Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Siebmacher, Johann [Bibliogr. antecedent]; Gritzner, Maximilian [Oth.]; Seyler, Gustav A. [Oth.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,2): Die Wappen der außerdeutschen Souveraine und Staaten — Nürnberg, 1857

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.27909#0051
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
KÖNIGREICH HOLLAND.

37

U t r e c h t: Geviertet von R. und G. i. und 4. ein
s. Krug, 2. und 3. der holländ. Löwe. (Vergl. hiezu
das Wappen Utrecht auf der nächsten Tafel).

Taf. 90-

Wappen der veretnigten IViederlande
auH dene Anfange des X.AIII. Jahrh.,

wie man es in einigen Wappenbüchern dasiger Zeit
findet. Es zeigen sich hier die sieben Schilde derPro-
vinzen in einen Kreis gestelit und durch Bänder ver-
bunden. Innerhalb dieses Kreises steht ein gekr. g.
Löwe, in der rechten Pranke einen Bündel g. Pfeile
haltend — ais das Simbol der vereinigten Kraf't, oder
der Einheit der holländischen Republik *).

Auf einer Seite steht ein Geharnischter, der mit der
Innenhand einen der Schilde, mit der andern Hand aber
ebenfails einen Bündel Pfeiie hält.

Die Schilde sind von Rechts nach Links genannt:
1. H o 11 a n d, 2. Vercinigtes Geidern (getheilt
oben Geldern, wie vorher Tafel 89, unten in G. ein b.
Löwe wegen Zütphen), 3. Seeland, 4. Fries-
iand. 5. Omerland (Gröningen) hier der Doppel-
adier noch mit dem österreichischen Brustschild,
6. Oberyssel und 7. Utrecht: Von S. und R.
schräggetheiit. Diess hier ganz verschieden von dem
spätef und jezt üblichen Wappen der Provinz Utrecht
(s. oben Taf. 90). Kaspar Bussing in seiner „Herolds-
kunst 1713“ führt jedoch schon an, dass man das Ut-
recht’sche Wappen auch quadrirt finde mit einem Kreuz,
das oben r.. in G. unten g. in R. sei. —

Der Wahlspruch der vereinigten Staaten
der Vereinigten Niederlande war entweder:
Concordia res parvae crescunt, oder dcutsch:
Eintraoht giebt Macht.

liönlgreich

Schweden und Horwegen.

Das aite Scandinavien, dessen weitaus grösserer Thcii
die hcutigen Königreiche Schweden und Norwegcn bil-
det, hat eine bis zum Anfang unseres Jahrtausends sa-
genhafte Urgcschichte, bauptsächiich desshalb, wcil das
Christenthum und mit ihm auch die höhere Bildung erst
um diese Zeit in Scandinavien Eingang f'anden.

König Olaf, genannt der Schoosskönig (ca. 1000),
iiess sich taufen, aber das Volk der Gothen, Wenden
und Scbweden konnte erst hundert Jahre später dem
Heidcnthum entiissen werden, hauptsächlich durch den
kühnen Entschiuss König Ingialds, der den grossen
Götzcntempel zu Upsala durchFeuer zerstörte (c. 1110).

Nach einander kamen nun verschiedenc Dinastien
auf den alten Königsthron der Schweden und Gothen.
Zu.erst 1250 die Folkunger, ein angesehenes Goth-
landisches Gcschiecht. Unter derRegierung der drei Kö-
nige aus diesem Ilause trat Schweden schon erobcrnd
auf und erwarb so in Finniand Savoiax und Karelien,
in Dänemark Blekingen, Schonen und Halland.

Nach Vertreibnng der Folkttnger mit König M a g-
nus behaupteten die Schweclen das Wahlrecht zu ihrem
Königsthron in ausgedehntester Weise ; wir tinden in dem
kurzen Zeitraum von 1364 — 1818, aiso in kaum fünf
Jahrhunderten eilfmaligenDinastienwechsel, Könige und
Königinnen aus den Häusern Mecklenburg, Dänemark,
Pommern, Bayern, Wasa, Pfalz, Hessen, Oldenburg und
Bernadotte. Das leztgenannte Haus ist das noch gcgen-
wärtig regierende und kam i. J. 1818 auf den schwedi-
schen Thron, in der Person des ehemaligen kais. fran-
zösischen Marschalls Karl Bernadotte, Prinzen von

*) Dieser Löwe, der hier noch Irei (ohne Feld) steht, erscheiut nm
die Mitte des vorigen Jahrhnnderts, bereits in r. Schild königlich
gekrönt, mit Schwert und Pfeiien. Aut dem Schild, der von zwei
gekrönten g. Lövven gehalten wird, cine Spangenkrone. So gibt
Siebra. VI. 36 das „wappen der H o ch m ög e n d e n.“

Band I. Abth. 3.

