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Siebmacher, Johann [Begr.]; Seyler, Gustav A. [Bearb.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,1): Wappen der deutschen Souveraine und Lande — Nürnberg, 1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.27908#0049
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GROSSHERZOGTIIUM OLDEKBURG.

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von Holstein und Schleswig erwählt. Yon seinen Kach-
kömmen kam nach Aussterben des zurückgebliebenen Astes
der Grafen von Oldenburg 1667, die Linie llol stein-G ot-
torp. in den Besiz des einen Theils des Landes, während
zwei andere Theile an Dänemark und Russland fielen.
Lezteres trat jedoch bald darauf sein Erbtheil, die Graf-
schaften Oldenburg und Delmenhorst an den damaligen
Fürstbischof zu Liibeck Friedrich August von der jün-
gern Linie IIolstein-Gottorp ab, worauf i. J. 1777 die ge-
nannten beiden Grafschaften von Ivaiser Joseph II. zum
IIerzogthum Oldenburg erhoben wurde, unter welchem
Namen es bcstand, bis endlich am 28. Mai 1829 der Ilerzog
Paul Friedr. August, den schon seinem Yater auf dem
Kongress zu Wien zugestandenen Titel eines Grossher-
zogs annahm.

Tafel 79.

Staatswappen.

Das grossherzoglich oldenburgische Staatswappen hat
einen gespaltenen und zweimal getheiltcn Schild mit
königlich gekrönten Ilerzschild. Dieser ist geviertet
tnit einer eingepfropften Spize. 1. zeigt in G. zwei r. Bal-
ken (Grafschaft Oldenburg), 2. in B. ein schwebendes
g. Kreuz mit einem Stachel nach unten (Grafschaft Del-
menhorst), 3. hat ein schwebendes g. Kreuz mit einer
g. Bischofsmiize bedeckt in B. (Ftirslenthum Liibeck),
4. ist von S. und R. zu 16 Fläzen geschacht (Fiirstenthum
Birkenfeld und die eingepYropfte b. Spize hat einen ge-
krönten g. Löwen (Herrschaft Jever).

Im Hauptschild zeigt 1. in R. einen gekrönten g.
Löwen, der eine s. Streitaxt mit gekrümmten Stiel hölt (No r-
wegen), 2. in G. iibereinander zwei schreitende b. Löwen
(Schleswig), 3. in R. ein s. und r. gelheiltes Schild-
chen von einem n drei Theile zerschnittenen s. Nessel-
blatt umgeben und an den drei Ecken mit s. Nägeln be-
steckt (Grafschaft Schaumburg, beziehungsweise Ilerzog-
thum Holstein), 4. in R. ein auffliegender s. Schwan mit
einer g. Krone um den Ilals (Herrschaft Stormarn), 5.
in R. ein g.-geharnischter liitter mit erhobenem Schwerte
auf einem YY-gezäumten , s. Rosse (D i i marsch e n) und
6) in G. ein gekrönler # Löwe (Grafschaft Kniphausen).

Den Schild umgibt ein hermelin-gefütterter, königlich
gekrönier Purpurmantel.

Tafel 80.

Siarsirawappesi aus den Jahren 131S, 1371 tmd 1383.

Yorliegende drei Wappen sind sämmtlich nach Siegeln
aus den genannten Jahren. Sie haben alle drei denseiben
Schild — die zwei r. Baiken in G. — doch sind die Klei-
node wesentlich verschieden.

Das Kleinod mit Fähnlein in Farben und Figuren des
Schildes, schcint das ältest übliche gewesen zu sein. Ich
finde diesen Ilclmschmuck zum erstenmale auf dem Reiler
siegel des Grafen Ileinrich v. J. 1236 ; hier trägt der Graf
auf dem Helm ein solches Fähnlein. Vom Jahre 1294 ist
ein ähnlichcs Reitersiegel des Grafen Otto vorhanden (Ha-
melmann, Oldenb. Chronik S. 91) bci welchem jedoch der
Helm rnit eilf Fähnlein geziert ist. Ein Siegel v. J. 1320
enthält nur den Ilelm mit zwölf radförinig hinter demsel-
ben hervorbrechenden Fähnlen, wahrend das Rtiek- oder
Gegensiegei den oldenburgischen Schild allein zeigt. Das
hier abgebiidele Wappen aus dem Jahre 1318 hat sjeben
Banner auf dem Helm. Aus allem Yorhergehenden scheint.
sich als sicher herauszustellen, dass die^Banner wirklich
das ursprüngliche Kleinod des oldenhurgischen Helmes
vyaren, dass aber ihre Zahl nach Laune und Gutdünken
der Wappenherrn sich önderte.

Bcim zweiten hier abgebildeten Wappen zeigen sich
als Kleinod zwei geschlossene g. Hörner, jedes mit zwei
r- Binden oder Spangen. Ich finde diese Helmzierde zu-
erst i. J. 1371. Sie hat sich mit geringen Abweichungen
später aiiein herrschend gemacht, während

Die dritte Art des oldenburgischen Kleinods ein offe-
uer Flug, nur auf wenigen Siegeln z. B. 1373, 1383 sich
vorfiudet. — Die Decken sind durchgehends r. und g.

