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SIEBENTER ABSCHNITT • AUGUST DER STARKE (AUGUST II VON POLEN)

1697 war eine Malerakademie begründet worden, die von 1705 an ihren
Sitz im Fraumutterhaus auf der Salomonisbastei hatte,- als dieses Haus 1760
bei der Belagerung zerstört worden war, wurde sie 1764 in das Fürstenbergsche
Palais verlegt <das spätre Finanzministerium, das 1899 abgebrochen wurde>.
Sie hat keine sonderliche Tätigkeit entfalten können, so daß seit etwa 1715 fran-
zösische Künstler, vor allem Louis de Silvestre, berufen werden mußten356).
Man hat Augusts Neuordnung der Sammlungen, die übrigens erst zu An-
fang der zwanziger Jahre nach Vollendung des Zwingers erfolgte, mit dem Brand
von 1701 im Dresdner Schloß in Zusammenhang bringen wollen, als habe es sich
darum gehandelt die Kunstkammer vor weiterer Gefährdung zu schützen. Doch
hat es sich nach diesem Brande, wie erwähnt, nur um die Verlegung derSilber-
kammer in den kleinen Hof und wohl gleichzeitig um die Neugestaltung des
Pretiosensaals des Grünen Gewölbes gehandelt, vielleicht auch um die Neuein-
richtung und Neuaufstellung einiger andrer Räume dieser Sammlung. Im übrigen
hat der König in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts sich nicht viel um die
Sammlungen kümmern können, da er noch ständig von Dresden entfernt in
Warschau lebte.
Erst von 1707 ab, da August nach dem Abzug der Schweden aus Sachsen
endlich aufatmen konnte, läßt sich von einem Beginn der Gemäldegalerie
reden, nachdem bis dahin der kleine Bestand der Kunstkammer an Gemälden
nur gelegentlich vermehrt worden war, wie 1659 durch den Ankauf von Rubens'
Hero und Leander und eines kleinen Bildes von Turchi, 1687 durch die vom
Hofmaler Bottschild veranlaßte Herübernahme einiger wertvoller Bilder aus der
WittenbergerSchloßkirche, wie des altholländischen Flügelaltars mit der Gefangen^
nehmung Christi, des »Dresdner« Altars von Dürer, des frühen Cranachschen
Kindermordes und wohl auch des segnenden Christus von Barbari. 1699 waren
endlich durch denselben Bottschild Valdkenborchs Babylonischer Turmbau und
zwei Landschaften von Roos hinzugekommen.
Da 1707 eine ganze Menge Bilder, deren bis dahin noch keinerlei Er-
wähnung geschehen war, aus der Kunstkammer für die Ausschmückung der
Privatgemächer des Königs herausgenommen wurde, darunter einige der wert-
vollsten Bestände der künftigen Galerie, so muß angenommen werden daß sie
zumeist in der letzten Zeit angeschafft und nur vorläufig in der Kunstkammer
untergebracht worden waren. Darunter befanden sich als alte Bestände Cranachs
Bildnisse der Kurfürsten Moritz und August wie dessen lebensgroße Bilder
der Judit und Lukretia,- neu aber waren wohl Giorgiones Venus (damals noch
unter diesem richtigen Namen) und Pordenones Ehebrecherin, von Rubens so

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