Dr. Daniel Greiner in Traisa bei Darmstadt, Originalholzschnitt »Sphärenmusik« aus
»An die Nacht«, Originalholzschnittfolge.
Das ist das "Wesen der wahren Kunstwerke, daß sie suggestiv Stimmung ausströmen,
daß sie den Beschauer übernehmen und ihn mit ihrem Gehalt überschütten wie eine
schenkende Gottheit. Sie machen uns durch ihre stille Größe wehrlos, daß wir selbst-
vergessen mit dem kritischen Schwert dastehen. Wir sehen die Sehnsucht herab-
kommen und fühlen uns in ihrer beruhigenden Nähe wohl. Nichts stört uns.
"Wo die Unwahrscheinlichkeit mit dem Mangel sich paart und beide mit der "Wahr-
heit verschwistert erscheinen, kommen wir in die Unruhe hinein, die uns keinen Zug
rein genießen läßt. Sie reizt uns zum Widerspruch, zur Abwehr einer geschmack-
lichen Vergewaltigung unseres empfindlichen "Wesens. Moderne Künstler müssen sich
fast immer gefallen lassen, daß man ihnen in dieser Manier begegnet. Denn es ist
noch nicht die Ruhe über uns gekommen, die uns stille Großkunst bringen könnte.
Diese Ruhe ist wenigen Zeiten beschieden. Aber es ist trotzdem für die Künstler
ein ehrendes Zeugnis, hier innige Anteilnahme, dort ehrliche Abneigung zu finden.
Denn das ist schon viel und für sie genug, frisch und unbeirrt weiter zu schaffen.
"Wo dagegen seichte, mit abgenutzten Terminüssen und vergriffenen Schlagwörtern
jonglierende Tageskritik auftritt, da liegt die bedeutendere Kunst fernab. Da haben
wir die Mittelmäßigkeit in ihrer dilettantischen Blöße vor uns.
Dr. Daniel Greiner in Traisa bei Darmstadt,
Ex libris.
217
»An die Nacht«, Originalholzschnittfolge.
Das ist das "Wesen der wahren Kunstwerke, daß sie suggestiv Stimmung ausströmen,
daß sie den Beschauer übernehmen und ihn mit ihrem Gehalt überschütten wie eine
schenkende Gottheit. Sie machen uns durch ihre stille Größe wehrlos, daß wir selbst-
vergessen mit dem kritischen Schwert dastehen. Wir sehen die Sehnsucht herab-
kommen und fühlen uns in ihrer beruhigenden Nähe wohl. Nichts stört uns.
"Wo die Unwahrscheinlichkeit mit dem Mangel sich paart und beide mit der "Wahr-
heit verschwistert erscheinen, kommen wir in die Unruhe hinein, die uns keinen Zug
rein genießen läßt. Sie reizt uns zum Widerspruch, zur Abwehr einer geschmack-
lichen Vergewaltigung unseres empfindlichen "Wesens. Moderne Künstler müssen sich
fast immer gefallen lassen, daß man ihnen in dieser Manier begegnet. Denn es ist
noch nicht die Ruhe über uns gekommen, die uns stille Großkunst bringen könnte.
Diese Ruhe ist wenigen Zeiten beschieden. Aber es ist trotzdem für die Künstler
ein ehrendes Zeugnis, hier innige Anteilnahme, dort ehrliche Abneigung zu finden.
Denn das ist schon viel und für sie genug, frisch und unbeirrt weiter zu schaffen.
"Wo dagegen seichte, mit abgenutzten Terminüssen und vergriffenen Schlagwörtern
jonglierende Tageskritik auftritt, da liegt die bedeutendere Kunst fernab. Da haben
wir die Mittelmäßigkeit in ihrer dilettantischen Blöße vor uns.
Dr. Daniel Greiner in Traisa bei Darmstadt,
Ex libris.
217