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Seyler, Gustav A. [Bearb.]; Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 1,5,1,1): Bisthümer — Nürnberg, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.25072#0083
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BISTHÜMER UND KLÖSTER.

I. REIHE: BISTHÜMER.

71

Wie der Niirnbergische Geschichtschreiber Johann
Miillner (f 1634) meldet, hat der Kaiser, „damit dieses
Bisthum desto mehr erhebt und versichert würde, dem-
selben nicht allein die vier weltliche Churfürsten
zu den vier Erbämtern verordnet, sondern auch sonst
viel mächtige Fürsten Grafen und Herrn des Reichs
sammt vielen reichen Klöstern mit Lehen unterworfen,
und diess nennt man St. Kunigunden güldenen oder
seidenen Faden, damit sie den Stift, als mit einer
Vormauer und wohlbevestigten Bollwerk, umgeben.“ Ober-
schenk war der König von Böhmen, Obertruchsess der
Churfürst von der Pfalz, Obermarschall der Churfürst von
Sachsen, und Oberkämmerer der Churfürst von Branden-
burg. Die Churfürsten belehnten wieder vier alte Ge-
schlechter mit den Unterämtern. Unterschenken waren
die v. Aufsess, Untertruchsessen die v. Bibra, Untermar-
schalle die Marschalk v. Ebnet, Unterkämmerer die v
Rotenhan.

Das Domkapital bestand aus 20 Capitularherren und
14 Domicellaren; es wählte den Bischof aus seiner Mitte.
Seit 1398 waren die bischöflichen Rechte durch die Wahl-
kapitulationen beschränkt worden und errangen dadurch
die Domherren grössere Rechte, einen Antheil an den
wichtigeren Regierungsgeschäften , und grössere Einkünfte.
Dem Domcapitel gehörten sechs Aemter und viele zer-
streute Unterthanen Jedes Mitglied des Domkapitels
musste 16 Ahnen erproben.

Der Bischof stand in geistlichen Dingen unmittelbar
unter dem Papst. Auf dem Reichstage hatte er die
vierte Stelle unter den geistlichen Fürsten, also gleich
nach den Churfürsten. Im fränkischen Kreise war der
Bischof mitausschreibender Fürst und Director, wie auch
Director in den drei Kreisen, welche wegen der Münze
korrespondirten.

Das Fürstenthum Bamberg enthält 19 Städte, 19
Marktflecken, 17 Oberämter, 34 Vogteiämter und 13 mit-
telbare Aemter. Der Flächeninhalt machte 65 Q Meilen
mit 195,000 Einwohnern aus. Die Waldungen standen
unter 34 Forstämtern. Die Einkünfte des Bischofs wur-
den auf 875,000 Gulden geschätzt

Im Jahre 1802 wurde das Hochstift säcularisirt. Im
September rückten bayerische Truppen in Bamberg ein
und von dem Grafen von Hompesch die Besitznahme für
Bayern am 28. Nov. vollzogen. Die Einverleibung in das
Churfürstenthum Pfalz-Bayern erfolgte am 25. Febr. 1803.

Nach dem Tode des Bischofs Georg Karl von Fechen-
bach (9. April 1808) bestand in der Diöcese Bamberg
Sedisvakanz bis zum Jahre 1517 durch das zwischen dem
König Maximilian Joseph von Bayern und dem Papste
Pius VII. abgeschlossene Concordat und durch die hierauf
bezügliche Circumscriptionsbulle vom 8. September 1821
ward die Diöeese Bamberg zum Eizbisthum erhoben,
welchem die Diöcesen Würzburg, Eichstätt und Speyer
als Suffragan-Bisthümer untergeordnet wurden.

Wappen.

Das Wappen des Hochstifts Bamberg ist ein # Löwe
unter einem s. Querbalken im g. Felde. In der Regel
wird dieses Wappen für das des hin gerichteten Grafen
Adalbert von Babenberg erklärt, von dem indess wohl
kaum eine glaubwürdige Kunde vorhanden sein dürfte!

bis 1674 behauptete Landeshoheit, musste Bamberg ab-
treten und die Oesterreichische anerkennen. Endlich ver-
kaufte das Hochstift diese Besitzungen 1760 an Oester-
reich für 1 Million Gulden, unaufkündbar zu 4%. Nach
Aufhebung des Hochstifts 1802 ist auch das Kapital von
Oesterreich eingezogen worden.

