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VIERTES BUCH ■ 1625 — 1710

Million Livres Subsidien zahlte. Bernhard von Weimar, der größte Feldherr
nach Gustav Adolf, dessen Schüler er war, trat freilich schon im folgenden Jahre
vom Kriegsschauplatz zurück, indem er, kaum 35 Jahre alt, im Juli zu Neuburg
am Rhein einer pestartigen Krankheit zum Opfer fiel. »Mit der Tapferkeit des
Soldaten verband er den kalten und ruhigen Blick des Feldherrn, mit dem aus-
dauernden Mut des Mannes die rasche Entschlossenheit des Jünglings, mit dem
wilden Feuer des Kriegers die Würde des Fürsten, die Mäßigung des Weisen
und die Gewissenhaftigkeit des Mannes von Ehre« <Schiller>. Frankreich eignete
sich darauf Bernhards Truppen an.
Mit dem Jahre 1638 begann für Sachsen die Zeit der schwersten immer
wiederholten Verwüstungen, die bis zum Waffenstillstand von Kötzschenbroda
vom Jahr 1645 dauerten. Bis dahin hatte der Krieg noch den Charakter eines
Religionskrieges gehabt, da die deutschen Protestanten mit den Schweden gegen
den Kaiser standen. Als aber das katolische Frankreich sich mit den protestantischen
Schweden gegen das unter dem Befehl des Kaiser vereinigte gesamte Deutschland
verband, gewann der Kampf ein durchaus verändertes Aussehen: jetzt galt es
den fremden Mächten, in dem erstarkten Kaiser auch die deutsche Einheit zu treffen
und soviel wie möglich vom deutschen Boden für sich zu entreißen. Frankreich griff
vom Elsaß her ein, während die Schweden gegen den Kurfürsten vorrückten,
so daß dessen Vordringen nach Niederdeutschland ein Riegel vorgeschoben
wurde. Während mehr als zwei Jahren wurde das unglückliche Land bei stetem
Wechsel der Kriegslage und des Schauplatzes der Kämpfe durch ewige Einfälle
und unaufhörliche Durchzüge heimgesucht und litt dadurch mehr noch als durch
offne Schlachten. Nadi der Einnahme Torgaus im Januar 1638, das die Schweden
zur Sicherung des Elbübergangs über vier Monate in der Hand behielten, wurde
zu Ende des Jahres Zwickau genommen, im April 1639 das sächsische Heer bei
Chemnitz vernichtend geschlagen, worauf Baner Ende Mai bis nach Prag ins
nördliche Böhmen vordrang, das er während zehn Monaten besetzt hielt. Während
des ganzen Jahres wurde das Erzgebirge verwüstet, sodaß das Raubwild sich
mächtig vermehrte und der Kurfürst als gewaltiger Jäger später alle Not hatte
die Wälder davon zu säubern.
Jm September 1640 kam es endlich wieder einmal zu einem Reichstag in
Regensburg, der bis zum Oktober des folgenden Jahres dauerte, nachdem während
der ganzen Zeit des Krieges wegen der Kämpfe der Konfessionen kein solcher
hatte stattfinden können. Zur Fortführung des Krieges wurden die Mittel bewilligt,
obwohl die Protestanten ebenso einen Sieg des Kaisers wie einen Triumph der
Schweden fürchteten,- zum erstenmal erfolgte hier wieder ein Zusammenschluß

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