Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0053
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MÄNNERKÖPFE

3>

Marmorkopf in Alexandria mit Binde im Haar (Breccia, Rapport 1910/11, Tafel V
Fig. 16) und der von Schober, Jahresheftei 919/20 XIX/XX18 2,Tafel 11 veröffentlichte
Jünglingskopf inWien. Kunstgeschichtlich besonders bedeutsam ist die Umbildung, die
nach dem Nachweis von Praschniker (Jahreshefte 1922/24 XXI/II 203, Tafel II) das
lysippische Original des Ares Ludovisi, vielleicht der Mars des Piston, in frühhelleni-
stischer Zeit erfahren hat und die durch die Marmorkopie des Kopfes von Apollonia
bezeugt ist. Hier ist der letzte Rest lysippischen Erbes durch eine starke Zufuhr sko-
pasischer und praxitelischer Stilelemente aufgelöst, sodass der Kopf der oben auf-
geführten Gruppe an die Seite tritt. Entsprechend sind auch die klaren, kraftvollen
Formen des lysippischen Körpers bei dem Ares Ludovisi in eine verschwommene
Weichheit umgesetzt und damit der jüngeren Formensprache des neuen Kopfes an-
geglichen. Auch bei dem vatikanischen Diadochenkopf ist neben dem skopasisch-
praxitelischen Stil doch die Abhängigkeit von einem lysippischen Alexandertypus in
der Kopfhaltung und im Profil nicht zu verkennen; sie trat vielleicht in der Wahl
des Motivs des einst zugehörigen Körpers noch deutlicher in Erscheinung. Wie wir
uns einen solchen Körper vorzustellen haben, kann die ebenfalls frühhellenistische
und den genannten Köpfen nahe stehende Statuette Karg-Bebenburg aus Knidos in
München (Arndt-Bruckmann, Denkmäler 650) lehren, deren Stellungsmotiv lysippisch
ist und an Werke wie den Agias in Delphi und die Berliner Athletenstatue Nr. 47
(Amelung, Röm. Mitt. 1905 XX148) sich anschliesst. Ist das Original des Diadochen-
kopfes ebenso wie die Umbildung des sitzenden Ares des Piston ein Werk eines be-
deutenden, wohl attischen Meisters frühhellenistischer Zeit aus dem Anfang des
3. Jahrhunderts, so bezeugt der Sieglinsche Kopf zusammen mit anderen dieser
Gruppe, dass diese Kunstrichtung auch in die Bild-
hauerwerkstätten Alexandrias Eingang gefunden hat.

10a. Porträtkopf eines Jünglings. Stuckmodell. Dresden

Inv. 2600/B 7. Abb. 4. H. 10,5 cm.

Nur das Gesicht mit den Ohren ist erhalten. An
Stelle des Hinterkopfes senkrechte glatte Fläche. Die
Züge sind durch Wasser verwaschen. Die Überein-
stimmung der wesentlichen Formen mit dem Marmor-
kopf Nr. 10 ist bis auf den schmäleren Rücken der Nase
so gross, dass beide wohl dieselbe Persönlichkeit dar-
stellen Werden. Abb. 4. Stuckmodell, Dresden.
 
Annotationen