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Shakespeare, William; Schröder, Friedrich Ludwig; Brockmann, Johann Franz Hieronymus
Hamlet, Prinz von Dännemark: Ein Trauerspiel in 6 Aufzügen. Zum Behuf des Hamburgischen Theaters — Hamburg, 1777 [VD18 11829389]

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https://doi.org/10.11588/diglit.33455#0030
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Hamlet,
Gedanken keine Zunge, und wenn Du je von
unregelmäßigen überrascht wirst, so hüte dir
wenigstens, sie zu Handlungen zu machen: Sey
gegen jedermann leutselig, ohne dich mit jemand
gemein zu machen : Hast Du bewahrte Freunde
gefunden, so hefte sie unzertrennlich an deine
Seele; aber gieb deine Freundschaft nicht jeder
neuausgebrüteten, unbefiedertcn Bekanntschaft
preis. Hüte dich vor den Gelegenheiten zu
Händeln; bist Du aber einmal darinn, so führe
dich so auf, daß dein Gegner nicht hoffen könne,
dich ungestraft zu beleidigen. Leih' dein Ohr
einem jeden, aber wenigen deinen Mund; nimm
jedermanns Tadel an; aber dein Unheil halte
zurück. Kleide dich so kostbar, als es dein Beu-
tel bezahlen kann, aber nicht phantastisch; reich,
nicht komödiantisch: Denn der Anzug verräth
oft den Mann; und in Frankreich pflegen Leute
von Stand und Ansehen sich gleich dadurch an-
zukündigcn, daß sie sich mit Geschmack und An-
stand kleiden. Sey weder ein Leiher noch ein
Borger: denn durch leihen richtet man oft sich
selbst und seinen Freund zu Grunde; und bor-
gen untergräbt das Fundament einer guten
Haushaltung. Vor allem, sey redlich gegen
dich selbst, denn daraus folget so nothwendig,
als das Licht dem Tage, daß Du es auch gegen
jedermann scyn wirst. Lebe wohl, mein Sohn;
mein Segen befruchte diese Erinnerungen in
deinem Gemüthe.

Laertes,
 
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