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https://doi.org/10.11588/diglit.43933#0112
FÜNFTER ABSCHNITT
JOHANN GEORG IV
1691-1694
ohann Georg geboren am 18 Oktober 1668, übernahm Ende September 1691
als fast Dreiundzwanzigjähriger die Regirung, nachdem er an der Seite des
Vaters, der im Felde gestorben war, sich seit zwei Jahren am Feldzug gegen
Frankreich beteiligt hatte. Mit seinem anderthalb Jahr jüngeren Bruder Friedrich
August, der ihm nach dreieinhalb Jahren nachfolgen sollte, war er in inniger
Freundschaft verbunden. Bereits als Achtzehnjähriger hatte er Frankreich, Eng-
land und Holland bereist,- 1690 war er in Italien gewesen. Seine kurze Regirung
ist durch die Verhandlungen gekennzeichnet, die er fortgesetzt mit dem Kaiser
einerseits wegen der ihm zu gewährenden Subsidien sowie namentlich wegen
der Winterquartire für seine Truppen im Krieg gegen Frankreich, anderseits
wegen der Anerkennung seiner Ansprüche auf die Lauenburger Erbschaft zu
führen hatte, die ihn nahe daran brachten, sich im Gegensatz zu der Politik seines
Vaters an der Bildung einer neutralen dritten Partei zusammen mit dem neu
emporgekommenen Hannover zu beteiligen, und damit sich vom Kaiser weg
wieder mehr Frankreich zu nähern. Einen diistern Schatten wirft auf sein Leben
das Verhältnis zu dem Hoffräulein Sibylle von Neitschiitz, das von seiner frühen
Kurprinzenzeit her dauerte und ihm schließlich am 27 April 1694 bei fünfund-
zwanzig Jahren denTod an den Blattern eintrug. Von seiner ihm 1692 angetrauten
Gemahlin Eleonore Erdmute Luise von Sachsen ^Eisenach, verwitweten Mark-
gräfin von Ansbach, hatte er keine Kinder.
Der junge Kurfürst war, nach dem Ausspruch seines Bruders, zornig und
melancholisch, im übrigen aber durch Geist und Bildung ausgezeichnet. Wohl
übte der bereits von seinem Vater aus Brandenburg berufne Feldmarschall Hans
Adam von Schöning, der in Sachsen strenge Ordnung einführte und das Land
stets vor der Willkür des Kaisers zu schützen suchte, einen starken Einfluß auf
ihn aus,- im übrigen aber wußte er seinen einheimischen Ministern gegenüber die
Selbständigkeit zu wahren. Von Gestalt war er groß, mit langer Nase, auf=
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JOHANN GEORG IV
1691-1694
ohann Georg geboren am 18 Oktober 1668, übernahm Ende September 1691
als fast Dreiundzwanzigjähriger die Regirung, nachdem er an der Seite des
Vaters, der im Felde gestorben war, sich seit zwei Jahren am Feldzug gegen
Frankreich beteiligt hatte. Mit seinem anderthalb Jahr jüngeren Bruder Friedrich
August, der ihm nach dreieinhalb Jahren nachfolgen sollte, war er in inniger
Freundschaft verbunden. Bereits als Achtzehnjähriger hatte er Frankreich, Eng-
land und Holland bereist,- 1690 war er in Italien gewesen. Seine kurze Regirung
ist durch die Verhandlungen gekennzeichnet, die er fortgesetzt mit dem Kaiser
einerseits wegen der ihm zu gewährenden Subsidien sowie namentlich wegen
der Winterquartire für seine Truppen im Krieg gegen Frankreich, anderseits
wegen der Anerkennung seiner Ansprüche auf die Lauenburger Erbschaft zu
führen hatte, die ihn nahe daran brachten, sich im Gegensatz zu der Politik seines
Vaters an der Bildung einer neutralen dritten Partei zusammen mit dem neu
emporgekommenen Hannover zu beteiligen, und damit sich vom Kaiser weg
wieder mehr Frankreich zu nähern. Einen diistern Schatten wirft auf sein Leben
das Verhältnis zu dem Hoffräulein Sibylle von Neitschiitz, das von seiner frühen
Kurprinzenzeit her dauerte und ihm schließlich am 27 April 1694 bei fünfund-
zwanzig Jahren denTod an den Blattern eintrug. Von seiner ihm 1692 angetrauten
Gemahlin Eleonore Erdmute Luise von Sachsen ^Eisenach, verwitweten Mark-
gräfin von Ansbach, hatte er keine Kinder.
Der junge Kurfürst war, nach dem Ausspruch seines Bruders, zornig und
melancholisch, im übrigen aber durch Geist und Bildung ausgezeichnet. Wohl
übte der bereits von seinem Vater aus Brandenburg berufne Feldmarschall Hans
Adam von Schöning, der in Sachsen strenge Ordnung einführte und das Land
stets vor der Willkür des Kaisers zu schützen suchte, einen starken Einfluß auf
ihn aus,- im übrigen aber wußte er seinen einheimischen Ministern gegenüber die
Selbständigkeit zu wahren. Von Gestalt war er groß, mit langer Nase, auf=
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