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Siebmacher, Johann [Bibliogr. antecedent]; Seyler, Gustav A. [Oth.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,5,1,1): Bisthümer — Nürnberg, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.25072#0034
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22

BISTHÜMER UND KLÖSTER, i. reihe: bisthümer.

Hinter dem Schilde steht senkrecht das Kleeblatt-
kreuz, schräg Krummstab und Schwert. Darüber schwebt
der erzbischöfliche Hut mit 4 Quasten. (Taf. 46).

Hieronymus Graf v. Colloredo, Erzbischof,
geh. 31. Mai 1732, erwählt den 14. Mai 1772; er ent-
sagte 1803 der weltlichen Landeshoheit *) und starb 1812,

Es giebt von diesem Kirchenfürsten zwei Wappen,
die nach verschiedenen Methoden aufgerissen sind. Das
eine schliesst sich in der Hauptsache den zuletzt beschrie-
benen Wappen der früheren Erzbischöfe an, während das
andere nachstehende Gestalt hat.

Geviert mit Mittelschild.

Der Mittelschild ist mit der Grafenkrone von neun
Perlen bedeckt und enthält in fl ein s. Querbalken,
welcher mit dem fl Doppeladler belegt ist, zwischen
dessen Köpfen die Kaiserkrone schwebt. (Colloredo).

Hauptschild. 1. und 4. in G. ein fl: Löwe, 2. und
3. in R. ein s. Querbalken. (Salzburg).

Hinter dem Schilde senkrecht steckt das Kleeblatt-
kreuz, darüber schwebt der bischöfliche Hut mit vier
Quasten. Das Ganze ist von einem fürstlichen Wappen-
mantel umgeben und mit dem Fürstenhut bedeckt. Hinter
dem Mantel schräg, stecken Schwert und Krummstab. (Taf.47).

Der Hauptschild dieses Wappens macht dasselbe zu
einem Unikum in der Heraldik des Erzbisthums Salzburg!
Die Art und Weise, in der hier zwei zusammengehörige
Wappenbilder auseinandergerissen sind, ist nach den Re-
geln der Heraldik ganz falsch und durch Nichts zu
rechtfertigen. Es hat aber ganz den Anschein, als wenn
dieses Wappen bei Aufstellung des churfürstlich Salzburg’-
selien Wappens als Muster gedient hätte. Wir sehen
diess im nachfolgenden Abschnitt.

II. Ferdinand Churfürst von Salzburg.

Derselbe führte einen Schild mit Mittel- und Herz-
schild.

Der Hauptschild ist quergetheilt, die obere Hälfte
einmal, die untere zweimal gespalten; 1) in G. ein

fl Löwe; 2) in R. ein s. Querbalken (1. und 2. wegen
Salzburg); 3) in R. ein s. Bischofsstab (wegen Eichstätt) ;

4) in S. ein rechtsspringender r. Wolf (wegen Passau);

5) in R. zwei in’s Andreaskreuz gelegte s. Schlüssel mit
auswärts gekehrten Bärten (wegen Berchtesgaden).

Der Mittelschild ist geviert und mit der könig-
lichen Krone bedeckt; 1) gespalten; rechts von S. und R.
achtmal quergetheilt (wegen des Königreichs Ungarn);

*) Wenn es in Leitzmann’s Wegweiser auf dem Ge-
biete der deutschen Münzkunde (Weissensee 1869) S. 641
heisst: „Der Erzbischof wurde 1803 Churfürst“, so ist
diess ein gewaltiger Schnitzer!

links in R. ein aus einer g. und auf gr. Dreiberg liegen-
den Krone hervorragendes Patriarchenkreuz (wegen des
ungarischen Apostolats); 2) in R. ein gekrönter s. Löwe
(wegen des Königreichs Böhmen); 3) gespalten, rechts in
S. ein r., g.-bewehrter und gekrönter Adler mit g. Klee-
stängeln auf den Flügeln (wegen Tyrol); links in G. fünf
r. Kugeln (2. 2. 1.) und über denselben eine b. Kugel,
welche mit drei g. Lilien (2. 1.) belegt ist (wegen Tos-
cana); 4) gespalten; rechts in G. ein r. rechter Schräg-
balken mit drei s. gestümmelten Adlern belegt (wegen
Lothringen), links in G. ein r., b.-bewehrter und gekrön-
ter Löwe (wegen Habsburg).