Eine ganz besondere Wappensage registrirt der alte Chro-
nist Fries (16. Jahr.), die wir ebenfalls anführen, obgleich
sie kein besseres Anrecht auf Glauben hat, wie die eben
erwähnte:

„Dieses Wappen soll Kaiser Heinrich dem Stifte ver-
liehen haben und. der Querbalken anzeigen, dass der
Mehrtheil der von ihm zur Gründung des Bisthums ge-
schenkten Güter nicht ihm erblich und eigen gewesen,
sondern nach Adelberts Tode vom Kaiser eingezogen
worden sei, daher er in seinem Gewissen deren Besitz
nicht rechtmässig anerkennen wolle und sie sofort dem
Bisthume gewidmet habe.“

Vornweg will ich bemerken, dass der Löwe in den
Wappendarstellungen des vorigen Jahrh. sehr häufig auf
dem Schrägbalken wie auf einem Steckenpferde reitend
abgebildet wird. Diese das Auge eines Heraldikers be-
leidigende Darstellung habe ich in den von mir repodu-
cirten Exemplaren ohne Anstand berichtigen zu müssen
geglaubt, weil ich diese unglückliche Auffassung des Wap-
penbildes als berechtigt nicht ansehen konnte.

Das Wappen des Hochstifts konnte ich bis in die
erste Hälfte des 14. Jahrh. rückwärts verfolgen. Das
älteste Bischofssiegel mit dem Wappenschilde des Hoch-
stifts, welches ich gesehen habe, ist das des Bischofs Werntho
Schenk v. Reicheneck (1328-1335)

Bei Aschbach (Geschichte der Grafen v. Werthheim)
finde ich das Wa,ppen des Bischofs Albert Grafen von
Wertheim (1398- 142D abgebildet:

Der gespaltene Schild enthält rechts den bambergi-
sclien Löwen links das quadrirte gräflich Wertheim’sche
Wappen: 1. und 4. von G. und B. getheilt, oben ein
wachsender £j: Adler unten drei r. Rosen. 2. und 3. von
R. und S, fünffach quergetheilt. Den Schild bedeckt die
Inful neben welcher ein Krummstab steckt, (Taf. II 4 Nr. 1).

Nur einzelne sehr schwache Spuren verrathen das
höhere“)Alter des Wappens, wie ich es bei Aschbacli finde,
aber für gleichzeitig kann ich es doch nicht halten, wenn
ich auch annehme, dass Aschbach schon aus zweiter Hand
geschöpft hat, und dass das fragliche Wappen unter der
Hand eines unkundigen Zeichners verballhornt worden ist.
In Bezug auf den Styl hat sich mein artistischer Mitar-
beiter an die Vorlage nicht gehalten.

Anton von Rotenhan 1431 — 1459. (Nach einer Münze).
Quadrirter Wappenschild. 1. und 4. der Bamberg-
sche Löwe, 2. und 3. in S. ein r. Schrägrechtsstrom, in
der Oberecke ein r. Stern. (Taf. 114 Nr. 2),

Veit I. Truchsess von Pommersfelden 1501— 1503
nach einem Holzschnitte von Hans Burgkmair.

Der Schild ist quadrirt: 1. und 4. der bambergische
Löwe 2. und 3. in S. ein b., Jp gekrönter Löwe, über-
legt mit zwei r. Querbalken (Truchsess v. Pommersfelden).

2 Helme: 1) der Truclisess’sche Löwe wachsend,
Decken b. s. 2) mit- einem runden rings mit Pfauenfe-
dern besteckten Schirmbrett, in welchem ein Löwe (ohne
Schrägbalken) Decken pp’-g. (Taf, 114 Nr. 4).

Von demselben Künstler (Burgkmair) ist auch das
Wappen des Bischofs Georg III. Schenken von Limburg
(1505—1522) in Holz geschnitten:

Quadrirt: 1. und 4. der Bamberg’sclie Löwe. 2. mit
drei Spitzen von R. und S. getheilt. 3) In B. 5 (3, 2)
s. Turnierkolben. Der Schild ist mit der Bischofsmütze
bedeckt. (Taf. 114 Nr. 3),

Auf einer Münze erscheint das Wappen des Bischofs
Georg III., getrennt in zwei Schilden, rechts der Bam-
berg’sche Löwenschild, links der Sehenk’sche quadrirte
Wappenschild, die Schilde sind mit der Kaiserkrone be-
deckt (Taf. 114 Nr. 5).j

Ein früheres Wappen mit der Kaiserkrone konnte
ich nicht ermitteln, dieselbe vertritt in der Folge meist
die Stelle der Inful und erscheint später als Helmkleinod.
Die Krone bezieht sich auf die Titulatur „Kaiserliches
Hochstift.“

Veit II. von Würzburg 1561 — 1577.
 
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