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Stuttgarter Mitteilungen über Kunst und Gewerbe — 1904-1905

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Haenel, Erich: Der Stuttgarter Künstlerbund auf der Dresdener Kunstausstellung 1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.6370#0211
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E. Haenel, leicht wird zu einer ungezwungeneren

Die Aus- Lösung gelangen können.*

Stellung in Die Achtung vor dem, was Pankok

Dresden. als schaffende Persönlichkeit insbeson-

dere für die moderne Raumkunst be-
deutet, wird durch Einwände, wie ich sie
im Kleinen erheben zu müssen glaubte,
nicht geschmälert. Der Lesesaal als
solchen, mit der besonderen Bestim-
mung als Teil eines Museums, dürfen
wir ihn ansprechen ist ein Werk von
heiterem und elegantem Aufbau, in dem
sich der Ruhesuchende mit willigen Sin-
nen niederlassen wird. Der Zug von
Sanguinismus, der Pankoks Arbeit hier,
zum Teil im Gegensatz zu einigen exal-
tierten und nervösen früheren Arbeiten,
belebt, begegnet auch in den Schmuck-
sachen, die H. Heyne, E. F. Berner,
W. Rothenhöfer und A. Steuer ge-
sandt haben. Sie alle zeichnen sich durch
geschmackvolle Verwendung von farbi-
gem Schmelz aus, der ja auch zum
Schmuck des Lesetisches herangezogen
ist. Bei Berners Arbeiten spielt ein
silbernes Spinngewebe mehrfach eine
Rolle, während A. Steuer die feine Glie-
derung mit vollständig abstrakten Linien
erzielt. Aus den Plaketten Berners
spricht ein ganz individuelles dekora-
tives Empfinden: der Rhythmus der
glänzenden Wellenjungfern, die sich in
dem blauen Wasser überschlagen, prägt
sich dem Auge leicht ein. Aus solcher Verbindung verschiedener, edler und
halbedler Stoffe kann noch manches einschmeichelnde Schaustück geboren
werden.

Wenn die Klage immer wieder zu hören ist, es fehle dem Künstler der
Gegenwart das enge, persönliche Verhältnis zu seinem Publikum, so liegt darin
stets ein versteckter Vorwurf, aber nicht für den Künstler. Denn wer dies
ausspricht, rechnet sich meist selbst schon nicht mehr zu der grossen Masse,
die er schonend Publikum nennt, sondern steht, durch Beruf und Neigung ge-
bunden, auf der Seite des Schaffenden. Nur selten trifft man auf die richtige
Begründung für diesen, nicht wegzuleugnenden Uebelstand. Nicht die Gefühls-
roheit oder Verwöhntheit des Publikums hat die Entfremdung allein ver-
schuldet, sondern die wirtschaftliche Form, die den Kontakt von Geschaffenem
und Genießenden vermittelt. Das sind die Ausstellungen, die Kunstparaden.

Karl Donndorf jr. in Stuttgart, Salber. Aufnahme nach dem
Modell für die in Dresden ausgestellte Bronzestatuette.

Andere werden gerade dieses EcksChränkchen sehr ansprechend finden.

Fr.-O.

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