Bagage, sein Silbergeschirr und seine Kanzlei
einbüßte.
Da auf dem Kurfürstenkonvent in Regensburg, der vom Herbst 1636 bis
zum Anfang des folgenden Jahres dauerte, Sachsen die Verhandlungen mit den
fremden Mächten nicht fortführen konnte, wurden diese an Mainz und Branden®
bürg übertragen. Am 22 Dezember kam es dort zur Wahl Ferdinands <III> zum
römischen König, der zwei Monate später seinem Vater Ferdinand II <t 15 Fe®
bruarl637>, der während seiner achtzehnjährigen Regirung nie das Schwert aus
der Hand gelegt, als Kaiser nachfolgte. Bisher hatte Frankreich sich damit begnügt
seinen Krieg mit Spanien zu führen,- in Deutschland dagegen verließ es sich auf
den Herzog Bernhard von Weimar, der am 12 März 1635 oberster Feldherr des
von Oxenstjerna begründeten Heilbronner Bundes geworden war, dem Prager
Frieden sich nicht angeschlossen, vielmehr am 27 Oktober mit Frankreich den Ver®
trag von St. Germain geschlossen hatte, wonach er gegen eine jährliche Pension
von F/g Millionen Livres, und vier Millionen zum Unterhalt der Truppen eine
Armee von 18000 Mann zu unterhalten hatte, die angeblich das Heer des unter®
dessen zusammengebrochenen Heilbronner Bundes bildeten,- dafür sollte er die
Landgrafschaft Elsaß und die ehemals östreichische Landvogtei Hagenau erhalten.
Als aber Baner, der im Jahre 1637 sich nach Pommern hatte zurückziehen müssen,
zu Anfang des folgenden Jahres erfolgreich wieder gegen Sachsen vorging, und
bald darauf Bernhard von Weimar im südlichen Baden siegte, erneuerte Frank®
reich im Frühjahr 1638 sein Bündnis mit Schweden, dem es fortan jährlich eine

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