E. Haenel,
Die Aus-
stellung in
Dresden.
Rudolph Rochga in Stuttgart, Pfeiler im
Ausstellungsraum, rechts Reiterstatuette
Kaiser Wilhelms I. von R. Haug in Stutt-
gart. Aufnahme von R. Tamme in Dresden.
die Keimzelle zu dem großen
Gemälde ..Die heiligen drei Kö-
nige" sieht (Abb. S. 185.) Aber
der Künstler ist nicht bei der
virtuosen Darstellung des kraft-
strotzenden Pferdekörpers stehen
geblieben, sondern hat das The-
ma zu einer feierlichen und wirk-
samen Gruppe würdiger Gestal-
ten ausgesponnen. Den bestim-
menden farbigen Akzent erhält
der Zug durch das rote Pilger-
gewand des vorderen Reiters,
der in frommer Versunkenheit,
mit inbrunstwarmen Blicken, dem
heiligen Ziel entgegenstrebt. Un-
ter der Kutte glänzt der Eisen-
schuh, unruhig schnaubend wirft
der Rappe den Kopf in der
Morgenkühle. Wie aus Erz ge-
gossen aber schreitet der mäch-
tige Schimmel des Aeltesten vor-
an; der goldbrokatne Mantel des
greisen Königs wallt um seine
Flanken, stolz erhobenen Hauptes
trägt er die fromme Last. Die
Mischung aus dekorativem Ar-
chaismus und echt deutschem
Empfindungsgehalt, die der mei-
sterhaft flüssig gemalten Scene
innewohnt, hat etwas mächtig
Erhebendes. Wie ein alter Choral,
von einem reichbesetzten Or-
chester in moderner Harmonik
vorgetragen, klingen die inneren
Stimmen des schönen Werkes zu-
sammen. Ueber Robert Haugs
Kunst sind die Akten heute ge-
schlossen. Den schlichten Herois-
mus der Befreiungskriege, der
eine Nation zur Rettung ihrer
Existenz auf das Schlachtfeld rief,
hat keiner tiefer erfaßt als er.
Der Patriotismus, der seine Bilder
beseelt, ist nicht der selbstbe-
wußte, imperialistische, der sich
heute unter Säbelrasseln und
Hurrahgeschrei breit macht, son-
190
Die Aus-
stellung in
Dresden.
Rudolph Rochga in Stuttgart, Pfeiler im
Ausstellungsraum, rechts Reiterstatuette
Kaiser Wilhelms I. von R. Haug in Stutt-
gart. Aufnahme von R. Tamme in Dresden.
die Keimzelle zu dem großen
Gemälde ..Die heiligen drei Kö-
nige" sieht (Abb. S. 185.) Aber
der Künstler ist nicht bei der
virtuosen Darstellung des kraft-
strotzenden Pferdekörpers stehen
geblieben, sondern hat das The-
ma zu einer feierlichen und wirk-
samen Gruppe würdiger Gestal-
ten ausgesponnen. Den bestim-
menden farbigen Akzent erhält
der Zug durch das rote Pilger-
gewand des vorderen Reiters,
der in frommer Versunkenheit,
mit inbrunstwarmen Blicken, dem
heiligen Ziel entgegenstrebt. Un-
ter der Kutte glänzt der Eisen-
schuh, unruhig schnaubend wirft
der Rappe den Kopf in der
Morgenkühle. Wie aus Erz ge-
gossen aber schreitet der mäch-
tige Schimmel des Aeltesten vor-
an; der goldbrokatne Mantel des
greisen Königs wallt um seine
Flanken, stolz erhobenen Hauptes
trägt er die fromme Last. Die
Mischung aus dekorativem Ar-
chaismus und echt deutschem
Empfindungsgehalt, die der mei-
sterhaft flüssig gemalten Scene
innewohnt, hat etwas mächtig
Erhebendes. Wie ein alter Choral,
von einem reichbesetzten Or-
chester in moderner Harmonik
vorgetragen, klingen die inneren
Stimmen des schönen Werkes zu-
sammen. Ueber Robert Haugs
Kunst sind die Akten heute ge-
schlossen. Den schlichten Herois-
mus der Befreiungskriege, der
eine Nation zur Rettung ihrer
Existenz auf das Schlachtfeld rief,
hat keiner tiefer erfaßt als er.
Der Patriotismus, der seine Bilder
beseelt, ist nicht der selbstbe-
wußte, imperialistische, der sich
heute unter Säbelrasseln und
Hurrahgeschrei breit macht, son-
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