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Seidlitz, Woldemar
Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit (4): 1625 - 1710: [Johann Georg I <spätere Zeit> bis August der Starke <erste Zeit>] — Dresden, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.43933#0111
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VIERTER ABSCHNITT • JOHANN GEORG III

leicht durch seinen Lehrer Klengel geweckt, Italien zugewendet, von wo er die
sechs Florentiner Pietra=Duratafeln mit Vögeln und Früchten <Verz. 889) sowie
die schönen Ledertapeten bezogen haben wird, die schon 1686 im Moritzburger
Schlosse vorhanden waren <6Byrn, Silberkammer S. 70 A. 2),- sie waren ver-
goldet und mit Ölfarben bemalt, eine Technik die aus Spanien nach Italien ver-
pflanzt worden sein mag. Das Majolikaservice in der Porzellansammlung mit dem
sächsischen Kurwappen, das bei seinem Vater erwähnt wurde, mag eher noch von
ihm bestellt worden sein. Dieser Geschmacksrichtung gegenüber ist besonders
hoch anzuschlagen, daß sein Hofmaler Samuel Bottschild, der noch für August den
Starken in dessen erster Zeit eifrig und mit Erfolg Gemälde sammelte und dadurch
den Grund zur Dresdner Gemäldegalerie legen half, schon 1687 die für jene Zeit
ganz außergewöhnliche LInbefangenheit des Geschmacks bewies, die dazu gehörte
um so »altdeutsche« Gemälde wie Dürers dreiteiliges Madonnenbild, Cranachs
frühen Kindermord, den holländischen Flügelaltar aus dem Ende des 15 Jahr-
hunderts (Gern. Gal. Nr. 841) und wohl auch den segnenden Christus von Jacopo
de' Barbari aus der Schloßkirche von Wittenberg auszuwählen und sie der Kunst-
kammer einzuverleiben. Aus Florenz brachte Johann Georg 1684 auch das
Repetirgewehr des Michele Lorenzano mit. Der Feldküraß, den er vor Wien
trug, zeichnet sich durch absolute Prunklosigkeit aus <Verz. 916),- den getriebenen
Prunkschild Johann Sobieskis schenkte erst später ein vornehmer Pole an August
den Starken, während dessen angeblidherSchuppenpanzer mit den Malteserkreuzen
überhaupt keine Beziehung zu dem polnischen König hat. Die erbeuteten tür-
bischen Zelte von rotem Kattun mit goldfarbigen Verzierungen auf bunten mit
Watte unterlegten und aufgenähten Seiden= und Leinwandstücken wurden zur
Auszierung des Schlosses verwendet. — 1690 folgte auf den alten Tobias Beutel
dessen gleichnamiger Neffe <f 1739) als Verwalter der Kunstkammer.

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