Tafei 81.

Wappen von öelmenhorst, Jever, Holstein nnd
Ditmarschen.

Die Herrschaft Delmenhorst ward 1247 vor. eineni
Grafen aus dem Hause Oldenburg neu gebildet, und war
später unter dem Namen einer Grafschaft bakl bei Olden-
burg, Bremen, Münster, Holstein, bis sie endlich 1772 wie-
der definitiv an das Stammland kam. Zwar schrieben sicb
die Grafen von Oldenburg immer auch zugleich von Del-
menhorst, doch fingen sie erst um die Mitte des XV.-Jahr-
hunderts an, das Wappen derselben in ihren Schild auf-
zunehmen (siehe unten).

Da es kein eigentliches Geschlecht v. Delmenhorst
gab, so lässt sich auch ein vollständiges Wappen derselben
mit Helm und Kleinod nicht darstellen, zumal auch später
die Grafen v. Oldenburg sich nie eines eigenen Helms für
dieses Wappen bedienten.

Der Schiid aber hat in B. ein schwebendes g. Kreuz,
das unten einen Stachel oder Dorn hat.

Ein ähnliches Yerhältniss hat es 'mit dem Wappen von
Ditmarschen, das ungefahr in der zweiten Hälfte des
XYl. Jahrhunderts in den holsteinischen und oldenburgi-
schen Scliild aufgenommen wurde. Die Bewohner dieses
Ländchens waren frei und unabhängig fast. hundert Jahre
noch, nachdem sie Kaiser Friedrich III. zu dem neugebil-
deten Herzogthum Holsteiu geschlagen hatte (1474), und
wurden erst i. j. 1560 unterworfen.

Das Wappen des Landes Ditmarschen, sowie es
darnach in den oldenburgischen Schild aufgenommen wor-
den, zeigt in R. einen Ritter in g. Rüstung auf YY-bedeck-

tem, s. Ross reitend mit gezogenem Schwert. Er hält.
dasselbe in dieser Abbildung, der ein Siegel v. J. 1570
zu Grunde gelegt worden, in der Linken. Wie dies Wap-
penbild nach tind nach »verschönert« oder besser moder-
nisirt worden, ist aus den späteren Abbildungen zu ersehen.

Das Wappen der Herrschaft Jever, die nach dem
Tode der Maria v. Jever, f 1575, an Oldenburg fiel, ist
nach einent Siegel der ebengenannten gebildet. Der g.
Löwe in B ist hier nicht gekrönt, wie er späler abge-
hildet wird. AIsKleinod erscheinen drei Straussenfedern
g. 5 b., g. und die Decken sind ebenfalls b. und g.

Ich hahe in die Tafel weiter das Wappen des Ilerzog-
thums Ilolstein oder eigentlicher der Grafschaft Sch au m -
hurg oder Schauenburg — da Adolph Graf v. Scbauenhurg
i. J. 1106 mit Holstein helehnt, sein angebornes Wappen
auch auf das neuerworbene Ilolstein übertrug — als ein
Stammwappen des Hauses Oldenburg atifgenommen.

Yorliegende Abbildung ist in der Zeichnung nach einem
Siegel des »Henrici comitis holsacie et in showenborge«
v. J. 1415.

Es zeigt im r. Schild ein von S. und R getheiltes
Mittekschildchen das mit drei s. Nägeln besteckt und einem
zerschniltenen Nesselhlatt umgeben ist. *) Ich bemerke
hiezu , dass auC keinem der mir zu Gesicht gekommenen
äiteren Siegel das Nesselblatt schwebend ttm den Schiid,
wie man es heulzutage abbildet, erschien, sondern dnrch-
gehends die Spizen aus dem Rande des Schildes selbst
hervorwuchsen und fast durchgehends die Zalil 11 einhiel-

ten, 3 oben und 4 zu jeder Seite.

Die Kleinodc des hoisteinschen oder schaumburgischen
Helms sind sehr verschieden. Am häufigsten erscheinen
zwei s. Hürner, wovon das rcchts mit 5 bis 7 r. Fähnlein,
darin die Schildesfigur, das links mit Pfauenspiegeln be-
steckt ist; weitcrs finden sich auch 4 Banner nehen einem
Schaft rnit Pfauenwedel und manchmal auch blos die Ban-
ner, 6 oder 7 an der Zahl.

Hier erscheinon nach detn angezogenen Siegel drei r.
Banner mit der Schildesfigur belegt und zu jeder Seitc
von einein s. Schaft mit Pfauenspiegel hegleilet. Dies
Kleinod wächst aus einem r. und s. Wulst hervor. Später,
nach Erlangung der Herzogswürde (1474) sezte man statt
des Wuistes einen hermelin- oder s.-gestiilpten r. Herzogs-
hut. — Die Decken sind r. und s.

Verglciche oben : Tafel 55, 59 und ff. Die Nägel solleu fisier
Sage nacti Beziehung auf die Nägel des Kreuzes Cliristi liaben.

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