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Siebmacher, Johann [Begr.]
J. Siebmacher's großes und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen, vollständig geordneten u. reich verm. Aufl. mit heraldischen und historisch-genealogischen Erläuterungen (Band 2,7): Die Wappen des Nassauer Adels — Nürnberg, 1858

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https://doi.org/10.11588/diglit.24836#0019
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NASSAUISCH^R ADEL. FREIHERRN.

9

Das freiherrliche Wappen (seit 1791) hat den eben-
beschriebenen Schild, worüber drei, wie vorgenannte, auch
mit solchen Decken versehene Helme, auf dem mittelsten
vorwärts gestellten, die Helmzierde wie im früheren Wap-
pen (1782), auf dem rechten der Greif bis über die Hälfte
hervorwachsend, auf dem linken zwei auf einander gelegte
mit den Saxen einwärts gekehrte g. Adlerflügel, jeder
mit zwei in zwei Reihen von R. und S. geschachten Sparren
belegt (wegen L i e b en s t e i n). — Der Schild wird von
zwei auswärtssehenden um den Hals mit Eichenlaub be-
kränzten, gekrönten g. Greifen mit vorgeschlagenen r.
Zungen gehalten. Nach den vorausgehenden Originalmit-
theilungen über Herkunft und Wappen der v. P. ist die-
ser Artikel unter dem bayr. Adel S. 52, Taf. 53 zu ergänzen
und zu berichtigen.

Raitz (Tafel 9)

von Frentz. Urkundlich eines der ältesten aller rhei-
nischen Geschlechter, fuhren ihren Stamm bis auf das
Jahr 1040 zurück, in welchem der Ahnherr Razo, Stadt-
Oberster zu Köln war. Das Geschlecht der Raitzen (Ra-
tiones) war schon in den ersten Generationen mit mäch-
tigen Dinasten verschwägert und erwarb bereits im XII.
Jahrhundert die freie Herrschaft Frentz, von der es noch
jezt den Beinamen führt. Freiherrndiplom v. J. 1650.
In Nassau besizt die Linie Schlenderhan ein Gut zu Hat-
tenhaim und war bis 1848 wahlfähig zur Herrenbank.

Stammwappen: In # ein g. Kreuz. — Auf dem
Helm Kopf und Hals eines Ochsen mit g. Hörnern.

— Decken: # und g.

Das freiherrliche Wappen ist geviertet mit einem
von R. und B. getheilten Herzschild, darin ein gekrönter
s. Löwe. 1. und 4. Stammwappen, 2. und 3. in S. ein

# Balken mit drei g. .Vögeln (Amseln) belegt (Wappen
der f v. Schlenderhan). — Drei gekrönte Helme:
I. Der Ochsenkopf, II. ein gekrönter s. Greif mit einem
geflammten Schwert in der Kralle *), III. eine aufspringende

# Sau vor einem n. Baumstamm (Schlenderhan, in alter
Abbildung ist die Sau stehend). — Decken: I. und III.

# und g. , II. r. und s.

Reciauaa (Tafel 9)

napoleonischer Adel, 1825 von Bayern gefreit. Besizt in
Nassau die ehemals Sickingen’sche Herrschaft Sauerburg,
Amts St. Goarshausen, und Gefälle zu Dotzheim, Amts
Wiesbaden, als Lehen. Wappenbeschreibung siehe beim
bayr. Adel S. 52, Taf. 54.

Reiiteck. (Tafel 10)

aus dem Waldeckschen in das Herzogthum gekommen,
daselbst bedienstet und als freiherrlich anerkannt.

Wappen: In B. (alias Gr.) ein aufspringender s.
Fuchs. — Auf dem Helm derselbe wachsend. — Decken:
b. und s. (alias gr. und s.). Ich finde im Wappen die-
ses Geschlechts statt des Fuchses auch einen Bracken mit
einem Knochen im Rachen. Der Fuchs wird wegen An-
spielung auf den Namen wohl richtiger sein.

Rettberg (Tafel 10)

stammen aus Hannover, waren im Herzogthum bedienstet
und sind daselbst noch angesessen. Das Freiherrnprädi-
kat ist anerkannt. Am 1. Jan. 1754 wurde der hannover-
sche Ober-Amtmann, Heinrich Jonas R. von Kaiser Franz I.
geadelt. **) Ob dies vorliegende Geschlecht von dem Ge-
nannten abstamme, kann ich nicht bestimmen, das Wap-
pen ist wenigstens verschieden von dem, das Grote in
seinem hannov. Wappenbuch gibt.

Wappen:***) Von R. und R. gespalten. Vorne aus
dem innern Rand hervorkommend ein halber gekrönter
g. Adler, von drei s. Sternen beseitet, hinten zwei s. Flüsse.

— Auf dem gekrönten Helm ein gekrönter g. Adler,
wachsend. — Decken: rechts r. und g., links r. und s.

Ritter (Tafel 10)

von Grünstein, ehedem Ridder de Melünen oder Lüne^-
burg genannt, uraltes stiftsmässiges Geschlecht aus den

*) Da dieser Helm zum Herzschild gehört, sollte er füglich einen
Löwen statt des Greifen haben. Uebrigens tragen meines Erachtens
dieser Helm und der Herzsehild wesentlich dazu bei, das alte schöne
Wappen der v. R zu beschändeln , sind wahrscheinlich blos die ge-
schmack- und geistlose Erfindung eines Herolds aus d. J. 1650.

