Im Frühling« des Jahres 1854 wurde in einer Sitzung
des Königlichen Institutes für brittische Architekten in
London von einem Mitglied« desselben das von ihm an-
geblich wieder aufgefundene allgemeine Proportionsgesetz
nach den Grundsätzen der Hellenen und die Genesis aller
Schönheitslinien der griechischen Tektonik schematisch ent-
wickelt und nach englischer Weise auf wandgrossen Dia-
grammen, womit der weite Sitzungssaal tapezirt war, an-
schaulich gemacht.
Dieses Schönheitssystem war ein rein empirisches, das
heisst, eine auf die genauesten Ausmessungen der noch
vorhandenen IJebcrreste der Baukunst, der Gefässe und
Geräthe griechischen Stiles und die Vergleichung der
Resultate dieser Messungen begründete Abstraktion. Was
dann noch dieser an sich verdienstlichen kombinatorischen
Arbeit von der Analogie zwischen den Künsten, nament-
lich zwischen der Musik und der Baukunst und von der
Gemeinschaft ihrer Grundregeln hinzugefügt wurde, vagirte
zwischen ästhetischen Gemeinplätzen und absoluter Willkür.
Dem Verfasser dieses Aufsatzes, welcher bei jenem
Vortrage gegenwärtig war, waren dergleichen Spekula-
tionen keinesweges neu, — sie hatten ihn schon öfter
lebhaft angeregt, weil er überzeugt ist, dass jede
wahre'Kunstform der Ausdruck eines gewissen
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des Königlichen Institutes für brittische Architekten in
London von einem Mitglied« desselben das von ihm an-
geblich wieder aufgefundene allgemeine Proportionsgesetz
nach den Grundsätzen der Hellenen und die Genesis aller
Schönheitslinien der griechischen Tektonik schematisch ent-
wickelt und nach englischer Weise auf wandgrossen Dia-
grammen, womit der weite Sitzungssaal tapezirt war, an-
schaulich gemacht.
Dieses Schönheitssystem war ein rein empirisches, das
heisst, eine auf die genauesten Ausmessungen der noch
vorhandenen IJebcrreste der Baukunst, der Gefässe und
Geräthe griechischen Stiles und die Vergleichung der
Resultate dieser Messungen begründete Abstraktion. Was
dann noch dieser an sich verdienstlichen kombinatorischen
Arbeit von der Analogie zwischen den Künsten, nament-
lich zwischen der Musik und der Baukunst und von der
Gemeinschaft ihrer Grundregeln hinzugefügt wurde, vagirte
zwischen ästhetischen Gemeinplätzen und absoluter Willkür.
Dem Verfasser dieses Aufsatzes, welcher bei jenem
Vortrage gegenwärtig war, waren dergleichen Spekula-
tionen keinesweges neu, — sie hatten ihn schon öfter
lebhaft angeregt, weil er überzeugt ist, dass jede
wahre'Kunstform der Ausdruck eines gewissen
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