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Seyler, Gustav A. [Bearb.]; Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,1): Wappen der deutschen Souveraine und Lande — Nürnberg, 1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.27908#0023
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KÖKIGREICH PREUSSEN.

IS

königl. preussischen Wappen. Das Alter des Adlers will
Rentschen (brandenb. Zedernhain. Bareut 1682) sogar
bis auf Kaiser Heinrich den Vogler zurückleiten, was
jedoch mit dem Alter der Wappen iiberhaupt, unvereinbar
erscheinen muss.

Als Helmkleinod wird entweder ein offener oder
geschiossener # Flug mit g- Kleeblattsichel dargestellt.
Griinenberg hat in seinem Konstanzer Wappenbuch die
Darstellung, wie sie auf'gegenwärtigen Tafeln abgebildet ist.

4) Herzogthum Preussen. Dieses Herzogthum wiirde
abgesehen von den dort geführten Kämpfen der deutschen
Ordens-Ritter, in der grossen Geschichte ziemlich unbehel-
li<n gebüeben sein, hätte nicht der lezte Kurfürst von
Brandenburg, Friedrich III., da er sich 1701 als Frie-
drich I. den Königstitel nahm, diesen Titel statt von sei-
nem Hauptlande von dem kleinen Provinzial-Herzogthum
Preussen genommen. Staatsklugheit veranlasste ihn dazu,
und er blieb, indem er den Namen Preussen auf die
Höhe eines Königslandes brachte, zugleich in seiner Ei-
genschaft als Kurfürst von Brandenburg unverändert in
der bisher innegelmbten Stellung zum heiligen röini-
schen Reich.

Bei dieser Gelegenheit kam auch das Wappen des
preussischen Herzogthums, ein g. -gewaffneter # Adler
in S., auf den Fiügen mit g. Kleeblattsichel belegt^ zu
grösseren Ehren, indem man ihm auf die Brust ein Zei-
chen des Namens und Titels seines ersten Königs, F. R. in
g. Buuhstaben sezte, und sein llaupt mit einer g. Krone krönte.
Noch zu Ende des vorigen Jahrhunderts fehlte ihm die jezt
übliche Zierde der königlichen Krone und des Scepters in
den Fängen. Seit jenen Vervollkommnungen gilt der preus-
sische Adler fiir sich allein als Repräsentant des Königreichs
und der königl. Titel und Würden des Hauses, während
das hohenzollern’sche Stammwappen in den Ilintergrund ge-
drängt worden ist.

Tafel 13.

Wappen »1er Herzoge v. Pommern. — Grafschaft ISarliy.

1) Wappen der Ilerzoge von Pommern. Ein
zweimäl getheilter und zweimal gespallener Schild, miteinem
Schildesfuss. Die Bilder der einzelnen Felder sind zumTheil
schon früher blasonirt worden und zwar 1) Pommern,

2) Stettin, 3)Kassuben, 4) W e n d e n (Ilerzogthum),
5) Riigen, 6) Usedom (in R. ein s. Drache), 7) Rostock
(Fürstenthum Wenden), 8) Gutzkow (in G. zwei ins An-
dreaskreuz gelegte und von vier r. Rosen beseitete Aeste) 9)
Wolgast (getheilt: üben in G. wachsend ein r. Greif,
unten von B. und S. geschacht) Schildesfuss : Regalien.

Der Leser wird bemerken, dass im pommer’schen Wap-
pen unter 9 F’eldern 6 mit Greifen und 1 mit einem Dra-
chen bedacht sind. Die Ursache dieses Vorkommens möchte
mehr als Zufall sein, und nicht unwahrscheinlich mit der
abenteueriichen Geschichte jenes Landes zusammenhän-
gen. — Pommern kam von seinen Ilerzogen, nach Abster-
ben des le^ten (Bogislav XIV., f 1637) obwohl Erbverträge
mit Brandenburg bestanden, doch nicht ganz an dieses Land,
sondern wurde von Sclnveden theilweise in Besiz genom-
men, bis es endlich 1815 ganz an Preussen fiel. (Sell, Ge-
schichte von Preussen, Rantzow’s »Pomerania,« herausge-
geben von Kosegarten 1816.)

Auf dem Schild ruhen drei Ilelme, davon trägt der I.
einen r. Hut init s. Stulp, g. Knopf und darauf stehenden
Pfauenspiegeln (Usedom), der II. ein hinter einem Für-
stenhut hervorragendes Pfauenrad (Pommern), und III.
auf einem # und g. Pausch und Zindelbinde, zwischen
2 Pfauenfedern vier s. Stäbe, von denen einer 4, die andern
je drei b. Quasten oder Knöpfe haben (Wolgast). Schild-
halter: zwei wilde Männer mit Keulen.

Decken: bei I. und II. r. und s., III. # und g.

2) Grafschaft Barby. Das Stammwappen der Grafen
gleichen Namens, die 1659 in männlicher Linie ausgestor-
ben, deren Besizungen jezt grösstentheils von Preussen inne-
gehabt werden, hat auch einen Plaz im königl. preussi-
schen Majestätswappen (47. Feld). Gegenwärtige Darstellung
ist nach einer Original-Abbildung aus dem XVI. Jahrhundert.

