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Simson, Otto von
Zur Genealogie der weltlichen Apotheose im Barock besonders der Medicigalerie des P.P. Rubens — Leipzig, Strassburg, Zürich: Heitz & Co., 1936

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I. Wesen und künstlerische Verherrlichung des monarchischen Ruhmes
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https://doi.org/10.11588/diglit.63507#0023
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Verhältnisse auf das Ideale zum Wesen des monarchischen
Ruhms gehöre. Aber gerade die besondere Art, in der diese
Beziehung gedacht ist, drückt das Verhältnis des Menschen
zum Ewigen schlechthin aus. In den Begriffsformen des
menschlichen Ruhmes ist das Wesen der Metaphysik in einer
Epoche ausgesprochen. Die Geburt des monarchischen Ge-
dankens selbst hat sehr besondere weltanschauliche und reli-
giöse Voraussetzungen. Denn die Beziehung des Menschen
zum Allgemeinen, die er anknüpft, setzt doch eine Spannung
voraus zwischen dem Ich und dem Ewigen, zwischen der Wirk-
lichkeit des Individuums und der Welt allgemeiner Werte, wie
sie bis in das klassische Altertum hinein nicht denkbar ist. Bis
zu dieser Zeit erscheinen die metaphysischen Kräfte im Indi-
viduum enthalten und ausgewirkt, dieses selbst in seinen An-
lagen, Taten, Wirkungen endlich und Eins. Es versteht sich
doch auch von hier, daß die eigentliche Staatsform Griechen-
lands demokratisch und oligarchisch gewesen ist, jene
mythische Uebersteigerung der Persönlichkeit hat auch kein
Tyrann damals herstellen wollen. Gerade indem man, wie wir
noch an den Bildwerken sehen werden, die „unsterbliche Per-
sönlichkeit“ des Staates (um einen Ausdruck Gotheins zu ge-
brauchen) plastisch-mythisch vorstellte, war das Verhältnis des
Menschen, auch des Herrschenden, zu ihm bestimmt: der Staat
kannte nur vergängliche Diener, indeß er selbst dauerte. Kei-
nem von diesen ist es doch eingefallen, sich selbst in einen be-
sonderen, ewigen Bezug zum Staate zu setzen, die eigene Per-
son zur Verkörperung der Staatsidee auszuweiten, oder gar in
Macht und Würde des Amtes die Vergottung eines Sterblichen
zu erblicken. In einem besonderen Augenblick der griechi-
schen Geistesgeschichte wird dieser Gedanke doch möglich.
Betrachten wir die Philosophie, in der sich (nach Hegels
Wort) die Vielgestalt einer ganzen Epoche als in dem ein-
fachen Brennpunkt abspiegelt. Indem die nachsokratische
Philosophie die erkennende Seele zur Mittlerin zwischen der
intelligiblen und der Sinneswelt und damit recht eigentlich zum
Mittelpunkt des Kosmos erhebt, ist die Umwandlung der alten
Religion, die Erschütterung des Olymps besiegelt. Nicht nur
begannen jene Göttergestalten zu verblassen, indem die Seele

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