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VIERTES BUCH • 1625 ~ 1710

seines Vaters durch die Abtrennung großer Gebiete für die drei jüngeren Brüder
erlitten, fiel die 1659 ausgestorbne Grafschaft Barby an August und wurde im
folgenden Jahr der bisher gemeinsam mit den Ernestinern geführte Besitz von
Henneberg geteilt. Durch Vertrag mit dem Domkapitel erhielt der Kurfürst 1663
freilich die erbliche Administration des Meißner Domstifts,- auf das Schutzrecht über
Erfurt aber mußte er infolge seines Eingreifens in die dortigen Wirren verzichten.
Seinen Anspruch auf die Jülicher Lande endlich vermochte er den Possedirenden
gegenüber nicht durchzusetzen. Noch kurz vor seinem Tode fiel 1680 infolge
des Hinscheidens seines Bruders August gemäß dem Westfälischen Frieden
Magdeburg an Brandenburg.
Johann Georg war mager und mittleren Wuchses, dazu schwach auf den
Füßen,- langes Kinn und eine lange, an der Spitze knorpelige Nase verliehen
seinem Gesicht ein hageres Aussehen, trotz seiner rötlichen Gesichtsfarbe,- über
den zusammengepreßten melancholisch herabgezognen Lippen trug er einen
schmalen Schnurrbart mit Fliege,- der neu aufgekommnen Mode gemäß trug er
eine Allongeperüdce,- seine blauen Augen blickten unstet und verträumt unter
dichten Brauen. Sein Knabenbildnis in Wermsdorf aus einer Reihe ähnlicher
Bildnisse seiner Geschwister zeigt ihn als Dreizehnjährigen im Kniestück, ohne
besonders ausgeprägte Züge <Abb. Sponsel Taf. 45),- auf dem großen Reiter-
bildnis im Dresdner Schloß von Anselm van Hülle aus dem Jahr 1651 erscheint
er im schwarzen Harnisch des Jakob Jöring (der noch im Historischen Museum
bewahrt wird) mit einer nicht übermäßig langen Perücke, die noch den Eindruck
des natürlichen Haares macht (Sponsel Taf. 46),- besonders gut ist die Kreide^
Zeichnung von 1658 im Kupferstichkabinett, die Wallerant Vaillant 1658 in
Frankfurt a. M. bei Gelegenheit der Kaiserwahl als Gegenstück zu einem Bild-
nis des Kaisers Leopold I anfertigte (Sponsel Textabb. 40),- mit dem Großen
Kurfürsten Hand in Hand stehend ist er als Kniestück im Schloß abgebildet,
wohl infolge der Zusammenkunft in Zinna vom Jahr 1667 (Sponsel |Text»
abb. 44),- endlich aus dem Anfang der siebziger Jahre als Kniestück in Werms-
dorf, schon eingefallen, so wie er sich der Erinnerung am stärksten eingeprägt
hat (Sponsel Taf. 47). — Der Stich von Fil. Kilian nach H. W. Schober, in
Tzschimmers Durchlauchtigster Zusammenkunft von 1680 stellt ihn im Alter
als Brustbild mit Rüstung und Allongeperücke dar. — Von 1674 stammt das
mittelgroße Marmorrelief von Joh. Heinr. Böhme d. ä. (aus Schneeberg, starb um
1679) in der Skulpturensammlung, worauf er in starkem Relief, gerüstet knieend
und mit ekstatischer Gebärde betend dargestellt ist,- bemerkenswert ist dabei der
reichgeschnitzte Rahmen, wie überhaupt auf den Arbeiten dieses Bildhauers.

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