Der Herzschild ist mit der erzherzoglichen Krone
bedeckt und enthält in R. einen s. Querbalken (wegen
Oesterreich).

Den Hauptschild umgeben die Ketten und Insignien
des Ordens vom goldenen Vliess und des toscanischen St.
Stephansorden. — Der Fürstenmantel, welcher das Ganze
umgiebt, ist mit dem Churhute bedeckt (Taf. 48).

In diesem Falle ist, um den Hauptschild noch mit
einigen Worten zu besprechen, das Auseinanderreissen des
Wappens des Erzstiftes Salzburg nicht allein regel-
widrig, sondern auch unpractisch. Es waren in dem
Schilde die Symbole von vier geistlichen Fürstentliümern
unterzubringen, welche naturgemäss und regelrecht eine
einfache Quadrirung ergeben hätten.

III. Fiirsterzbisthum Salzburg.

Nach einer von 1812 bis 1823 dauernden Sedisvacanz
erhielt die Metropole von Salzburg wieder einen Erz-
bischof, nämlich:

Augustin Gruber, der von 1824 bis 1835 regierte.

Sein Wappen hat folgende Gestalt: zwei aufein-
ander gesetzte Schilde. Der obere ist oval und enthält
im g. Felde den heiligen Rupert im bischöflichen Ornate,
auf einer Wolke sitzend. Im rechten Arme, der erhoben
ist, ruht der Krummstab, in der linken Hand hält der
Heilige ein Gefäss. — Der untere Schild, welcher vier-
eckig und mit einer Cartouche versehen ist, enthält einen
Engel, welcher vor jungen Bäumchen stehend mit einer
Reuthaue arbeitet. Hinter dem Schilde schrägrechts steckt
der Krummstab, links ruht die Inful. Hinter beiden
Schilden senkrecht steckt das Kleeblattkreuz, darüber
schwebt der erzbischöfliche Hut mit vier Quasten. Das
Ganze umgiebt ein Fürstenmantel, welcher mit dem Für-
stenhute bedeckt ist. (Taf. 49).

Der ovale Schild ist aus dem Wappen des Dom-
capitels übernommen und es zeigt sich hier der Ansatz
zu einem bleibenden Wappen, der inskünftig vielleicht
wieder zur Geltung kommt. Die folgenden Erzbischöfe
führten resp. führen in ihrem Wappenschilde nur ihr Ge-
schlechtswappen und es deuten lediglich die Umgebungen
desselben auf die erzbischöfliche und fürstliche Würde.

Reihenfolge der Erzbischöfe von Salzburg.

Johann, von Bonifacius 739 eingesetzt, + wahrschein-
lich 743.

Virgil, angeblich aus einem irländischen Geschlechte
entsprossen, weigerte sich 22 Jahre lang, die bischöf-
liche Weihe anzunehmen und regierte den Sprengel
als Abt von St. Peter, consecrirt 766, -j- 784.

1) Arno 785 Bischof von Salzburg, j 821,

2) Adalram, 821 — 836.

3) Luipram, 836—857.

4) Adalwin, 856 — 873. (Hier folgt in einigen Reihen
Adalbert I., der nicht existirt hat).

5) Dietmar I., 873—907 (im Kampfe gegen die Ungarn
erschlagen).

6) Piligrim I., 907—923.

7) Adalbert I., 923 - 935,

8) Egilolf, 935- f 989.

9) Herold 939, excommunicirt und abgesetzt 954.

10) Friedrich I. Graf von Chiemgau, 954, 959 als wirk-
licher Erzbischof bestätigt, f 991.

11) Hartwich Graf von Sponheim aus dem Lavantthale,
991-1024.

12) Günther, Kanzler des Kaisers Heinrich II., erw. 1025,.

' t 1026

13) Dietmar II. v. Nostitz, 1026-1041.

14) Balduin, 1041—1060, 8. April.

15) Gebhard Graf von Helfenstein, vorher Vicekanzler
Heinrich IV., 1060— f 1088 15. Juni, zeitweilig
verdrängt von

Bertholü Grafen von Mosburg, dem von Kaiser Hein-
rich IV. 1078 eingesetzten Gegenerzbischof. Dieser
 
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