Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Stuttgarter Mitteilungen über Kunst und Gewerbe — 1904-1905

DOI Artikel:
Haenel, Erich: Der Stuttgarter Künstlerbund auf der Dresdener Kunstausstellung 1904
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.6370#0198
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
E. Haenel,
Die Aus-
stellung in
Dresden.

Christian Speyer in Stuttgart, Die heiligen drei Könige.

Das Gemälde wurde einstweilen vom schlesischen Museum in Breslau angekauft.

Der Druckstock wurde von dem Verlag des »Christlichen Kunstblatt«, J. F. Steinkopf in Stuttgart freundlich Hu-
den Abdruck überlassen.

und reich geworden, wo sie geboren ist: auf dem Meere. Er ist kein Marine-
maler im gewöhnlichen Sinne, der vor allem das gewaltige Pathos schildert,
das der Kampf des Menschen mit den Elementen in sich birgt. Man könnte
ihn einen Impressionisten zur See nennen. Zwar versagt seine Kraft nicht,
wenn er die Größe, die monumentale Feierlichkeit des bewegten Unendlichen
vor sich hat, wenn Himmel und Wasser sich als geheimnisvolle Urmächte
zu malerischen Akkorden von betäubender Fülle und Spannung, von einem
unübersehbaren Reichtum an Mittelstimmen verbinden. Aber am persönlichsten
sprechen diejenigen seiner Werke zu uns, in denen neben das malerische
Problem ein inneres Erlebnis tritt, in denen als Träger der differenzierten
Tonwerte die Verkörperung seelischer Vorgänge sich zeigt. In jüngster Zeit
hat Grethe das Grenzgebiet von Land und Meer, den Hafen, häufiger als
sonst aufgesucht. Der Kampf des Lichtes mit den ungeheuren Rauch- und
Dunstmassen, die aus den schwarzen Schloten und aus der tausendfach zer-
wühlten Wasserfläche aufsteigen, ist hier das Entscheidende. An die mächtigen
Leiber der Ozeanriesen drängen sich die kleinen Fahrdampfer, die ,,Von der
Arbeit" (Abb. S. 172) heimwärts schleppen. Ueber dem unheimlichen Durch-
einander ballt sich die Atmosphäre eines gigantischen Hexenkessels: die Konture
tauchen auf, fliehen ins Licht, zucken zusammen und verschwinden. Leuchtende
Blasen klettern an den Rahen empor das halbgestrichene Eisen des Vorder-
stevens glänzt wie Opal, trüb-schillernd, gleichwie mit Petroleum Übergossen,
klatscht die Welle, ziellos, gegen den grünen Bauch der Jolle. Kein einziger heller,
ungebrochener Ton: ein wildes, unbändiges Sich-Ueberstürzen, Sich-Vermischen
und -Verwunden der Farben, rastlos und mörderisch wie der struggle for life,

185
 
Annotationen