**) v. Knesebeck, Taschenbuch des Adels in Haunover, S. 237.

***) Nach einem Siegelabdruck nicht ganz bestimmt richtig.

Bd. II. Abtheilung 7.

Niederlanden, welches 1648 in die reichsritterschaftlichen
Kantone am Rhein aufgenommen wurde. Seit 1633 sind
die v. R im Nassauischen begütert, gegenwärtig mit allo-
dialen Besizungen zu Rüdesheim, Kiedrich, Eschborn, so-
wie belehnt mit Gütern und Zehnten zu Hohenstein, Hup-
pert, Kemel und Wisper, Amts Langenschwalbach. Bis
1848 wählbar zur Herrenbank.

Stammwappen: Von G. und Gr. getheilt. Unten
sechs, 3.2.1, Silberlinge oder s. Münzen.*) -— Aus dem
gekrönten Helm hervorwachsend ein Arm, gr. mit g.
Aufschlag mit den sechs Münzen belegt, auf der offenen
Hand gleichfalls eine s. Münze liegend. •— Decken: gr.
und g.

Das vermehrte Wappen siehe beim bayr. Adel
S. 54, Taf. 55. — Schildhalter: Zwei g. Greifen.
§eSteiik (Tafel 10)

zu Schweinsberg, hessischer Uradel, sind von Nassau
mit einem Gut zu Bommersheim und Weisskirchen belehnt
und besizen allodiale Grundstücke zu Rauenthal, Amts
Eltville.

Wappen: Von B. und S. getheilt. Oben ein schrei-
tender g. Löwe, unten vier, 3.1, r. Wecken. — Zwei
gekrönte Helme: I. Kopf und Hals eines s. Wolfes,
in den Ohren mit zwei Federn, s. und r., besteckt, II.
ein ^ Flug mit einem Schildlein in Farben und Figuren
des Hauptschildes belegt. (Der # Flug — ohne Schild-
lein— wurde 1568 nach Absterben der Vogt von Fron-
hausen angenommen, das Schildlein aber erst später da-
rauf gelegt. Hiernach ist die Blasonirung des Wappens
dieses Geschlechtes unter dem bayr. Adel S. 56 zu be-
richtigen.) — Decken: rechts r. und s., links b. und g.
Schott (Tafel 10)

von Schottenstein, genannt von Hopffer, fränkischer
Uradel, reichsritterschaftlich. Der in Nassau bedienstete
Ast führt seit 1770 das anererbte Wappen und den Namen
der v. Hopffer.

Stammwappen: Von R. und S. geviertet. — Auf
dem Helm zwei Hörner r. und s. übereck getheilt. —
Decken : r. und s.

Vermehrtes Wappen: Der Schild des Stammwap-

pens mit einem Mittelschild belegt, der das Wappen der
t v. Hopffer enthält. Geviertet. 1. und 4. in G. auf gr.
Dreiberg ein nackter Mann mit gr. (Hopfen-) Laub be-
schürzt und bekränzt, einen Hopfenzweig in der Rechten,
mit der Linken aber das linke Bein in die Höhe haltend,
und gleichsam auf dem rechten Beine hüpfend — mundart-
lich hopfend — eines der geistreichen Namen-Wappen des
XVI. Jahrhunderts. 2. und 3. von B. und G. schrägge-
theilt mit einem halben Bock in verwechselten Farben
(Wappen der v. Stetten, das die v. Hopffer bei ihrer
Adelserhebung 1590 erlangten. Siehe das erstere Ge-
schlecht unter dem bayr. Adel). Die vier Bilder des Mit-
telschildes sind gegeneinander gekehrt. — Auf dem Haupt-
schild zwei gek rönte H eIm e : I. ein g. Bock, wachsend,

II. das »hopfende« Männlein. Der .Helm des Stammwappens
fehlt. — Decken : rechts r. und s., links b. und g.
Schütz (Tafel 10)

von Holzhausen, rheinischer Uradel, hiessen früher
Sch. v. Merenberg, ihrem Stammsize Amts Weilburg,
nahmen nach dem Erlöschen der v. Holz hausen, die
ihre Burg im heutigen Heckholzhausen, Amts Runkel, hatten,
den lezteren Beinamen an. Sie sind seit langer Zeit nas-
sauische Vasallen, gegenwärtig mit der Burg zu Kamberg,
Amts Idstein, sowie mit Gütern und Gefällen in den Aem-
tern Limburg, Dietz und Montabaur belehnt. Bis 1848
wählbar zur Herrnbank, seit 1855 aber wieder erbliche
Landstände zur I. Kammer des Herzogthums.

Wappen: In G. drei, 2.1, # Kesselhüte (Eisenhüte
der ältern Form) mit r. Schnüren. (In einer älteren Ab-
bildung finde ich förmliche Hüte, so wie der im Wap-
pen der Windischmark — Filzhüte — Schüzenhfite ?). —
Auf dem Helm ein männlicher Rumpf mit g. Kleid und

*) Es wird mir ausdrücklich bemerkt, dass es s. Münzen und nicht
Ballen sein sollen. Ich gebe zwar auf den Unterschied zwischen Münzen
und Ballen in der alten Heraldik nicht viel, behaupte jedoch, dass
erstere, wenn sie liiefür gelten sollen immer eine, wenn auch noch so
geringe Spur von Gepräge an sich tragen müssen.

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