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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,4,1): Städtewappen — Nürnberg, 1885

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https://doi.org/10.11588/diglit.29231#0061
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STAKDTEWAPPEN.

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Zscliopau, Stadt im Königreich Sachsen, ßegier-
■ungsbezirk Zwickau, an der Zschopau; sehr alter Ort,
führt auf ältesten Siegel drei einzeln stehende Thünne,
deren mittelster auf einem Felsen, in neuerer Zeit drei
auf einer schmalen gezinnten Mauer stehende einzelne
Thürme, auf dem neuesten eine hohe Mauer mit Thor und
und drei Thürmen darauf. Farben unbekannt.

Zwenkau, Stadt im Königreich Saclisen, Regier-
ungsbezirk Leipzig, sehr alter Ort, schon i. J. 1004 ur-
kundlich erwähnt. 'VY'appen: ein s. Rost in B., in älterer
Zeit, in neuerer dagegen den heil. Laurentius, welcher in
der Rechten den Rost, in der Linken einen Zweig (Palmen?)
hält vermuthlich in denselben Farben.

Zwickau, Stadt im Königreich Sachsen, an der
Mulde, Regierungsbezirkstadt, sehr alr, mit wendischen,
einen Marktplatz bedeutenden Namen, schon im Jahre
1180 urkundlich erwälmt, vom Jahre 1290 bis 1348
Reichsstadt. Auf dem ältesten Siegel, an Urk. vom
Jahre 1290, sind drei Tliürme mit Pforren auf einer Unter-
lage stehend, welche einem Kahne mit niedrigem Rande
ähnelt, an einem Wasser. Jeder der drei Thürme hat
ein anderes Dach und sein Mauerwerk ist verschieden
schraffirt. Ein Secrethatdieselbe Darstellung, derenDeutung
rmd Farben unbekannt sind. In der Mitte des 15. Jakr-
hunderts erscheint dasselbe Siegel vermehrt mit einem
Schilde am untern Rande, worauf drei Schwäne im Drei-
eck 2, 1 stehen. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts kam
ein Siegel in Gebrauch, worauf das Schild mit den drei
Schwänen mit einem Kurfürstenhute bedeckt und einer
ganz ungewöhnlichen Umschrift: Haeo est Cigneae candida
et alma fides, einem Pentameter, zu Deutsch: Dies ist
die reine und gütige Treue Cygneas. Das Yorkommen
der Schw räne veranlasste den Dr. Erasmns Stül e r, dersich

als Schriftsteller fet elia nanute, dio ifabei zu ersinuen,
dass die Stadt von eitiem gewissen Cygnus, Sohn oder
Enkel des Hercules gegründet und nachmals von einer
Gräfin Swanhildis zu Zeiten Karl des Gr. besessen
worden sei, dazu aucli die erforderlichen Urkunden zu
fabriciren. Derselbe ward i. J. 1515 auf kurfürstlichen
Befehl Bürgerineister der Stadt und gab nls solcher zu
Beurkundung seiner loyalen Gesinnung wahrscheinlich jenes
Siegel mit dem A rerse an. Im 17. Jahrhundert kam ein
ganz anderes Y7 appen in Gebrauch: ein geviertetes Schild,
auf dessen ersten vierten Platze die drei Schwäne, auf dem
zweiten und dritten Platze dagegen drei Thüren durch eine
Mauer verbunden, an einem Flusse dargestellt sind. Auf
der rechten Schildseite ruht ein Helm mit geschlossenem
Yisire, darauf ein wachsender Mann, der in der Rechten
einen Streitkolben schwingt, als Kleinod. Der auf der
linken Schildseite stehende Helm ist mit einem Kurhute
bedeckt,'hinter welchen sieben Fälinchen drei rechts, vier
links hervorragen. Dieses "Wappen wird noch geführt,
es lcommt jedoch als Secret blos der Schild mit den drei
Schwänen vor. In Farben werden die Schwäne s. in R.,
die Thürme s. in R. an einem b. Flusse, der wachsende
Mann mit einem purpurnen Rocke und einer w. Schärpe,
der Kurhut in Purpur mit w. Hermelin verbrämt, darge-
stellt. Die Fähnchen sind w. und r. quer gestreift; von
gleicher Farbe die Helmdecken. Dass jene wechselnde
Figur den heil. Mauritius, den Schutzpatron der Stadt dar-
stelle, ist eine irrige Annahme, da dieser Heilige nicht in
solcher AYeise, sondern als Mohr mit Lanze dargestellt
wird. Yermuthlich wollte man nur die "Wehrliaftigkeit der
Bürger darstellen. Dass die siebenFalinen auf dem Kur-
hute die sieben Fahnenlelin des Kurfürsten von Sachsen
andeuten soll, scheint sicher zu sein. Yergl. Herzog Ohronik
v. Zwickau. 1839. Thl. I. S. 258.

