liehe Macht anerkennen, die nicht durch ihn hindurch wirkte —
ob sie sich leibhaft in ihm vergottet wie im römischen Impera-
tor, oder sich seiner als ihres Vogts bedient wie des mittelalter-
lichen Kaisers. Freilich wird sich damit zugleich auch der
Mensch vergeistigen. Indem er die jenseitigen Mächte auf sein
einmaliges und vergängliches Dasein und Schicksal herab-
beschwört, tritt er selbst zugleich mit seinem besonderen
Charakter in das Reich der universalen Ideen und Begriffe ein.
Er wird Eins mit seiner Gewalt — nicht wie der Tyrann, der sie
unter sich beugt, sondern wie der Priester, der dienend darin
eingeht.
Die Verherrlichung des Monarchen im Gedicht oder sicht-
baren Denkmal wird diesen Gedanken auszudrücken suchen.
Der Fürst selbst wird seine individuellen Anlagen ganz in seinem
Amt aufgehoben und begründet, er wird sein Wesen nur in
seiner Würde verewigt wissen wollen. Die Taten und Bestre-
bungen seiner Regierung werden aus dem Bereich der poli-
tischen Notwendigkeit in eine allgemeine Bedeutung erhoben
werden . . zwischen dem Vollzug eines göttlichen Befehls, wobei
himmlische Heerscharen sichtlichen Beistand leisten, und der
Verkörperung einer stoischen Tugend, die auch ein ohnmäch-
tiges Leben bewähren kann, liegen hier alle Möglichkeiten. So
also, wie die Erinnerung eine Herrschergestalt in Bezug setzt zu
jenen überindividuellen, himmlischen Mächten, so wird es für
die Kunst gelten, diesen Zusammenhang anschaulich zu machen.
Für die Bilder des Rubens hat Ranke es unvergleichlich aus-
gesprochen: „Geschichte von Zeitgenossen in das Reich der all-
gemeinen Anschauungen zu erheben“ — das war das Eigentüm-
liche seiner Aufgabe. Und gerade in dem, was Goethe tadelt,
besteht Wesen und Sinn dieser Schöpfungen: es sollte gelingen,
Schicksal und Wirkung von Menschen in eine Wirklichkeit zu
bringen mit den unsterblichen, universalen und transzendenten
Ordnungen und Gesetzen, nach denen ein ewiger Wille die
irdischen Geschicke lenkt.
Man wird sich dies allgemeine Motiv der Galerie vor
Augen halten müssen, denn ein merkwürdiger Zustand inner-
halb der abendländischen Geistesentwicklung findet sich darin
ausgedrückt. Ich sagte oben, daß die Beziehung der irdischen
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ob sie sich leibhaft in ihm vergottet wie im römischen Impera-
tor, oder sich seiner als ihres Vogts bedient wie des mittelalter-
lichen Kaisers. Freilich wird sich damit zugleich auch der
Mensch vergeistigen. Indem er die jenseitigen Mächte auf sein
einmaliges und vergängliches Dasein und Schicksal herab-
beschwört, tritt er selbst zugleich mit seinem besonderen
Charakter in das Reich der universalen Ideen und Begriffe ein.
Er wird Eins mit seiner Gewalt — nicht wie der Tyrann, der sie
unter sich beugt, sondern wie der Priester, der dienend darin
eingeht.
Die Verherrlichung des Monarchen im Gedicht oder sicht-
baren Denkmal wird diesen Gedanken auszudrücken suchen.
Der Fürst selbst wird seine individuellen Anlagen ganz in seinem
Amt aufgehoben und begründet, er wird sein Wesen nur in
seiner Würde verewigt wissen wollen. Die Taten und Bestre-
bungen seiner Regierung werden aus dem Bereich der poli-
tischen Notwendigkeit in eine allgemeine Bedeutung erhoben
werden . . zwischen dem Vollzug eines göttlichen Befehls, wobei
himmlische Heerscharen sichtlichen Beistand leisten, und der
Verkörperung einer stoischen Tugend, die auch ein ohnmäch-
tiges Leben bewähren kann, liegen hier alle Möglichkeiten. So
also, wie die Erinnerung eine Herrschergestalt in Bezug setzt zu
jenen überindividuellen, himmlischen Mächten, so wird es für
die Kunst gelten, diesen Zusammenhang anschaulich zu machen.
Für die Bilder des Rubens hat Ranke es unvergleichlich aus-
gesprochen: „Geschichte von Zeitgenossen in das Reich der all-
gemeinen Anschauungen zu erheben“ — das war das Eigentüm-
liche seiner Aufgabe. Und gerade in dem, was Goethe tadelt,
besteht Wesen und Sinn dieser Schöpfungen: es sollte gelingen,
Schicksal und Wirkung von Menschen in eine Wirklichkeit zu
bringen mit den unsterblichen, universalen und transzendenten
Ordnungen und Gesetzen, nach denen ein ewiger Wille die
irdischen Geschicke lenkt.
Man wird sich dies allgemeine Motiv der Galerie vor
Augen halten müssen, denn ein merkwürdiger Zustand inner-
halb der abendländischen Geistesentwicklung findet sich darin
ausgedrückt. Ich sagte oben, daß die Beziehung der irdischen
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