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Seyler, Gustav A. [Bearb.]; Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,5,1,1): Bisthümer — Nürnberg, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.25072#0030
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18

BISTHÜMEE UND KLÖSTEE. i. reihe : bisthümer.

weniger ein bischöfliches Leben führten; so war es nur
noch eine Formalität, wenn im westfälischen Frieden 1648
das Stift in ein weltliches Fürstenthum mit Sitz und
Stimme auf den Eeichs- und Kreistagen umgewandelt
und dem herzoglichen Hause von Meklenburg zugeeignet
wurde.

W a p p e n *).

Das bereits mehrfach citirte Schrot’sche Wappenbuch
giebt unter „Eatzenburg“ das auf Taf. 40 Nr. 2 abge-
bildete Wappen und beschreibt dasselbe wie folgt: „Im
rothen schildt ein weiss Creutz mit sparrn.“ Dr. Grote **)
kannte für dieses Falsum keine ältere Quelle als das
Siebmacher’sche Wappenbuch (1605), aber er hat nachge-
wiesen, wie das Falsum entstanden ist. Im Constanzer
Concilienbuch findet sich nämlich genau dasselbe Wappen,
als das des „Jacobus eps. Plocensis in duc. Masophie.“
Ich füge noch die literargeschichtliche Notiz hinzu, dass
Siebmacher seine geistlichen Wappen nicht direct dem
Concilienbuch, sondern zunächst dem Schrot’schen Wap-
penbuch entnommen hat. Die vielen Falsa des letzteren
dürften darin ihre Ursache haben, dass Schrot den Druck
seiner Sammlung nicht mehr erlebte und daher die Fehler
des Setzers, des Holzschneiders nicht mehr berichtigen
konnte.

Das richtige Wappen des Bisthums Eatzeburg ist ein
gespaltener Schild, mit einem halben Thurm am Spalt
und einem Bischofsstab. Die Stellung dieser Figuren
variirt; bald steht der Thurm bald der Bischofsstab rechts
oder links. Zuerst erscheint das Wappen im Siegel des
Bischofs Detlev v. Parkentin (1895 — 1419). Hier sehen
wir in den Nischen eines gothischen Chores rechts den
bischöflichen Schild (Krummstab rechts) links den Fami-
lien-Wappenschild des Bischofs, überlegt mit einem
Krummstab. Wir haben uns erlaubt, diese beiden Schilde
unter einem Bischofshute nebeneinander zu stellen.
(Taf. 39 Nr. 1).

Von Bischof Johannes V. ebenfalls aus dem Ge-
schlechte von Parkentin (1479—1510) sind Wappensiegel
in reichlicher Auswahl vorhanden. Er führt durchweg ein
eigenthümlich quadrirtes Wappen. In einen Schild sind
vier kleine Schilde gesetzt, von denen 1. und 4. das bi-
schöfliche, 2. und 8. das Geschlechtswappen zeigen. In
einem Siegel von 1488 ist der 2. Schild mit dem Krumm-
stab überlegt, dessen Knauf über den äusseren Schild
hinausragt. Wir bilden dieses Wappen (Taf. 39 Nr. 2) ab.

*) Ein sehr werthvolles Material für die Heraldik des
Bisthums Eatzeburg verdanke ich dem Herrn Archivrath
Dr. hon. Masch, Pastor in Demern, Eitter etc., zunächst
durch seine gediegene Abhandlung in den Meklenburg.
Jahrbüchern I. Bd. (1836) S. 143 ff. („das Eatzeburgische
Wappen“). Sodann hatte aber auch Herr Dr. Masch die
Güte, mir Zeichnungen aus seinen reichhaltigen Samm-
lungen zur Verfügung zu stellen, wofür ich hiemit pflicht-
schuldigst danke.

**) Geschichte des Königlich Preussischen Wappens
S. 94 f.

B. Heinrich Bergmeier (1510—1524) führt ein regel-
recht quadrirtes Wappen. — Georg von Blumenthal,
Bischof v. Eatzeburg (1524—1550) undLebus führt einen
quadrirten Schild mit Herzschild. 1. und 4. (nicht ge-
spalten) Eatzeburg, 2. und 3, Lebus. Herzschild: Fami-
lienwappen. Der Schild ist mit der Bischofsmütze be-
deckt und von 2 Krummstäben hinterlegt. (Taf. 39 Nr. 3).