Sechste Meilienfolge.

Bearbeitet von Advocat Gautsch in Dresden.

Tafel 85.

Alt-Georgswalde, böhm. Jirkov, Stadt imKönig-
reich Böhmen, im Leitmeritzer Kreise. Der Ort wurde
den 7. Nov. 1753 auf Yerwendung des Grafen Harrach
zu Rohrau zu einen Reichsmarktfiecken und 1784 vom
Kaiser Joseph II. zur Stadt erhoben. Er führte den
heil. Georg im Ivampfe mit dem Drachen im r. Felde.

Aussee , Marktflecken im Kaiserfhum Oesterreich,
Herzogthum Salzburg, an der Traun, wurde 1450—55 vom
Kaiser Friedrich IY. zum Markte erhohen und erhielt
als Wappen einen, durch einen b. Querbalken getheilten
Schild; im obern Felde zwei auf diesem Balken stehende
s. Salzkufen in R., unten ein nach links schwimmender
Fisch in einem (b.) See; Ein altes, im 14. Jahrhundert
schon vorkommendes Siegel zeigt drei mit den Köpfen
gegen einander gekehrte ins Dreieck (2. 1.) gestellte Fisclie.

Böhmiscli-GaMoiiz, böhm. Jablonec, Jab-
lunka, Marktflecken im Königreich Böhmen, im Bunz-
lauer Kreise, an der Neisse; erhielt erst i. J. 1808 Markt-
recht und wurde erst 1852 zur Stadt erhoben, wohei es
das vorgeschlagene Wappen: einen gespaltenen Schild,
auf einen österreichischen Reichsadler gelegt, von welchem
nur die Enden der Köpfe, Flügel, Klauen und Schwanz
zu sehen sind. Die rechte Scliildseite zeigt einen gr.
Apfelbaum mit Früchten auf berasten Boden, durch den

Bd. I. Ahth. IY.

sich ein Fluss sclilängelt in B., in Anspielung auf Namen

(Jablonc lieisst im Bölim. der Apfelhaum) und die Lage
(an der Neisse). In der linken Schildhälfte ist der s. ge-
krönte, einköpfige, böhmische Löwe in R.

IBöhmiscli -Gratzeii, auch Gratz, böhm. No-
vohrady, Stadt im Königreich Böhmen, im Budweiser
Kreise, am Görlitzer Baclie, entstand durch die Yeste
Gratzen und war zu Anfang des 14. Jahrhunderts schon
königl. Stadt. Im Jahre 1596, wo sie im Besitze der
Plerren von Rosenberg war, wurde ihr mit Genehmigung
des Kaisers Rudolph II. folgendes Wappen verliehen:
eine s. mit Zinnen gekrönle Mauer, auf welcher zu den
Seiten zwei Thorthiirme mit geschlossenem Thore, zwei
Fenstern darüher, r. Satteldache mit g. Knöpfen stehen.
In der Mitte zwischen denselben, über der Mauer schwebt
die fünfblätterige g. Rose der Rosenberge von Neuhaus.

JEiölimiseli-Kamnitz, auch Chemnitz, bohm.

Ceskä Kamenice, Stadt des Königreich B öhmens, im
Leitmeritzer Kreise, am Kamnitzer Bache, Avurde zu Fmde
des 16. Jahrhunderts auf Verwendung Abraliams von
Wartemberg, ilires Grundherrn, durch Kaiser Ru d o 1 p h II.
zur Stadt erhoben und mit dem Wappen der Wartem-
berge, einem gespaltenen Schilde, reclits G., links tX
begabt.

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