Ponte-Corvo, Adoptivsohn des schwedischen Kö-
nigs K a r 1 XIII.

Dessen Sohn Oskar ist des jeztregicrenden Königs
von Schweden und Norwegen Majestät.

Taf. 91-

Majestäts - Wappen.

Das Majestäts - Wappen hat (nach k. Verordnung
vom 20. Juni 1844) einen durch ein g. Kreuz, dessen
linke Hälfte fehlt, gespaitenen Schild, mit aufgclegtem
Mittelschild.

Dieser ist gespalten, hat vorne in b., s., r. schräg-
getheiltem Feld eine gebundene g. Garbe (Wasa),
hinten über einer s. Brücke schwebend einen gekrönten
g. Adler (B e r n ad o 11 e).

Im Hauptsehild im Oberwinkel des Kreuzes das
Wappen von Schweden: inB. drei, 2. 1, g. Kronen,
im Unterwinkel ebenfalls in B. drei s. Schrägüüsse *)
davor ein gekrönter r. Löwe wegen Gothland oder des
Gothenreiches.

Die hintere Hälfte des Schildes hat in R. einen ge-
krönten g. Löwen, der eine s. HeJIparte an g. Schaft
hält, wegen des Königreichs Norwegen.

Auf diesem Schild ruhen die beiden Kronen von
Schweden und Norwegen, und um denselhen hängt Kette
und Kleinod des Seraphin-0 rd ens.

Schildhalter: zwei königlich gekr. g. Löwen.
Um das Ganze ein aussen mit g. Königskronen besätes,
königlich gekröntes purpurnes Wappenzelt.

W elches ist das Wappen «les Iiönig*
reiclis Schweden?

Bevor ich zur Erttwicklung und allmäligen Verän-
derung der Königswappen jn Sohweden übergehe, muss
ich über den Ursprung und die umfängreiche Bedeutung
des unter dem Namen „Schweden“ gegenwärtig bekann-
ten Wappens meine unmassgebliche Änsicht beihringen,

Zuvördersf hemerke ich, dass in vorliegendem Falle
von einem Stammwappen , i. e. von einem angebornen
Wappen aller schwedischen Könige insofern nicht die
Rede sein kann, als liier nicht, wie dies bei den ineisten
andern monarchischen Ländern der Fall war, der Fürst
dem Lande soin Hauswappen aufokfroirte, sondern viei-
mehr jeder König in Schweden neben seinem Familien-
wappen, das Wappen des Landes Schwcden führen
mussfe. Also haf das K-önigreich Schweden
von jeher ein eigenes Wappen, unabhängig vom Di-
nasfienwechsel geführt ? U n d weicheswardies
W a p p e n ?

Die Frage iiesse sich auf den ersten Anblick kurz
dahin beantworten: Das Wappen des Ivönig-
reichs Schweden hat in blauem Schiide
d r e i g o 1 d e n e K r o n e n. — — Die Sache ist jedoch
lange nicht so einfacli und klar, als es den Anschein
hat, dafür werden die nachfolgenden Zeilen hinlängliche
Beweise enthalten. Sie häiten sich aber wahrscheinlich
nimmermehr einer so auslührlichen Erörterung dem grös»
seren Publikum gegenüber zu erfreuen gehabt, hätte
nicht ein Umstand, den ich sogleich berichten werde,
hiezu den ersten kräftigen Anstoss gegeben.

Als König Kristian III. vonDänemarkim
Jahre 1548 seine Toehter Anna mit grossem Pomp an
den Kurlürsfen August von Sachsen verinälte, hatte
er unter Anderm auch auf die Brautkutsc.he das dänische
Wappen malen lassen, welches aber gegen den bisheri-
gen Gehrauch nehen den übrigen Wappenbildern auch
das schwedische, resp. drei g. Kronen in B- cnt-
hielt. Dies neue Wappen war auch auf die Tafeln ge-
malt. die man naeh damaliger Sitte bei den Reisen von
Standespersonen ober der Thüre der Nachlherberge auf-
zuhängen pflegte.

Welchon Grund KÖnig Kristian für diese Neuerung
haben mochte, das lässt sich mit Sicherheit wol nicht

*) Vergteiehe hiesn unten Tafe! 93.

10
 
Annotationen