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33. WALLENSTEINS VERHANDLUNGEN MIT DEM FEINDE
Bereits in der Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Generalat Wallensteins, seit dem
Februar 1631, hatten dieTerzkis von Böhmen aus eine eifrige Wirksamkeit entfaltet, um ihn mit den
Schweden in Verbindung zu bringen, damit er mit deren Hilfe sich vom Kaiser unabhängig mache
und, wie sich bald zeigte, womöglich die Krone Böhmens für sich gewinne. Das Haupt dieser
Gruppe bildete der alte Terzki von Lipa, der erst im Jahre vorher gegraft worden war, mit seiner
klugen energischen Frau,- sein Sohn Adam, der im kaiserlichen Heer diente, war mit einer Gräfin
Harrach verheiratet und dadurch mit Wallenstein verschwägert,- sein Schwiegersohn Graf Wilhelm
Kinsky wurde erst zu Ende dieses Jahres in Pirna halb internirt, das er ohne Erlaubnis des Kur»
fürsten nicht verlassen durfte. Diese benutzten Sesyma Rasch in aus Riesenburg, einer Terzkischen
Besitzung in Nordböhmen, der als Flüchtling in Meißen lebte, als eine Vertrauensperson Wallen»
Steins, um zwischen ihm und den Schweden zu vermitteln, wobei der als Verbannter in Berlin
lebende Graf Thurn, der Veranstalter des böhmischen Aufstands von 1618, eifrig als Helfer sich
beteiligte. Wie stets in solchen Fällen vermied Wallenstein selbst jede schriftliche Äußerung, um
nötigen oder schlimmsten Falls seine Mittelspersonen verleugnen zu können.
Raschins klarer und kurzer Bericht über diese Verhandlungen, den er nach Wallensteins Tod
in Wien zu seiner Rechtfertigung einreichte, erweist sich im wesentlichen als durchaus zuverlässig
und auf genauen Aufzeichnungen beruhend, da er durch die sonstigen Schriftstücke der Zeit
bestätigt wird. Danach entwickelten sich die Verhandlungen in folgender Weise:
In der zweiten Hälfte des Februar 1631, gerade als Johann Georg infolge des siegreichen
Vordringens Gustav Adolfs durch die Mark den Mut gewonnen hatte den Protestantenkonvent
nach Leipzig zu berufen, hatte Raschin durch Adam Terzki die erste Mitteilung davon erhalten daß
Wallenstein auf die Seite der Schweden gebracht werden könne, wenn sie mit ihm traktiren wollten,-
dasselbe wurde ihm drei Monat später wiederholt, nachdem die Schweden Frankfurt a. Oder
genommen hatten. Darauf hin reiste Graf Thurn mit ihm von Spandau zu Gustav Adolf. In der
zweiten Hälfte des Juni soll sich Wallenstein selbst bereit erklärt haben sich mit dem König von
Schweden zu verbinden, sobald die Zeit dafür gekommen sein würde. Die Folge davon war, daß
Thurn in der ersten Hälfte des folgenden Monats von Berlin aus mit Raschin zum zweiten mal
den König aufsuchte, der sich damals in Tangermünde aufhielt und nun an Wallenstein schrieb
er wolle ihm gegen den Kaiser helfen. Wallensteins weitere Erklärung daß er seinerzeit vom
Kaiser ganz abfallen und zum König fallen wolle, nur solle sich dieser erst mit dem Kurfürsten
von Sachsen <in dessen Armee soeben Arnim als Oberbefehlshaber getreten war> vergleichen und
konjungiren und ihm dann 10 bis 12000 Mann unter dem Grafen Thurn als Generalleutnant nach
Böhmen schicken, veranlaßte Thurn zu seiner dritten Reise mit Raschin zum König, der in Bran»
denburg stand.
Infolge dieser wiederholten und erfolgreichen Bemühungen schickte die alte Gräfin Terzki
an Thurn eine Kette von 500 Dukaten, der sie noch weitere tausend Dukaten hinzufügen wollte,
falls das zu wenig erscheine. Nachdem sich Johann Georg mit Gustav Adolf verbunden hatte
und Tilly in der Schlacht von Breitenfeld aufs Haupt geschlagen war, sagte Wallenstein zu Raschin
daß er, sobald er etwas an Truppen überkommen, viel Offiziere von der kaiserlichen Armee an
sich ziehen und den Kaiser aus allen diesen Landen bis in Welschland jagen wolle, daß das Haus

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