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VIERTES BUCH ■ 1625-1710

gerüst wandelbar geworden war und der bei dieser Gelegenheit seine jetzige
anmutige schlanke Gestalt erhielt, indem er um 35 auf 96 Meter erhöht wurde
<das hierdurch veränderte Aussehn des Schloßhofes im Jahre 1678 gibt O. Richter
in seiner Dresdner Bilderchronik 1 <1906) Abb. 10 wieder). Die Staatsgemächer
wurden neu ausgestattet,- zwei Marmortüren im Tronsaal zeugen noch davon.
Die schöne Englische Treppe mag nicht, wie angenommen wurde, schon 1669
nach der Verleihung des Hosenbandordens errichtet worden sein, sondern erst
unter Johann Georg IV, wie die Sandsteinstatue der Gerechtigkeit im Vorraum
vermuten läßt <Abb. Nr. 249 bei Gurlitt, Dresden).
1677/78 errichtete Klengel neben dem Schießhaus das nicht minder zweck-
mäßige Reithaus anstelle des alten von 1618, das zugleich mit dem Schießhause
niedergelegt worden war,' die stattlichen Verhältnisse von 94 Meter Länge,
28 Breite und 24 Höhe sprechen für diesen Bau, der zur Abrichtung der SchuL
pferde wie zur Abhaltung von Festlichkeiten diente (um 1710 gleich dem Schieße
hause abgebrochen). <1676 wurde Klengel Oberst der Artillerie, 1685 Ober-
kommandirender der Festungen Neu= und Alt=Dresden, 1689 GeneraLWacht-
meister). 1677 wurde bestimmt daß alle Bauten ihm vorgelegt werden sollten.
Nach dem großen Brande der Neustadt 1685 führte er unter Johann Georg III
deren Neubebauung, sowie neue Befestigung nach eignen Plänen durch.
Klengel starb am 16 Januar 1691 und wurde mit militärischen Ehren zu
Grabe getragen. Den späteren Kurfürsten Johann Georg IV und August dem
Starken hatte er Unterricht im Zeichnen, in der Matematik und derBefestigungs-
kunst erteilt. War er auch vor allem Kriegsingenieur, so entfaltete er auf dem
Gebiete der bürgerlichen Baukunst eine vielseitig segensvolle Wirksamkeit durch
die Erhaltung undWiederherstellung älterer Bauten,- in seinen eigenen Entwürfen
wußte er den Bedürfnissen in schlichter und doch vornehm wirkender Weise
Ausdruck zu geben,- wie er sie rasch entwarf so förderte er auch deren baldige
Durchführung, wobei er stets auf Maßhalten in den Kosten bedacht war. Sein
rasches militärisches Vorwärtskommen verdankte er außer dem Kurfürsten dem
Oberhofmarschall von Kanne. Sein Bildnis von H. C. Fehling im Historischen
Museum zeigt ihn als einen rüstigen lebensvollen Mann von offnem Blick.
Die Anlage des Großen Gartens, die Dresden den fürstlichsten Park
vor den Toren der Stadt geschaffen hat, erfolgte nach einem Plan von 1676 durch
den späteren Landbaumeister Johann Friedrich Karcher,- das Erdgeschoß des
Palais wurde noch in den Jahren 1680/81 unter Johann Georg II aufgeführt,- da
aber der entscheidende weitere Aufbau erst unter seinem Nachfolger erfolgte,
so wird er bei diesem behandelt werden.

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