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Der Simpl: Kunst, Karikatur, Kritik — 2.1947

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https://doi.org/10.11588/diglit.6589#0106
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WAS HALTEN SIE DAVON, MEINE DAMEN?

Es ist schwer für einen Mann, sich über die Frau. im allgemeinen zu äußern, ohne
anzuecken.

Ich bin der Meinung: es ist trotz aller Frauenrechtlerinnen und Suffragetten, die so
erfolgreich für die Gleichberechtigung gekämpft haben, um die Stellung der Frau in
unserer Gesellschaftsordnung noch sehr schlecht bestellt. Wie geht die Sache denn vor
sich, wenn ein Mann unserer Gesellschaft, ein Besitzbürger oder auch ein Bauer, sich eine
Frau nimmt? Er verhandelt zunächst mit dem Schwiegervater in spe. Um was wird ver-
handelt? Illusionslos sachlich fragt er den Vater seiner Zukünftigen: Was zahlst du mir,'
wenn ich dir deine Tochter abnehme, als Mitgift? Unter Bürgern unserer abendländischen
Hochkultur herrscht offenbar die Auffassung, daß ein Vater es sich etwas kosten lassen
muß, wenn er seine Tochter an den Mann bringen will. In anderen, .niederen' Kulturen,
übrigens auch im klassischen Griechenland, war und ist man anderer Meinung. Dort läßt
sich der Vater einen Kaufpreis für seine Tochter zahlen. Waren die antiken Mädchen
vielleicht soviel schöner und begehrenswerter?

Es ist jedenfalls zum mindesten fraglich, welche Auffassung von der Würde des weib-
lichen Geschlechts die höhere ist.

Hängt es nun vielleicht damit zusammen, daß man bei uns weiblicherseits viel klagen
hört, die Männer seien vor der Ehe sehr viel chevaleresker zu ihren Frauen, als wenn sie
erst mit ihnen verheiratet sind? Eine Sache, die man sich bei Anschaffung etwas kosten
lassen muß, hält man* natürlich nach Erwerb viel behutsamer in Ehren als eine solche, die
man umsonst erhält oder bei der man gar noch etwas zugezahlt bekommt.
Mit der rechtlichen Gleichstellung der Frau ist es offenbar nicht getan. Die Fragwürdig-
keit der weiblichen Position liegt also wohl tiefer, nämlich auf sozialem Gebiet. Wir
leben in einer Zeit, da man sich angeblich neu auf die Würde des Menschen besinnt. Meine
Damen, wäre es da nicht an der Zeit, wenn Sie nun endlich auch für eine Beseitigung der
schnöden materialistischen Unterbewertung Ihrer Würde kämpfen würden? Ich will nicht
sagen, daß man nun gleich von der kapitalistischen Mitgiftjagd zur Kaufpreistheorie der
Alten und Orientalen übergehen sollte. Dafür sind -die Zeiten nicht günstig. Das Angebot
an Weiblichkeit ist gegenwärtig so groß, daß man geradezu von einem weiblichen Überhang
sprechen muß. Daher würden sich nach volkswirtschaftlichem Ermessen wohl nur geringe
iPreise erzielen lassen. Aber es wäre doch wohl an der Zeit, die Eheanbahnung von allen
kapitalistisch-merkantilen Gesichtspunkten zu säubern.

Wie wäre es mit dem Versuch einer Aufwertung des Erotischen, sagen wir schlicht der
Liebe in der Ehe? Sie werden lachen, meine Damen. Ich weiß, die Liebe wird ja eigent-
lich nur noch im Roman und in der Operette ernst genommen. Warum sollen wir nicht,
nachdem wir jahrelang soviel Blödsinn ernst nahmen, zur Abwechslung einmal wieder
etwas, was generationcnlang belacht wurde, neu bewerten?

