Auch sonst begegnen wir vielfacher Unselbständigkeit in den Zeichnungen,
die als Schmuck dienen sollen. So gemahnen die biedermeierlichen Vignetten in
Presbers Media in Vita bedenklich an die Kunst Th. Th. Heines, so erinnern
UUch die Zeichnungen in Rassows Sünderin ohne Schuld an Vogeler. In
diesem Buche sind übrigens die naturalistischen Dekorationen zum Teil recht
gut, wenn ich auch dabei stehen bleiben muß, in Maiglöckchenstengeln, die
mit Wurzel, Blatt, Stiel und Blumen auftreten, noch nicht ohne weiteres Buch-
dekorationen sehen zu können.
'Weit erfreulicher ist das Bild, das uns einige Unternehmungen des Verlags
Julius Hoff mann bieten. So ist gleich der Verlagskatalog1 der Anstalt eine
vahre Erquickung nach so viel Pseudokunst. Gewiß ist da noch manches
recht wild, anderes (infolge der Wiedergabe der Titel der im Katalog aufge-
führten Werke in ihren originalen Schriften) etwas ungleichmäßig, aber die
Leisten, die hier jede Seite umrahmen, und die Farben, in denen das Ganze
gehalten ist, wirken doch recht ansprechend. Uebrigens zeigt sich da, wo die
Titel nicht reproduziert, sondern neu gesetzt sind, deutlich ein sicheres Gefühl
für die Wirkung geschlossener Satzgruppen im Zusammenklang mit einer
vernünftigen Dekoration. Der Schmuck ist meist naturalistisch, aber sehr gut
ui die Fläche gebracht und leicht und frei erfunden. Weniger frisch mutet
das Lineare an. Da sind streng geometrische Textilmuster, an sich zwar gar
nicht übel, aber doch ein wenig simpel.
Der Künstler ist der Maler Bruno
Panitz. Andere Werke des Verlags
haben ihren Hauptschmuck durch M. J.
Gradl erhalten. So ist der Lieferungs-
umschlag zu dem Werk eben dieses
Künstlers (..Decken und Wände")2 auch
von ihm entworfen, ebenso der zu
Petzendorfers Schriftenatlas, Neue Folge. '
Auf Tafel 76 dieses Atlasses finden wir
sogar eine ganze Initialenfolge des Künst-
lers, die wiederum die leichte Erfindung,
ein gutes Raumgefühl und sichere Zeich-
nung verrät.1 Einzelne der Buchstaben
sind sogar ganz besonders hübsch.
Manches Unausgeglichene, mancher billige
moderne Witz würde sich wohl ver-
lieren, wenn sich der Künstler noch
intensiver speziell mit den technischen
Erfordernissen und der Aesthetik des
Buches vertraut machen möchte.'
Der Verlag Julius Hoffmann bringt
in dem Titel (nicht Umschlag) zum
Modernen Stil, Band 6," auch noch eine
weitere gute Arbeit, in der nur die
Kobcrt Hang, Stuttgart, Illustration zu Hack-
ender, Ein Schloti in den Ardennen. Verlegt bei
Karl Krabbe (Erich Guflmann) in Stuttgart.
, ' Nr. 20, i und 2.
^ru*t. S. S.
Deutsc
Kautzsch,
Die Kunst
im württ.
Buch-
gewerbe.
Ä 2 Nr. 20, 3. Vgl. die Abbildung S. 30. & 3 Nr. 20, 7. & i Einzelnes hier abge-
14, 25 und 42. A •"' Arbeiten von M. J. Gradl haben weiter ausgestellt J. G. Cotta,
bild Verlagsanstalt, Paul Neff, Union, Deutsche Verlagsgesellschaft. * 11 Nr. 20, 4. Vgl. die Ab-
29
die als Schmuck dienen sollen. So gemahnen die biedermeierlichen Vignetten in
Presbers Media in Vita bedenklich an die Kunst Th. Th. Heines, so erinnern
UUch die Zeichnungen in Rassows Sünderin ohne Schuld an Vogeler. In
diesem Buche sind übrigens die naturalistischen Dekorationen zum Teil recht
gut, wenn ich auch dabei stehen bleiben muß, in Maiglöckchenstengeln, die
mit Wurzel, Blatt, Stiel und Blumen auftreten, noch nicht ohne weiteres Buch-
dekorationen sehen zu können.
'Weit erfreulicher ist das Bild, das uns einige Unternehmungen des Verlags
Julius Hoff mann bieten. So ist gleich der Verlagskatalog1 der Anstalt eine
vahre Erquickung nach so viel Pseudokunst. Gewiß ist da noch manches
recht wild, anderes (infolge der Wiedergabe der Titel der im Katalog aufge-
führten Werke in ihren originalen Schriften) etwas ungleichmäßig, aber die
Leisten, die hier jede Seite umrahmen, und die Farben, in denen das Ganze
gehalten ist, wirken doch recht ansprechend. Uebrigens zeigt sich da, wo die
Titel nicht reproduziert, sondern neu gesetzt sind, deutlich ein sicheres Gefühl
für die Wirkung geschlossener Satzgruppen im Zusammenklang mit einer
vernünftigen Dekoration. Der Schmuck ist meist naturalistisch, aber sehr gut
ui die Fläche gebracht und leicht und frei erfunden. Weniger frisch mutet
das Lineare an. Da sind streng geometrische Textilmuster, an sich zwar gar
nicht übel, aber doch ein wenig simpel.
Der Künstler ist der Maler Bruno
Panitz. Andere Werke des Verlags
haben ihren Hauptschmuck durch M. J.
Gradl erhalten. So ist der Lieferungs-
umschlag zu dem Werk eben dieses
Künstlers (..Decken und Wände")2 auch
von ihm entworfen, ebenso der zu
Petzendorfers Schriftenatlas, Neue Folge. '
Auf Tafel 76 dieses Atlasses finden wir
sogar eine ganze Initialenfolge des Künst-
lers, die wiederum die leichte Erfindung,
ein gutes Raumgefühl und sichere Zeich-
nung verrät.1 Einzelne der Buchstaben
sind sogar ganz besonders hübsch.
Manches Unausgeglichene, mancher billige
moderne Witz würde sich wohl ver-
lieren, wenn sich der Künstler noch
intensiver speziell mit den technischen
Erfordernissen und der Aesthetik des
Buches vertraut machen möchte.'
Der Verlag Julius Hoffmann bringt
in dem Titel (nicht Umschlag) zum
Modernen Stil, Band 6," auch noch eine
weitere gute Arbeit, in der nur die
Kobcrt Hang, Stuttgart, Illustration zu Hack-
ender, Ein Schloti in den Ardennen. Verlegt bei
Karl Krabbe (Erich Guflmann) in Stuttgart.
, ' Nr. 20, i und 2.
^ru*t. S. S.
Deutsc
Kautzsch,
Die Kunst
im württ.
Buch-
gewerbe.
Ä 2 Nr. 20, 3. Vgl. die Abbildung S. 30. & 3 Nr. 20, 7. & i Einzelnes hier abge-
14, 25 und 42. A •"' Arbeiten von M. J. Gradl haben weiter ausgestellt J. G. Cotta,
bild Verlagsanstalt, Paul Neff, Union, Deutsche Verlagsgesellschaft. * 11 Nr. 20, 4. Vgl. die Ab-
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