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Shakespeare, William; Schröder, Friedrich Ludwig; Brockmann, Johann Franz Hieronymus
Hamlet, Prinz von Dännemark: Ein Trauerspiel in 6 Aufzügen. Zum Behuf des Hamburgischen Theaters — Hamburg, 1777 [VD18 11829389]

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https://doi.org/10.11588/diglit.33455#0028
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Hamlet,
cr seins Größe in Erwägung ziehen wird, seine
Neigung nicht mehr in seiner Gewalt ist:
Denn er selbst hängt von seiner Geburt ab ; er
darf nicht für sich selbst wählen, wie gemeine
Leute : Die Sicherheit und das Wohl des
Staats beruht auf seine Wahl, und daher muß
sich seine Wahl nach der Stimme und den Wün-
schen des Eörpcrs, wovon er das Haupt ist, be-
stimmen. Wenn cr also sagt, er liebe Dich, so
kömmt es deiner Klugheit zu, ihm in so weit zu
glauben, als cr, nach seiner Geburt und künfti-
gen Würde, seinen Worten Kraft geben kann;
und das ist nicht mehr, als wozu cr die Einwil-
ligung des Königs erhalten kann. Ucberlege
also wohl, was für einen großen Verlust Deine
Ehre leiden kann, wenn Du seinem lockenden
Gesang ein zu leichtgläubiges Ohr verleihest;
entweder Du verlierst dein Herz, oder ftin Un-
gestüm, den zulczt nichts mehr zurückhalten
wird, sieget gar über deine Keuschheit. Fürchte
cs, Ophelia, fürchte cs, meine thcurc Schwe-
ster! 'steure einer noch unschuldigen Neigung,
die so gefährlich ist, und überlaß dich nicht dem
Strom schmeichelnder Wünsche. Das gefälligste
Mädchen ist verschwendrisch genung, wenn sie
ihre keusche Schönheit dem Mond cntsihleyert:
die Tugend selbst ist vor den Bußen der Ver-
läumdung nicht sicher; nur allzu oft frißt ein
verborgener Wurm die Kinder des Frühlings,
bevor ihre Knospen sich entwickelt haben ; und
sengender
 
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