Was halten Sie davon, meine Damen? Lcss

E. Sichhaxt: TÄNZERIN

Er. Bilek: LIEBESKUMMER

VON DEN DAMEN DER GESTRIGEN GESELLSCHAFT

Ja, ist denn das möglich? Ist sie das auch wirklich? Natürlich, das ist doch die Emmy,
wahrhaftig die Emmy, wie sie leibt und — strebt! Aber gut sieht sie aus! Hat sich
wirklich gut gehalten. Man merkt es halt gleich auf den ersten Blick: eine echte Dame.
Die Frau hat Zukunft! Und natürlich auch eine Vergangenheit. Aber die ist ja im Moment
weniger interessant. Theater spielen will sie übrigens auch*. Ja, richtiges Theater! Nicht
so ein schauriges wie ihr Hermann! Nein, wo denken Sie hin! Es muß schon..ein wirk-
liches Theater sein; mit Kulissen und so. Und auch mit der ehemaligen „hohen Frau" des
Dritten Reiches, die diese Position ganz einfach nicht aufgeben will.
Und — da ist Ja auch die Ilse! Die Ilse Koch aus Buchenwald. Von der hört man ja
schöne Sachen! Wie nur so was möglich ist?! Na ja, bei den Nazis war ja nichts
unmöglich. Auch nicht, daß eine Frau nach zweijähriger Haftzeit in anderen
Umständen ist.

Das Rätselraten Tim den Papa ist groß. Vater, wo bist Du eigentlich? Doch nicht
etwa als Kriegsverbrecher angeklagt? Ja, was denn aber sonst? Etwas anderes
wäre doch für eine SS-Germanin unter der Würde. Denn bei der ganzen Geschichte
muß schon ein germanischer Edeljüngling herauskommen.

Vielleicht hat es aber in dem „Nichts-unmöglich-Reich" auch bevölkerungs-
politische Zeitzünder gegeben? Man liest doch immer so viel von diesen medi-
zinischen Versuchen und Errungenschaften. Warum soll es dann auch nicht so eine
Pfui-Teufel-Erfindung gegeben haben? Wer weiß, wieviele Jungfrauen jetzt noch
einen SS-Prinzen unter dem Herzen tragen. Eines Tages (wenn Adolf wieder da
ist) werden sie alle dastehen wie ein Mann. Und der Führer wird dann wieder
seine SuperSoldaten haben, von denen heute noch keiner etwas ahnt. Ja, ja, diese
Nazis! Mit der ganzen Entnazifizierung dazu! A propos, Entnazifizierung. Da ist
ja noch die Eva von Blomberg. Laut „Badischer Illu" vom 5- April soll sie in Bad
Wiessee vor eine Spruchkammer kommen, da sie Nutznießerin des Nazismus und
Frau eines Militaristen war. Aus der gleichen Meldung erfährt man, daß ihren
Gatten die Heirat mit ihr den Verlust seines hohen Postens kostete.
Die Entnazifizierung ist nun einmal — zumal in Bayern — eine Wissenschaft für
sich. Blomberg wurde von Adolf verbannt, weil er diese Frau heiratete. Jene
wird von Loritz verbannt, weil sie Blomberg heiratete. Gemäß dieser Kloaken-
Logik hätte also Blomberg heute — soweit noch lebend — eigentlich Anspruch
auf Anerkennung als Opfer des Faschismus; und etliche andere auch. Dagegen
kommen Volksgenossen, die den Nazis offensichtlich nicht genehm waren — wie
etwa Frau von Blomberg — in Zukunft vor die zuständige Spruchkammer.
Frau Blomberg aber bekommt im Fünften Reich das dann neu zu schaffende
' Prädikat: „Opfer des Faschismus'und der Demokratie". 0. DI.

DER GROSSE BÄR

In unvorstellbarer Größe erstrahlt
das Sternbild des Großen Bären
als Zeichen göttlicher Allgewalt
herab aus unendlichen Sphären.

„0 Großer Bär", sprach ich grüblerisch,

„wie groß man Dich auch erfunden,

einen zehnmal größeren Baren als Dich

hat man uns aufgebunden." V/.Bemmet

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Tänzerin" "Liebeskummer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Sichhart, Evi
Bilek, Franziska
Entstehungsdatum
um 1947
Entstehungsdatum (normiert)
1942 - 1952
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Der Simpl, 2.1947, Nr. 9, S. 106.
 
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