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Stuttgarter Mitteilungen über Kunst und Gewerbe — 1904-1905

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Eckener, Alexander: Über die Technik in der Künstlerlithographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.6370#0080
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Wendung der gespritzten
Tonplatte. Mittels einer
Bürste und eines Draht-
siebes spritzt man die
Tusche in feinsten Pünkt-
chen auf den Stein; hellere
Stellen werden rechtzeitig
mit Gummi abgedeckt
und dadurch geschützt
und so kann dieses Ver-
fahren durch mehrere
Schattierungen wieder-
holt werden bis zu einer
satten Tiefe, die noch
intensiver als ein ent-
sprechender Kreideton
wirkt. Auch die Asphalt-
platte, wo man aus einem
dunklen Grund Lichter
heraus hebt und ins Posi-
tive aus dem Negativen
arbeitet, ist zur Erhöh-
ung einer Zeichenplatte
brauchbar, sie wirkt aber
meistens, da sie einen
sehr glatten Ton gibt,
nicht so gut mit der
Kreide zusammen wie

die £*eSüritZte Platte die Georg Lebrecht, Einladung zum Ausflug der »Tafelrunde«. Lithographie. Beispiel
ö r ' für Spritzmanier. Autotypische Reproduktion von Iiiig & Müller in Göppingen.

eine eigenartig kräftige

Struktur zeigt. Für sich allein dagegen kann eine Asphaltschabkunstplatte
ganz eminent malerische Wirkungen hervorrufen, da sie viel weicher, flüssiger
als die körnig poröse Kreidezeichnung druckt.

Mit diesen einfachsten Mitteln, ohne den Versuch zu einer naturalistischen
Farbengebung, und durch Zeichnung und Tönung allein, läßt sich fast die ganze
Erscheinungswelt zum Ausdruck bringen. Noch besser eignet sich diese Art
der getönten Zweifarbenlithographie naturgemäß für Darstellungen gedank-
lichen Inhalts, für Allegorien, für Cyclen philosophisch-problematischer Themata;
fast in gleicher Weise wie die eigentliche Griffelkunst, die Radierung, fähig,
scharfe Blitzlichter zu werfen, neueste momentanste Impulse auszudrücken, hat
sie vor dieser, wie wir gesehen haben, in gewisser Beziehung noch Vorteile
voraus. Wenn aber die Lithographie mit der Radierung auf deren eigenstem
technischen Gebiet in Konkurrenz treten will, in der Strichzeichnung d. h. auf
lithographisch Federzeichnung, so muß sie naturgemäß erliegen, weil sie ihre
wahre Stärke dabei verleugnet. Die unnachahmlich feinen Strichunterschiede,
die weichen Uebergänge, das Malerische der Radierung sind in der Feder-
steinzeichnung technisch unmöglich, da notwendig alle Linien, weil mit gleicher
Tusche gezeichnet, gleichartig drucken und ein Ineinanderziehen der Töne, also

2,6.

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Eckener,
Ueber die
Technik
in der
Künstler-
litho-
graphie.

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