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Sethe, Beiträge zur ältesten Geschichte Aegyptens.

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wird nun für die „Horasdiener" vor Menes zur Gewissheit durch den Turiner Königspapyrus.
Wie schon erwähnt, werden sie hier zweimal hintereinander genannt; dabei sind sie das zweite
Mal einfach mit ihrem Namen als M n |l@u|j Smszv-Hr „Horusdiener" bezeichnet, das erste

Mal dagegen vollständiger als [^j*>J ^ ^ j ^ ^ ^ © ^ ^ j iihw Smszv-Hr „die Geister (iShw)
Horusdiener". Das Wort tili „Geist" (kopt. boh. v&) ist aber ganz speziell die gewöhnliche
Bezeichnung für die wesenlosen Bewohner des Totenreiches, die Geister der Verstorbenen, die
im Glauben der Aegypter eine Zwischenstellung zwischen Göttern und Menschen einnahmen.
Die Horusdiener sind hier also, was de Rouge entgangen war, ganz im Einklänge mit ihrem
Auftreten in den Totentexten als „Verstorbene" bezeichnet.

Nicht als „Geister" ilihw), wie hier, sondern als „Götter" [ntrw), die in Gestalt von Scha-
kalen verehrt wurden, erscheinen die „Horusdiener" in einem Titel, den ein Gaufürst von Siut
(Lykopolis) und Vorsteher der Propheten des Schakalgottes Wpj-wiwt im mittleren Reich führt:

Ä^^m"^^' '^P^iÜ^^ ^ ~Wt s^w 1ltrw &msu)-ifr »der bekleidet die Leiber der
Schakale, der Götter Horusdiener" 2. Dass hier wirklich die uns beschäftigenden „Horusdiener",
nicht etwa das göttliche Gefolge des Horus aus seinem Mythus, gemeint sind, geht gerade aus
der Beziehung zu dem Schakal hervor, der wir unten noch in anderen Spuren begegnen werden
(s. u. Abschnitt 7). Wenn den „Horusdienern", die oben als „Geister" {iihw) bezeichnet waren,
hier die höhere Bezeichnung „Götter" {ntrw) gegeben wird und sie wie Götter in heiligen Tieren
verehrt erscheinen, so finden wir ganz dasselbe auch bei den sogenannten „Horuskindern"
(insw-Hr) Ivistj, Hpj, Div3-mwt-f und Kbh-sniv-f. Auch sie sind „Geister"3, werden aber bis-
weilen auch als „Götter" bezeichnet4, und drei von ihnen haben Tiergestalt (Affe, Schakal,
Sperber). Es zeigt sich in diesen Erscheinungen eben die halbgöttliche Stellung zwischen Men-
schen und Göttern, die die „Geister" im Glauben der Aegypter einnahmen. Ueberdies wäre
die Bezeichnung „Götter" für die „Horusdiener", wenn es sich bei ihnen um verstorbene Könige
handelte, auch schon deshalb gerechtfertigt, weil die ägyptischen Könige selbst als solche im
Leben wie im Tode göttlichen Rang besassen, im Leben als „guter" oder „grosser Gott" und
als Horus, im Tode als Osiris.

3. Manethos' Dynastie der Verstorbenen (vsxvsg) und ihre Stellung unter
den anderen vorgeschichtlichen Dynastieen.

Die Thatsache, dass die „Horusdiener" im Turiner Königspapyrus direkt als „Geister" oder
„Verstorbene" bezeichnet sind, weist ihnen nun auch ihre Stelle unter den vorgeschichtlichen
Dynastieen des Manethos' mit Gewissheit an. Es kann kein Zweifel sein, dass die „Geister
Horusdiener", die der Turiner Königspapyrus als Vorgänger des Menes nennt, wirklich, wie das

1) An dieser Stelle ist nach der treffenden Bemerkung von Erman: T (j (j <^> S.-fT. „bis zu den
Horusdienern" zu lesen.

2) Griffith, Siut I 173. 238. — Die Worte „Leiber der Schakale" sind hier wohl wörtlich zu nehmen, nicht wie
bei Brugsch, Reise zur grossen Oase Taf. 25, 9 als „Rudel (eig. Körperschaften) der Schakale"; vgl. u. Abschnitt 8 gegen Ende.

3) Vgl. Chassinat, Ree. de trav. 19, 23 ff.

4) z. B. Pyr. P. 673. 706 und in dem Ausdruck „Götterneunheit" für sie und die „Kinder des Hntj-htj" s. u. S. 9.
 
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