Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sieglin, Ernst von; Watzinger, Carl [Hrsg.]; Schreiber, Theodor [Hrsg.]
Expedition Ernst von Sieglin: Ausgrabungen in Alexandria (Band 2,1B): Malerei und Plastik — Leipzig, 1927

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27682#0070
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
46

FRAUENKÖPFE

Die unbedeutenden Köpfchen Nr. 25— 28 gehören zu der grossen, viel
behandelten Gruppe alexandrinischer Köpfe von weicher, verschwimmender Form-
gebung, in denen die praxitelische Richtung sich auslebt. Nach Amelung, Bull.
Commun. 1897 XXV110, und Marshall, Jahrbuch 1909 XXIV83, Anm. 6 hat zuletzt
M. Bieber a. a. O. 255 zu Nr. 8 die Beispiele dieser Kunstrichtung zusammengestellt,
die sich nicht auf Alexandria beschränkt, sondern auch auf den Inseln und an der
Küste des südwestlichen Kleinasiens nachweisbar ist.

Dem Köpfchen Nr. 25 sind besonders nah verwandt der Mädchenkopf aus Kos
in Konstantinopel (Bieber a. a. O., Abb. 5), die Köpfchen in Basel (E. A. 899/900,
Amelung a. a. O., Fig. 8, 9), in Neapel Inv. 6542 (Amelung a. a. O., Fig. 10), aus
Rhodos bei Hiller von Gärtringen in Berlin (E. A. 896 -898), und aus Ägypten

im Besitz des Prinzen Ruprecht in München (E. A. 901- 903 und 904), aus Tell-
Timai (Edgar, Le Musee Egyptien 19 15 III 5 ff.; Tafel IV 1; V 1 - 3), aus Memphis in
der Ny Carlsberg Glyptothek Nr. 330 (Billedtaveler, Tafel XXIII; Arndt, Zeitschrift
des Münchner Altertumsvereins 1897 VIII 1, Tafel 1; Amelung a. a. O., Fig. 2, 3).
Dazu kommen zahlreiche unveröffentlichte Frauenköpfchen aus Alexandria im Museum
daselbst (vgl. z. B. Marshall a. a. 0. 83, Fig. 12; Breccia, Alexandrea 182, Fig. 89)
und sicher fehlt es auch in anderen Sammlungen nicht an Beispielen. Der Dresdener
Kopf einer Ptolemäerin als Isis ist schon oben S. 20 besprochen worden; er ist
wegen seiner schon weiter fortgeschrittenen Erweichung der Formen und seiner
schmachtenden Bewegung am Ende dieser Gruppe einzuordnen. Das Köpfchen Nr. 28
lässt sich den männlichen Köpfchen Nr. 1 2 14 auf Tafel XI an die Seite stellen.

Seine ganz verflüchtigte Form veranschaulicht die letzte Stufe des Sfumatostils in
Alexandria.

29. Frauenkopf. Aus dem Delta. Früher Sammlung Reinhardt. Stuttgart Inv. 18.

Tafel XXIV. Weisser, grosskristallinischer Marmor. H. 20cm,Gesichtsh. 13,3cm.

Am unteren Halsansatz flach zugeschnitten. Hals, Kinn, Oberlippe und Augen-
brauen bestossen, die abgeschlagene Nase in Gips ergänzt. Nur das Gesicht ist
ausgearbeitet. Neben dem linken Auge ist ein Stück ausgebrochen; die ganze
Rückseite ist roh zerschlagen; die Brüche ziehen sich bis vor die Ohren und die
Schläfen abwärts. Die zum Aufsetzen zugerichtete Unterseite des Halses hatte in
der Mitte unten ein 1,8 cm breites und 4 cm tiefes Dübelloch, das z. T. erhalten ist
und wohl die Ursache war, dass die ganze rückwärtige Hälfte des Halses ausgesprengt
ist. Über der Stirn nur auf der rechten Seite oben Rauhung für das Haar, die linke
Seite ist schräg für ein Anschlusstück abgeschnitten. Spuren von Rot in den
 
Annotationen