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Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0062
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MÄNNERKÖPFE

iy. Porträtkopf eines bärtigen Mannes, aus Köm el-Far'in bei Tanta, früher Samm-
lung Reinhardt. Stuttgart Inv. 16. Tafel XVI und Abb. 6. Schwarzer Basalt.
H. 19,5 cm, Gesichtsh. 13 cm.

Durch den Hals wagerecht gebrochen. Im
Nacken hinten das obere Ende eines Pfeilers mit
eingeritzter Darstellung in ägyptischem Stil (vgl.
Abb. 6): In der Mitte ein Gott in der Gestalt des
falkenköpfigen Horos nach rechts, das Szepter
in der Linken, das Lebenszeichen in der ge-
senkten rechten Hand, auf dem Kopfe die Doppel-
krone; hinter ihm eine Göttin in Gestalt der
Sechmet mit Löwenkopf, über dem Kopfe die
Sonnenscheibe, in derselben Haltung und mit
denselben Attributen. Rechts vor ihnen steht, die
beiden Hände anbetend vorgestreckt, ein Mann
nach links, mit glattrasiertem Kopf, in einem bis
zu den Knöcheln reichenden Schurz. Oben vor
dem Kopfschmuck der beiden Götter je zwei ein-
geritzte Balken. Mit Ausnahme von einzelnen Absplitterungen an dem Rosetten-
kranz im Haar wohl erhalten.

Für die Beurteilung und Datierung dieser Art von Porträtstatuen hat F. v. Bissing
im Texte zu den Denkmälern ägyptischer Skulptur Tafel 105 —111 den Grund
gelegt (vgl. auch Recueil de Travaux XVIII [Nouv. Ser. II] 132 und Edgar, Cat.
Gen. XIII Greec SculptureVlI zu Tafel 15). Es sind Werke einheimischer ägypti-
scher Bildhauer, die von der gleichzeitigen hellenistisch-römischen Plastik in der
Wiedergabe der äusseren Formen des menschlichen Gesichts abhängen; wie v. Bissing
richtig betont hat, verläuft die Entwicklung dieser ägyptischen Porträts dem Stil-
wandel der griechischen und römischen Werke parallel, wobei aber die ungriechisch-
ägyptische Grundlage, nicht nur in Körperhaltung und Tracht, stets fühlbar bleibt.
Auf einer Statue der frühen Kaiserzeit aus Dime hat ein ägyptischer Meister einmal
seine nach griechischem Muster abgefasste Künstlerinschrift angebracht1.

Mit dem kleinlichen harten Realismus der römischen Porträtköpfe der republi-
kanischen Zeit aus dem 1. Jahrhundert v. Chr., die sich um den sog. Cäsarkopf
Barracco (Helbig, Coli. Barracco, Tafel 75A; FührerH, 1075) gruppieren, beginnt

1 Vgl. v. Bissing, Denkmäler, Text zu Tafel 111, Anm. 35; Breccia, Alexandrea 171.

Abb. 6. Rückseite des Kopfes Nr. 17.
 
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