Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0064
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
40

MÄNNERKÖPFE

schon v. Bissing hat sie in hadrianische Zeit gewiesen. Als römische Vorbilder dieser
einheimischen Werke kommen Köpfe in der Art des Wagenlenkers im Thermen-
museum (Hehler, Bildniskunst, Tafel 24g; Helbig, Führer3ll, 1431 —1437) oder
des Römers in der Ny Carlsberg Glyptothek Nr. 688 (Billedtaveler, Tafel 57) in
Betracht. Die Ähnlichkeit im einzelnen erstreckt sich bis auf die Bildung der Ohren;
nur in der Art, wie das Haar die Stirn umkränzt, hat der ägyptische Bildhauer an
der Tradition der früheren Porträts aus republikanischer Zeit festgehalten.

Durch den Blütenkranz im Haar des Sieglinschen Kopfes kann der Dargestellte
als bekränzter Verstorbener oder als Priester bezeichnet sein (vgl. auch das Bild der
Rückseite). Einzelne Köpfe (Sammlung v. Bissing: Denkmäler Tafel 107 A; Sammlung
Barracco: Helbig, Tafel 74) und eine Priester benannte Statue aus Koptos (A. 1. A.
1895 X 348, Fig. 29) tragen einen ebensolchen Blütenkranz im Haar.

18. Kopf eines lachenden Knaben. Dresden Inv. 2600/A30. Tafel XVII 2, XVIII 2
und Abb. 7. Grosskörniger, weisser Marmor. H. 15 cm.

Durch den Hals gebrochen. Die Oberfläche
ist bis auf einen unversehrten Teil der rechten
Wange und des Kinns, wohl durch Liegen im
Wasser, völlig korrodiert. Die Nase ist stark
bestossen. Der Augenstern ist tief ausgehöhlt
und war mit anderem Material ausgefüllt. Der
Hinterkopf ist glatt abgeschnitten bis auf eine
unregelmässige Erhebung an der rechten Seite;
die glatte Fläche zeigt Spuren von Rost. Das
Haar ist von den Ohren an hinten nicht mehr
ausgeführt. Der Kopf ist lebhaft emporgerichtet,
in dem weit geöffneten Munde wird die Zunge
sichtbar, die Modellierung war, nach der wohl-
erhaltenen rechten Wange und dem Munde zu
urteilen, sehr lebendig. Hellenistische Arbeit von frischem Realismus.

Abb. 7. Knabenkopf Nr. 18, Dresden.

Man wird sich das Köpfchen zu einer Gruppe eines Knaben, der mit einem Vogel
spielt, ergänzen dürfen, wie die Gruppe des Knaben mit der Fuchsgans im Asklepios-
heiligtum in Kos (Herzog, Jahreshefte 1903 VI 2 15 , Tafel VIII). Nach der Haltung des
Kopfes und dem über der Stirn schlicht anliegenden Haar scheint die Gruppe des
 
Annotationen