Der Schild ist geviertet mit einem Herzschild, darin
zwei g., gekrönte, mitdem Rücken gegen einander gekehrte
Fische, (Barben) an 4 Seiten von g. Rosen begleitet in B.

(Barby). Das 1. und 4. Feld des Hauptschildes hat in
R. eine s. Rose, wegen Rosenberg, im 2. und 3. einen r.
Adler in S. wegen Miilingen *), zwei zu der Grafschaft
Barby gehörige Herschaften.

Auf dem Schild sind drei Helme, von denen der erste
mit r. und s. Decken, ein r. Kissen mit g. Quasten trägt.
Auf dem Kissen sizt ein s. Hündlein mit r. Halsband (Ro-
senberg). Der mitllere llelm hat als Kleinod ein s.-gefass-
tes und an den Ecken mit g. Knöpfen und Pfauenfedern b.
geziertes Schirmbrett, in welchein sich die Figuren des
Herzschildes wiederholen. Die Decken b. u. g.

Der dritte Helm trägt einen r. Hut mit s. Stulp und
ist auf der einen Seite mit einem r., auf der andern Seite
mit einem s. Stabe (Zepter) besteckt. Die Decken r. und s.

Siebmacher I. 16 hat ein ähnliches barby’sches Wap-
pen, in dem aber der Mittelschild und der mittlere Helni
fehlen.

Tafel 14.

Jiilich. — Kleve. — Berg. — Geldern.

Jülich, Kleve, Berg und Geldern, jezt preussische Pro-
vinzen, halten früher ihre eigenen flerzoge und kamen nach
Abslerben derselben zeitweise in preussischen, österreichi-
schen, niederländischen, bayrischen und einmal, unler Na-
poleon’s Herrrschaft, sogar in französischen Besiz, als eiu
von Murat beherrschtes »Grossherzogthum Berg.«

Im XVII. Jahrhundert ward in P'olge eines Erbschafts-
vergleichs Jülich und Berg an Bayern abgetreten, von dem
es an Preussen kam. Daher linden sich im kurfürstl. bayri-
schen Schilde auch Wappen dieser Provinzen. Als ein
heraldisches Curiosum bemerke ich bei dieser Gelegen-
heit, dass von 18 niederländischen Ilerrschaften, wie sie
v. Fugger in seinem »Ehrenspiegel« etc. aufführt, 13 inihren
Wappen Löwen führen, wie Brabant, Liinburg, Lützelburg,
Lloliand, Seeland, Flandern, Hennegau, Friesland u. s. w.

Ich komme jezt auf die hier dargesteüten Wappen.

1) Jülich. Ein # Löwe in G. Als llelmkleinod fin-
det man bald einen #, wachsenden Löwen, bald einen
solehen g. Greifen mit fT Fliigen und einem rolhen Hals-
band. Die Decken sind # und g.

2) Kleve. Die gegenwärtige Darstellung ist nach dem
Konstanzer Wappenbuch, und unterscheidet sich in Einem
wesentlich von den sonst iiblichen Abbildungen, nemlichdar-
in, dass die in dem r. Schilde befindlichen g. Lilien-Scep-
ter (Gleven) sich vor den s. iMittelschildchen vereinigen, wäh-
rend man sie gewöhnlich zur Hälfte von diesem bedeckt sieht
(z. B. in den schönen Glasgemälden der Iiapelle zu Blu-
tenburg bei Miinchen). Der Umsland, dass bei unserer
Abbildung das Helmldeinod, der r. Üchsenkopf, sich so
zeigt, als sei es über den ganzen Helm gezogeu, sowie
dass ein mit sechs Glocken behängtes, ausgezacktes s.
Band den Schild umgibt, ist nur der eignen heraldischen
Auffassung des Griinenberg zuzuschreiben. Sonst findet
man auf dem Helm einen r., g.-gekrönten Ochsenkopf,
und die Decken r. und s.

3) ßerg führt im s. Schilde einen r. Löwen. Auf dem
gekrönten Helm einen Pfauenschweif. Decken r. und s.

4) G e 1 d e r n hat abermals einen Löwen und zwar g. in
B. AufdemHelm zeigt sich ein Pfauenrad mit einerrunden,
g. Scheibe in der Mitte, auf der der b. Löwe wiederholt ist.
Dic Decken b. und g.

Bei Siebmacher I. 6 findet sich auch ein vereinigtes
Wappen »Jülich und Berge.« Der Schild ist getheilt, oben
zweimal, unten einmal ges]ialten, und enthält bereits be-
kannte Wappen, nemlich: 1) Jülich, 2) Ivieve, 3) Berg,
4) Sponheim, 5) Ravensberg. Auf dem Schild drei gekrönte
Helme mit den Illeinoden von Jülich, Kleve, Berg.

Tafel 15.

Wappcn des Kurfiirsten Allirccht Achilles. — Branden-
hurgisches Wappcn seit Mitte des XVII. Jahrhunderts.

1) Wappen des Kurfürsten Albrecht Achilles vom
Jahre 1483. Es ist geviertet mit einem llerzschild, der das
schon oben bpschriebene Zeichen der Erzkämmererwürde
enthält. Im 1. Feld des Hauptschildes zeigt sich der r.

*) In den jezigen Anhalt’schen Wappen wird fiir Mülingen ein s.
Adler iu B. geführt (s, d.)
 
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