E. Haenel,
Die Aus-
stellung in
Dresden.
von Wäldern, Höhen und Wegen gegliederten Fernsicht. Hollenbergs Stil ver-
wandt ist der Ernst Gablers. Er hat eine solide, ernsthafte Strichführung;
seine Blätter geben die Landschaft so wie sie ein einfach empfindender
Mensch genießt, der nicht nach ungewöhnlichen Motiven jagt und sich dafür
lieber dem ruhigen Zauber der kunstlos gewachsenen Natur überläßt. Unter
Alex. Eckeners Arbeiten ragt das Bild der Bäuerin, die „In Gedanken" auf
eine schöne Landschaft hinausblickt, durch die flächige Behandlung der Formen
hervor*. Die Aquarelle, u. a.: „Unterm Hollunder", „Fröhlicher Reiter" sind
kräftig und mit einem ausgeprägten Sinn für großzügige Formen entworfen.
Die Technik des Farbenholzschnittes, die durch Albert Krügers Arbeiten neuer-
dings zu schönen Erfolgen geführt worden ist, verwendet Fritz Lang der
ebenfalls nicht Mitglied des Künstlerbunds ist in der Richtung des deko-
rativen Stils, den wir Europäer in der japanischen Kunst bewundern**. Seine
..Distelfinken" und „Rotkehlchen'', die auch in der Buchgewerbeausstellung
des Stuttgarter Kunstgewerbevereins ausgestellt waren, beweisen aber auch,
daß er jenen Anregungen, besonders was die farbige Charakterisierung anlangt,
nicht unselbständig gegenübergetreten ist. Der ironische Humor, der Hans
Aulhorns farbige Zeichnung „Der erste Gichtknoten" belebt (Abb. S. 187),
bekommt in desselben Künstlers Radierungen einen Stich ins Groteske, ohne
dadurch stärker zu interessieren. Bei Georg Lebrecht (Abb. S. 186) wird
die Farbe zu einigen allgemein charakterisierenden Tönen abgeschwächt. Da-
für gelingt es dem Künstler, die Gestaltenwelt der Rokoko- und Biedermeier-
zeit, die er mit Vorliebe heraufbeschwört, uns aus der Stimmung der Land-
schaft lebendig zu machen. Hier fließt etwas von dem illustrativen Stil mit
ein, den die Zeichnungen der Walter Georgi, Püttner, Angelo Jank in der
„Jugend" oder die getönten Blätter Paul Heys vertreten. Schließlich müssen
hier die Aquarelle genannt werden, die Carlos Grethes Fahrten an den
französischen und italienischen Küsten begleiten: flotte, teilweise geradezu
virtuos behandelte Sachen, die noch nichts von dem Hang zu ungewöhnlichen
Beleuchtungseffekten und der verschwommenen, skizzenhaften Technik ver-
raten, die an des Künstlers Oelbildern in der letzten Zeit zu spüren waren.
Im Gegenteil (vgl. die farbige Beilage S. 165)***, hier finden wir überall eine
Persönlichkeit, die herzhaft auf ihr Ziel losgeht, und über den blitzartig er-
faßten Einzelimpressionen niemals den stimmunggebenden Hauptton, meist ein
besonderes Beleuchtungsproblem, vergißt.
* Heft 2 dieser Mitteilungen hat in der S. 80 beigeklebten trefflichen Originallithographie eine
etwas vereinfachte und verkleinerte Umarbeitung von Eckeners eigener Hand gebracht.
** Vgl. Abdrücke und Wiedergaben seiner Holzschnitte in Heft 2 dieser Mitteilungen.
*** Das Aquarell wurde einstweilen vom Dresdener Kupferstichkabinet angekauft.
192
Die Aus-
stellung in
Dresden.
von Wäldern, Höhen und Wegen gegliederten Fernsicht. Hollenbergs Stil ver-
wandt ist der Ernst Gablers. Er hat eine solide, ernsthafte Strichführung;
seine Blätter geben die Landschaft so wie sie ein einfach empfindender
Mensch genießt, der nicht nach ungewöhnlichen Motiven jagt und sich dafür
lieber dem ruhigen Zauber der kunstlos gewachsenen Natur überläßt. Unter
Alex. Eckeners Arbeiten ragt das Bild der Bäuerin, die „In Gedanken" auf
eine schöne Landschaft hinausblickt, durch die flächige Behandlung der Formen
hervor*. Die Aquarelle, u. a.: „Unterm Hollunder", „Fröhlicher Reiter" sind
kräftig und mit einem ausgeprägten Sinn für großzügige Formen entworfen.
Die Technik des Farbenholzschnittes, die durch Albert Krügers Arbeiten neuer-
dings zu schönen Erfolgen geführt worden ist, verwendet Fritz Lang der
ebenfalls nicht Mitglied des Künstlerbunds ist in der Richtung des deko-
rativen Stils, den wir Europäer in der japanischen Kunst bewundern**. Seine
..Distelfinken" und „Rotkehlchen'', die auch in der Buchgewerbeausstellung
des Stuttgarter Kunstgewerbevereins ausgestellt waren, beweisen aber auch,
daß er jenen Anregungen, besonders was die farbige Charakterisierung anlangt,
nicht unselbständig gegenübergetreten ist. Der ironische Humor, der Hans
Aulhorns farbige Zeichnung „Der erste Gichtknoten" belebt (Abb. S. 187),
bekommt in desselben Künstlers Radierungen einen Stich ins Groteske, ohne
dadurch stärker zu interessieren. Bei Georg Lebrecht (Abb. S. 186) wird
die Farbe zu einigen allgemein charakterisierenden Tönen abgeschwächt. Da-
für gelingt es dem Künstler, die Gestaltenwelt der Rokoko- und Biedermeier-
zeit, die er mit Vorliebe heraufbeschwört, uns aus der Stimmung der Land-
schaft lebendig zu machen. Hier fließt etwas von dem illustrativen Stil mit
ein, den die Zeichnungen der Walter Georgi, Püttner, Angelo Jank in der
„Jugend" oder die getönten Blätter Paul Heys vertreten. Schließlich müssen
hier die Aquarelle genannt werden, die Carlos Grethes Fahrten an den
französischen und italienischen Küsten begleiten: flotte, teilweise geradezu
virtuos behandelte Sachen, die noch nichts von dem Hang zu ungewöhnlichen
Beleuchtungseffekten und der verschwommenen, skizzenhaften Technik ver-
raten, die an des Künstlers Oelbildern in der letzten Zeit zu spüren waren.
Im Gegenteil (vgl. die farbige Beilage S. 165)***, hier finden wir überall eine
Persönlichkeit, die herzhaft auf ihr Ziel losgeht, und über den blitzartig er-
faßten Einzelimpressionen niemals den stimmunggebenden Hauptton, meist ein
besonderes Beleuchtungsproblem, vergißt.
* Heft 2 dieser Mitteilungen hat in der S. 80 beigeklebten trefflichen Originallithographie eine
etwas vereinfachte und verkleinerte Umarbeitung von Eckeners eigener Hand gebracht.
** Vgl. Abdrücke und Wiedergaben seiner Holzschnitte in Heft 2 dieser Mitteilungen.
*** Das Aquarell wurde einstweilen vom Dresdener Kupferstichkabinet angekauft.
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