was Aufgabe und Bedeutung jener Schöpfungen des Rubens be-
wußt ausmacht? Ich sprach anfangs von dem Anliegen, mit
welchem diese Bilder vor den Beschauer treten: der Verherr-
lichung der Fürstin, dem Ruhm. Der Ruhm des Herrschers be-
stimmt sich danach, daß sein besonderer Charakter die allge-
meinen geschichtlichen und geistigen Kräfte einer Epoche in
sich ausprägt oder als Werkzeug vollzieht. Dies ist die Prägung
eines nachdenkenden Zeitalters für die geschichtliche Idee,
welche der absoluten Monarchie die Form gegeben hat: die
geheime Beziehung zwischen Charakter und Würde, zwischen
dem einmaligen, vergänglichen Menschen und seinem unsterb-
lichen Amt; sobald sie einmal bewußt geworden war, hat sich
jeder Herrscher ihrer bedient, um seine Regierung zum idealen
Prinzip zu klären, seine Gewalt zum Recht. Es ist sicher, daß
die Monarchie, gedanklich begründet in der Verschmelzung von
Person und Amt, hierin jede Möglichkeit findet zur sakralen
oder hybriden Ausweitung des Individuums als sinnbildlicher
Träger der Idee, worauf seine Herrschaft sich gründet, oder gar
als Verkörperung der Gottheit, die sein Volk schirmt und ent-
hält. Der universale Herrscher wird endlich auch keine gött-
auf die hervorragenden Erscheinungen in der älteren Kirchengeschichte,
auf die Sektierer, auf Ordensstifter, die Repräsentanten der Hierarchie
(Innocenz IV. und Gregor VII.) auf die scholastischen Theologen und den
frommen Thomas a Kempis, dann auf der anderen Seite die Verbreiter
des Christentums, die Vertreter der Kirchenreformation von Petrus
Baldus, Hus und Wiklef bis auf Luther und seine Zeit- und Kampf-
genossen, sowie die Theologen des 17. Jahrhunderts. Endlich machte ich
auf die beiden Gruppen im Vordergrund aufmerksam, in welcher die
Richtung der Gegenwart auf einer Ausgleichung katholischer Gläubigkeit
und protestantischen Forschersinns ausgesprochen sein sollte, wozu der
alte Herr die allerfreundlichste, aber auch allerungläubigste Miene
machte. ,,Ein rühmliches Unternehmen, sagte nun Goethe, und mit Eifer
und ernstem Studium aufgefaßt. Man wird sich um die Kirchengeschichte
bekümmern müssen, um sie zu verstehen. Ich habe aber noch mehr Be-
denken ... Die Allegorie ist in der bildenden Kunst nicht zu entbehren,
so wenig als in der Dichtkunst. Es frägt sich aber doch, ob sie hier an
der rechten Stelle, oder wenigstens ob sie in der rechten Form aufgeführt
ist? Ist sie farbig, d. h. mit dem Schein des wirklichen Lebens dar-
gestellt? Und als ich dies bejahte fuhr er fort: „das würde mich stören!“
Es folgt obiges Zitat.
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wußt ausmacht? Ich sprach anfangs von dem Anliegen, mit
welchem diese Bilder vor den Beschauer treten: der Verherr-
lichung der Fürstin, dem Ruhm. Der Ruhm des Herrschers be-
stimmt sich danach, daß sein besonderer Charakter die allge-
meinen geschichtlichen und geistigen Kräfte einer Epoche in
sich ausprägt oder als Werkzeug vollzieht. Dies ist die Prägung
eines nachdenkenden Zeitalters für die geschichtliche Idee,
welche der absoluten Monarchie die Form gegeben hat: die
geheime Beziehung zwischen Charakter und Würde, zwischen
dem einmaligen, vergänglichen Menschen und seinem unsterb-
lichen Amt; sobald sie einmal bewußt geworden war, hat sich
jeder Herrscher ihrer bedient, um seine Regierung zum idealen
Prinzip zu klären, seine Gewalt zum Recht. Es ist sicher, daß
die Monarchie, gedanklich begründet in der Verschmelzung von
Person und Amt, hierin jede Möglichkeit findet zur sakralen
oder hybriden Ausweitung des Individuums als sinnbildlicher
Träger der Idee, worauf seine Herrschaft sich gründet, oder gar
als Verkörperung der Gottheit, die sein Volk schirmt und ent-
hält. Der universale Herrscher wird endlich auch keine gött-
auf die hervorragenden Erscheinungen in der älteren Kirchengeschichte,
auf die Sektierer, auf Ordensstifter, die Repräsentanten der Hierarchie
(Innocenz IV. und Gregor VII.) auf die scholastischen Theologen und den
frommen Thomas a Kempis, dann auf der anderen Seite die Verbreiter
des Christentums, die Vertreter der Kirchenreformation von Petrus
Baldus, Hus und Wiklef bis auf Luther und seine Zeit- und Kampf-
genossen, sowie die Theologen des 17. Jahrhunderts. Endlich machte ich
auf die beiden Gruppen im Vordergrund aufmerksam, in welcher die
Richtung der Gegenwart auf einer Ausgleichung katholischer Gläubigkeit
und protestantischen Forschersinns ausgesprochen sein sollte, wozu der
alte Herr die allerfreundlichste, aber auch allerungläubigste Miene
machte. ,,Ein rühmliches Unternehmen, sagte nun Goethe, und mit Eifer
und ernstem Studium aufgefaßt. Man wird sich um die Kirchengeschichte
bekümmern müssen, um sie zu verstehen. Ich habe aber noch mehr Be-
denken ... Die Allegorie ist in der bildenden Kunst nicht zu entbehren,
so wenig als in der Dichtkunst. Es frägt sich aber doch, ob sie hier an
der rechten Stelle, oder wenigstens ob sie in der rechten Form aufgeführt
ist? Ist sie farbig, d. h. mit dem Schein des wirklichen Lebens dar-
gestellt? Und als ich dies bejahte fuhr er fort: „das würde mich stören!“
Es folgt obiges Zitat.
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