Künstler.
F. Wolter,
Freie Ver-
einigung
Württbg.
Karl Scharrat
(gart, Strandgut.
behren. Vielleicht liegt
es im Zuge der Zeit,
daß sie nicht mehr ge-
übt wird; denn wenn
wir schärfer zusehen, so
stehen wir heute selbst
den großen monumen-
talen Schöpfungen eines
Rubens fremder gegen-
über als der intimeren,
innerlichen Kunst der
alten deutschen Meister.
Dazu kommt noch bei
Zix, daß die Verquickung
von Idealismus und Re-
alismus einen Eindruck
hinterläßt, der den von
dem Maler angestrebten Grad von weihevoller Erhabenheit trotz der nicht
anzugreifenden Qualität der Malerei und der guten technischen Vorzüge, welche
vorhanden, nur teilweise erreicht. Nicht zu verkennen ist die Schwere der
Aufgabe, welche der Künstler sich stellte, aber wir kommen nun einmal nicht
darüber hinweg, daß gerade das Erhabene auf jeden Fall auch durch völliges
Beherrschen des Stoffes sich aussprechen muß. Nach dieser Richtung ist an
den beiden andern Arbeiten Zix, die gegenüber diesem Bilde als Parerga er-
scheinen, den ..Herbstastern" und Hundestudie nichts auszusetzen.
Von der Farbe ausgehend, in der Wirkung der Lokaltöne zu einander sind
die Bilder Alexander von Otterstedts zu betrachten. Eine große Serie haben
ja die Stuttgarter im Februar im Kunstverein beisammen gesehen. Mögen dem
Maler einerseits die alten Venetianer, vor allem Titian, vorgeschwebt haben, wie
in dem Venusbilde, so andererseits Böcklin in dem rothaarigen nackten Meer-
fräulein mit Muscheln (Beilage zu S. 206). Trotz dieser Anklänge zeigen, die
Arbeiten eine geschickte Hand, die mit feinem Raffinement die zartesten Fleisch-
töne zu dem leuchtenden Rot der Haare, dem grünschimmernden Gewände,
dem tiefen Blau der Luft verschmelzt, wodurch denn allein eine Harmonie
von Farben entsteht, die den Beschauer gefangen nimmt. Einen wahren
Farbenrausch beschwört von Otterstedt in einem Blumenstück hervor, der in
der Tat märchenhaft genannt werden müßte, wenn die zarten, duftigen Kinder
Floras etwas der pastosen Schwere der Farbe entbehren würden. Der Spanier
Hermen Anglada, welcher jetzt in München sowohl, als überhaupt in Deutsch-
land mit seinen Farbenorgien die Künstlerschaft enthusiasmiert, hat das Ge-
heimnis gefunden, das Leichte, Duftige und doch wieder so Schmelzende der
Farben in Oeltechnik zu erzielen. Es sollen nun hiermit diese ..exotischen
Blumen" nicht der Nachahmung empfohlen sein.
Daß heute noch das Verhältnis des Publikums zur Bildniskunst kein erfreu-
liches ist, beweisen die alljährlich auftretenden Porträts, an denen man den
Geschmack des Kunstempfängers messen kann. Meist begegnet uns eine Durch-
schnittsarbeit langweiligster Art, in peinlichster Glätte und Genauigkeit einer ver-
größerten Photographie. Das, was einem Bildnis den künstlerischen Wert ver-
206
F. Wolter,
Freie Ver-
einigung
Württbg.
Karl Scharrat
(gart, Strandgut.
behren. Vielleicht liegt
es im Zuge der Zeit,
daß sie nicht mehr ge-
übt wird; denn wenn
wir schärfer zusehen, so
stehen wir heute selbst
den großen monumen-
talen Schöpfungen eines
Rubens fremder gegen-
über als der intimeren,
innerlichen Kunst der
alten deutschen Meister.
Dazu kommt noch bei
Zix, daß die Verquickung
von Idealismus und Re-
alismus einen Eindruck
hinterläßt, der den von
dem Maler angestrebten Grad von weihevoller Erhabenheit trotz der nicht
anzugreifenden Qualität der Malerei und der guten technischen Vorzüge, welche
vorhanden, nur teilweise erreicht. Nicht zu verkennen ist die Schwere der
Aufgabe, welche der Künstler sich stellte, aber wir kommen nun einmal nicht
darüber hinweg, daß gerade das Erhabene auf jeden Fall auch durch völliges
Beherrschen des Stoffes sich aussprechen muß. Nach dieser Richtung ist an
den beiden andern Arbeiten Zix, die gegenüber diesem Bilde als Parerga er-
scheinen, den ..Herbstastern" und Hundestudie nichts auszusetzen.
Von der Farbe ausgehend, in der Wirkung der Lokaltöne zu einander sind
die Bilder Alexander von Otterstedts zu betrachten. Eine große Serie haben
ja die Stuttgarter im Februar im Kunstverein beisammen gesehen. Mögen dem
Maler einerseits die alten Venetianer, vor allem Titian, vorgeschwebt haben, wie
in dem Venusbilde, so andererseits Böcklin in dem rothaarigen nackten Meer-
fräulein mit Muscheln (Beilage zu S. 206). Trotz dieser Anklänge zeigen, die
Arbeiten eine geschickte Hand, die mit feinem Raffinement die zartesten Fleisch-
töne zu dem leuchtenden Rot der Haare, dem grünschimmernden Gewände,
dem tiefen Blau der Luft verschmelzt, wodurch denn allein eine Harmonie
von Farben entsteht, die den Beschauer gefangen nimmt. Einen wahren
Farbenrausch beschwört von Otterstedt in einem Blumenstück hervor, der in
der Tat märchenhaft genannt werden müßte, wenn die zarten, duftigen Kinder
Floras etwas der pastosen Schwere der Farbe entbehren würden. Der Spanier
Hermen Anglada, welcher jetzt in München sowohl, als überhaupt in Deutsch-
land mit seinen Farbenorgien die Künstlerschaft enthusiasmiert, hat das Ge-
heimnis gefunden, das Leichte, Duftige und doch wieder so Schmelzende der
Farben in Oeltechnik zu erzielen. Es sollen nun hiermit diese ..exotischen
Blumen" nicht der Nachahmung empfohlen sein.
Daß heute noch das Verhältnis des Publikums zur Bildniskunst kein erfreu-
liches ist, beweisen die alljährlich auftretenden Porträts, an denen man den
Geschmack des Kunstempfängers messen kann. Meist begegnet uns eine Durch-
schnittsarbeit langweiligster Art, in peinlichster Glätte und Genauigkeit einer ver-
größerten Photographie. Das, was einem Bildnis den künstlerischen Wert ver-
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