Die Farben der bischöflichen Wappenbilder werden
verschieden angegeben. Am richtigsten dürften dieselben
von Blau und Gold verwechselt tingirt werden. Das
Braunschweiger Schichtbook (hat den Bischofsstab vorn)
tingirt die Felder golden, die Figuren blau. Botho’s
Sachsenchronik giebt ein variirendes Wappen: einen
Thurm mit schrägrechts durchgestecktem goldenem Bi-
schofsstab blau in Eoth.

Aus dem Allen ist zu ersehen, dass zwar die Wap-
penbilder für sich feststehen, dass jedoch in der Stellung
derselben wie in der Tingirung von den einzelnen Bi-
schöfen ziemlich willkürlich verfahren wurde.

Mit der Verweltlichung des Bisthums, welche seit
Einführung der Eeformation mehr und mehr überhand-
nahm, scheint das bischöfliche Wappen durch vieljährigen
Nichtgebrauch in Vergessenheit gerathen zu sein. Herzog
Augustus von Braunschweig-Lüneburg, seit 1610 postu-
lirter Bischof von Eatzeburg, sah sich in der Lage, ein
neues Wappen hervorzusuchen, — oder war es ebenfalls
nur eine willkürliche „Verbesserung“ des alten ihm be-
kannten Wappens, wenn er auf seinen Stammwappenschild
für Eatzeburg folgenden Mittelschild legt? —:

Ein Thurm. schräg hinterlegt von Krummstab und
Schwert mit darüber schwebender Bischofsmütze (Taf. 40)*).

Uns scheint es fast, Bischof Augustus habe das ihm
vielleicht bekannte Wappen in der Sassenchronik dem
Geschmacke seiner Zeit anpassen wollen, wobei er jedoch
nicht sonderlich glücklich war.

Nachdem im westfälischen Frieden dem Stifte Eatze-
burg der Titel eines Bisthums, der ihm schon lange nicht
mehr gebührte, genommen war, hatten die Herzoge von
Meklenburg Veranlassung, dem neuen Fürstenthume in
ihrem Wappen ein Feld einzuräumen. Es geschah diess
erst von Herzog Christian, welcher 1658 succedirte; selt-
samer Weise sehen wir hier wiederum ein neues Wappen
auftreten: ein schwebendes ausgeschweiftes goldgekröntes
Kreuz weiss in roth; auf dem Helm 7 silberne Lanzen
mit rothen Fähnchen. (Taf. 40 Nr. 3). Wir glauben es
durch Gegenüberstellung des Schrot’schen Falsums
(Taf. 40 Nr. 2) ziemlich plausibel zu machen, dass Her-
zog Christian das Wappenbuch von Schrot gekannt und
das dort gegebene Wappen von „Eatzenburg“ für das
Fürstenthum Eatzeburg „bearbeitet“ hat. Die Hauptsache
ist hier wie dort das Kreuz, die Farben sind vollständig
übereinstimmend. Nur die Helmzier ist (entschieden neu.
— So wäre also für dieses neue Wappen der sehr fehl-
bare Augsburger Bürger Martin Schrot oder der Verleger
seines posthumen Werkes, Adam Berg (1576) verantwort-
lich zu machen.

*) Nach einer Münze!

Reihenfolge der Bischöfe von Ratzeburg.

1) Evermodus, ein Niederländer, vorher Propst des Klo-
sters U. L. F. in Magdeburg, ernannt 1154, f 1178
17. Febr.

2) Isfried, vorher Propst im Kloster Jerichow 1180—
f 1204 15. Juni.

3) Philipp 1204. f auf einer Eomreise 1215.

4) Heinrich I., vorher Dompropst, 1215— f 1228
29. April.

5) Lambert v. Bramstede, Domherr von Bremen und
Hamburg, vom Papste dem Capitel als Bischof auf-
gedrungen, f 1228 6. Nov.

6) Gottschalk, vorher Dompropst, 1229— 7 1235 8. Dec.

7) Peter, vorher Dompropst, f 1236 29. Aug.

8) Ludolf I., vorher Stiftskämmerer 1236— j 1250
29. März. Im 14. Jahrh. canonisirt.

9) Friedrich, vorher Dompropst 1250—1257.
 
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