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Stuttgarter Mitteilungen über Kunst und Gewerbe — 1904-1905

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Hollenberg, Felix: Über Radiertechnik
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https://doi.org/10.11588/diglit.6370#0074
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nerischen, die Säure den malerischen
Teil der Arbeit liefert. Die Nadel hebt
die Form, die Säure die Farbe hervor.

Dadurch, daß die Striche außer in
der Breite auch in der Tiefe verschieden
sind, wird beim Druck noch die be-
sondere "Wirkung erzielt, daß die Farbe,
mit der man druckt, je nach der Dicke,
in welcher sie auf das Papier aufge-
tragen wird, einen anderen Ton gibt.
Beispielsweise wird ein Blau in dünner
Schicht aufgetragen seine Farbe zeigen,
während es dick aufgetragen als schwarz
wirkt.

Eine Fertigstellung der Platte durch
die Wirkung der Säure findet außer bei
dem vorstehend beschriebenen Radier-
verfahren noch bei der Aquatinta-
technik, sowie bei dem Durchdrück-
verfahren statt.

Bei der Aquatinta wird die blanke
Platte mit einem feinen Harzstaubkorn
versehen, so daß nach dem Aetzen alle
diese mit Harzstaub bedeckten Stellen
erhaben stehen bleiben. Die Platte gibt
im Abdruck dann Töne, welche den
getuschten ähnlich sehen. Tonunter-
schiede werden ebenfalls durch stufen-
weises Abdecken erreicht.

Beim Durchdrückverfahren wird durch
einen besonderen ..weichen Grund" die
Zeichnung durchgedrückt. Die geätzten
Striche haben die körnige Wirkung der
mit Kreide gezeichneten Striche.

Neben den Aetzverfahren ist jede Technik verwendbar, die geeignet ist, Ver-
tiefungen oder Rauhlingen auf der Platte zu erzeugen.

Man kann Striche in die blanke Platte mit der Nadel hineinkratzen und
schneiden: Trockenstift, kalte Nadel, Schneidnadel. Oder man gräbt die
Striche mit dem Grabstichel ein: Stich in Linienmanier. Durch Einschlagen
von Punzen in die Platte können ebenfalls Druckwirkungen erzielt werden:
Stich mit der Goldschmiedspunze, gepunzte Manier.

Auch die Bearbeitung der Platte mit Feilen ergibt druckbare Erzeugnisse.

Der Wirkung des Aquatinta ähnliche Effekte kann man durch Anwendung
von Beizmitteln (Schwefelblüte, Schwefelmilch), welche auf die gut entfettete
Platte aufgetragen werden, erzielen.

Eine eigenartige Stellung nimmt die Schabkunst oder Mezzotintmanier ein.
Bei dieser Technik wird die Platte durch ein mit vielen kleinen Zähnen ver-
sehenes Werkzeug das Wiege- oder Graniereisen so bearbeitet, daß die

L. Bauer, Stuttgart,
"Am Meere«.

Technik: Schabkunst auf
molettiertem Grund mit
einradierten Strichen.

Hollen-
berg,
Ueber
Radier-
technik.

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