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Sitzungs-Berichte der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin — 2.1886/​87

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https://doi.org/10.11588/diglit.5975#0005
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D ezemb er- Sitzung (Winckelmannsfest).

Der Vorsitzende, Herr Curtius, eröffnete die
Sitzung mit folgender Ansprache:

„Haben wir das ganze Jahr hindurch, jeder auf
seinem Gebiet, das weite Feld der klassischen Alter-
tumskunde durchwandert, so pflegen wir am Winckel-
mannstage vom Staube des Wegs gleichsam auf eine
Höhe zu treten, um in freierem Umblick das gemein-
same Arbeitsfeld zu überschauen, um uns dessen
bewufst zu werden, was wir an Erkenntnis gewonnen
haben. Sind wir doch seit einer Reihe von Jahren
gewöhnt, die überraschendsten Entdeckungen einander
so nahe folgen zu sehen, dafs sie wie Zeitereignisse
die ganze Welt der Gebildeten in Bewegung setzen,
und ich kenne kein sprechenderes Zeichen der Zeit,
als die, Thatsache, dafs im verflossenen Sommer, als die
Ergebnisse der tirynthischen Ausgrabungen in einem
Times-Artikel angezweifelt wurden, Schliemann und
Dörpfeld sich sofort in London anmeldeten und am
bestimmten Tage von Athen eintrafen, damit über
eine Frage von solcher Tragweite keine Unsicherheit
dos Urteils bestehen bleibe. In einem zahlreichen
Meeting wurde die archäologische Frage, ein Problem
des fernsten Altertums, in Reden und Gegenreden
behandelt, und der Sieg blieb nicht zweifelhaft.

So sind die Zeiten, welche man seit Ephoros
als die vorhistorischen zu betrachten pflegt, durch
Schliemaim's rastlosen Feuereifer mehr und mehr
historisch geworden; die Anaktenhauser heroischer
Könige sind uns anschaulicher, als die Bürgerhäuser
in der Stadt des Perikles und Demosthenes.

Und wenn die sechs Schachtgräber von Mykenai
auch noch immer ein Rätsel bleiben, so ist doch eine
Fülle von Werken der Kleinkunst zu Tage getreten,
welche in ganz neuer Weise unsere Kenntnis jenes
Zeitalters beleben, und während im Steinbau. im
 
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