E. Haenel,
Die Aus-
stellung in
Dresden.
viele die gleiche sein,
mag besonders durch
die großen Ausstell-
ungen ein fortwähren-
des Durcheinanderströ-
men und Sich-Mischen
der individuellen Be-
strebungen vermittelt
werden: was an natio-
naler Stammeseigenart
noch nördlich und süd-
lich des Maines lebt,
geht doch den, in Ham-
burg und Düsseldorf, in
Stuttgart und Karlsruhe
vereinigten Künstlern
nicht verloren. Nicht in
dem heute schon recht
mißbrauchten Begriff
..Heimatkunst*' liegt das
beschlossen, was hier
heranwächst. Auch aus
Worpswede und Wil-
lingshausen, Goppeln,
Dachau und Grötzingen
strömt noch eine andere
Luft. Jene Städte haben
ihren Hof, ihre Akade-
mie, ihre Bürgerschaft
oder alle drei Einheiten
zusammen; sie stehen
im Leben und bilden
selbst einen kräftigen Einschlag in der Kette unsrer geistigen Kultur. Zeit-
fremde Träumerei wird hier bald den Fuß zurückziehen; was aber gesund
ist und seine Kräfte gebrauchen will, schlägt leicht seine Wurzeln in das
Erdreich, das von der Wärme eines, trotz aller Nivellierungstendenzen kräftigen,
lebenspendenden Volkstums befruchtet wird.
Unter den Kunststädten, die das letzte Jahrzehnt zu so national-veredeltem
Aufblühen gebracht hat, darf sich Stuttgart wohl der raschesten und erfolg-
reichsten Entwicklung rühmen. Wenn man vor einem halben Menschenalter
nach Stuttgarts Stellung in der deutschen Kunstgeschichte des 19. Jahr-
hunderts fragte, bekam man selten mehr als die Namen Dannecker, Schick
und Wächter, von den Architekten Leins, Egle, Gnauth und etwa Neckel-
mann zu hören. Die letzteren beiseite gelassen, bedeuten die Namen des
Bildhauers und der beiden Maler die Glanzzeit des Klassizismus. Danneckers
Kunst ging noch auf die Pajous in Paris und Canovas zurück, Schick und
Wächter waren Schüler J. L. Davids und gelangten in Rom zu hohem Ruhm.
Eine Brücke also zu dem zu schlagen, was der Stuttgarter Kunst als große
Amandus Faure in Stuttgart, Eine Glanznummer. Aufnahme von R. Tamme in Dresden.
178
Die Aus-
stellung in
Dresden.
viele die gleiche sein,
mag besonders durch
die großen Ausstell-
ungen ein fortwähren-
des Durcheinanderströ-
men und Sich-Mischen
der individuellen Be-
strebungen vermittelt
werden: was an natio-
naler Stammeseigenart
noch nördlich und süd-
lich des Maines lebt,
geht doch den, in Ham-
burg und Düsseldorf, in
Stuttgart und Karlsruhe
vereinigten Künstlern
nicht verloren. Nicht in
dem heute schon recht
mißbrauchten Begriff
..Heimatkunst*' liegt das
beschlossen, was hier
heranwächst. Auch aus
Worpswede und Wil-
lingshausen, Goppeln,
Dachau und Grötzingen
strömt noch eine andere
Luft. Jene Städte haben
ihren Hof, ihre Akade-
mie, ihre Bürgerschaft
oder alle drei Einheiten
zusammen; sie stehen
im Leben und bilden
selbst einen kräftigen Einschlag in der Kette unsrer geistigen Kultur. Zeit-
fremde Träumerei wird hier bald den Fuß zurückziehen; was aber gesund
ist und seine Kräfte gebrauchen will, schlägt leicht seine Wurzeln in das
Erdreich, das von der Wärme eines, trotz aller Nivellierungstendenzen kräftigen,
lebenspendenden Volkstums befruchtet wird.
Unter den Kunststädten, die das letzte Jahrzehnt zu so national-veredeltem
Aufblühen gebracht hat, darf sich Stuttgart wohl der raschesten und erfolg-
reichsten Entwicklung rühmen. Wenn man vor einem halben Menschenalter
nach Stuttgarts Stellung in der deutschen Kunstgeschichte des 19. Jahr-
hunderts fragte, bekam man selten mehr als die Namen Dannecker, Schick
und Wächter, von den Architekten Leins, Egle, Gnauth und etwa Neckel-
mann zu hören. Die letzteren beiseite gelassen, bedeuten die Namen des
Bildhauers und der beiden Maler die Glanzzeit des Klassizismus. Danneckers
Kunst ging noch auf die Pajous in Paris und Canovas zurück, Schick und
Wächter waren Schüler J. L. Davids und gelangten in Rom zu hohem Ruhm.
Eine Brücke also zu dem zu schlagen, was der Stuttgarter Kunst als große
Amandus Faure in Stuttgart, Eine Glanznummer. Aufnahme von R. Tamme in Dresden.
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