schön, ebenso ..Polarnacht". ..Jung Siegfried" scheint weniger bedeutend zu sein,
wenigstens teilweise. Die Mörikesche „Nacht1', an welche doch das Gedicht um die
Hauptkomposition des Holzschnittes ..Nacht" sich anlehnt, stelle ich mir anders vor,
mehr lehnend.
..Kommende Nacht", ..Feierabend", ..Sphärenmusik" leiden an Uebermaß symbo-
listischen Gehaltes. Doch ist „Sphärenmusik" auf alle Fälle stark wirkungsvoll. Die
Harfe der Radierung ..Urmusik" hat Saiten so dick wie ein Batzenstrick. Das muß
natürlich so eine Art Urmusik geben.
In dieser Abteilung ist es ungemein interessant und erfreulich, bemerken zu können,
wie der Künstler experimentierte und ihm dabei technische Feinheiten ganz vorzüglich
gelungen sind. Allen Respekt vor der Technik Greiners.
Das gilt auch von den Metallarbeiten. Greiner zeigt sich hier als Meister der
Plakettenkunst und führt wirkliche Kleinodien dieses Kunstfachs vor. Wir denken
hier an die Porträtplaketten, an die „Witwe". Das ist Kleinkunst mit wohltuend
starker Individualität. Traulich anheimelnde Kunst begegnet uns im ..Totenkopf mit
Buch" und im „Ritter mit Spruch1'. Letzteres scheint mir ein besonders gelungener
Versuch zu sein. Die trefflich ausgeführte Medaille auf Philipp den Großmütigen
verdankt der Stuttgarter Metallwarenfabrik "Wilhelm Mayer & Franz Wilhelm ihre
Entstehung. (Vergl. untenstehende Abbildung.)
Weniger bedeutend dagegen sind die keramischen Sachen. Das Material wurde
nicht seiner Natur entsprechend aufgefaßt. Die Werke sind darum, abgesehen von
der vorzüglichen und technisch hochinteressanten Färbung, wenig glücklich geraten.
Ich wundere mich, wie die sensible Natur des Künstlers hier Produkte liefert, dumpf,
schwer und klotzig wie mitternächtige Phantasien im Bierkeller.
Alles in allem: Greiner ist eine ganz beachtenswerte Individualität, ein energischer
und doch lyrisch weich erscheinender Typ. Eine stark denkende Persönlichkeit. Er
wird mit der Zeit noch über gewisse Schwächen hinauswachsen, denn er hat die
Kraft dazu in sich.
Es wird sich jeder gestehen, daß die ganze Ausstellung Greiners nicht den Stempel
des Konventionellen trägt. Sie ist vielmehr eigenartig, wie der Mensch Greiner. Was
uns bei diesem in die Äugen fällt, ist die Macht der Persönlichkeit, die starke Sub-
jektivität. In allen seinen Werken ist ein starkes Streben nach Selbständigkeit wahr-
nehmbar, so daß man sein leises Streifen an Schulen und Manieren vergißt. Es ist
etwas Wohltuendes um den Einfluß einer solchen Individualität. Ein Schock von
Mittelmäßigkeiten für eine solch wuchtige Natur !
F. Felger,
Dr. Daniel
Greiner u.
Paul Lang.
Dr. Daniel Greiner in Traisa bei Darmstadt, Plakette auf Philipp den Großmütigen, Vorder- und
Rückseite. Ausgeführt von der Stuttgarter Metallwarenfabrik Wilhelm Mayer & Franz Wilhelm.
219
wenigstens teilweise. Die Mörikesche „Nacht1', an welche doch das Gedicht um die
Hauptkomposition des Holzschnittes ..Nacht" sich anlehnt, stelle ich mir anders vor,
mehr lehnend.
..Kommende Nacht", ..Feierabend", ..Sphärenmusik" leiden an Uebermaß symbo-
listischen Gehaltes. Doch ist „Sphärenmusik" auf alle Fälle stark wirkungsvoll. Die
Harfe der Radierung ..Urmusik" hat Saiten so dick wie ein Batzenstrick. Das muß
natürlich so eine Art Urmusik geben.
In dieser Abteilung ist es ungemein interessant und erfreulich, bemerken zu können,
wie der Künstler experimentierte und ihm dabei technische Feinheiten ganz vorzüglich
gelungen sind. Allen Respekt vor der Technik Greiners.
Das gilt auch von den Metallarbeiten. Greiner zeigt sich hier als Meister der
Plakettenkunst und führt wirkliche Kleinodien dieses Kunstfachs vor. Wir denken
hier an die Porträtplaketten, an die „Witwe". Das ist Kleinkunst mit wohltuend
starker Individualität. Traulich anheimelnde Kunst begegnet uns im ..Totenkopf mit
Buch" und im „Ritter mit Spruch1'. Letzteres scheint mir ein besonders gelungener
Versuch zu sein. Die trefflich ausgeführte Medaille auf Philipp den Großmütigen
verdankt der Stuttgarter Metallwarenfabrik "Wilhelm Mayer & Franz Wilhelm ihre
Entstehung. (Vergl. untenstehende Abbildung.)
Weniger bedeutend dagegen sind die keramischen Sachen. Das Material wurde
nicht seiner Natur entsprechend aufgefaßt. Die Werke sind darum, abgesehen von
der vorzüglichen und technisch hochinteressanten Färbung, wenig glücklich geraten.
Ich wundere mich, wie die sensible Natur des Künstlers hier Produkte liefert, dumpf,
schwer und klotzig wie mitternächtige Phantasien im Bierkeller.
Alles in allem: Greiner ist eine ganz beachtenswerte Individualität, ein energischer
und doch lyrisch weich erscheinender Typ. Eine stark denkende Persönlichkeit. Er
wird mit der Zeit noch über gewisse Schwächen hinauswachsen, denn er hat die
Kraft dazu in sich.
Es wird sich jeder gestehen, daß die ganze Ausstellung Greiners nicht den Stempel
des Konventionellen trägt. Sie ist vielmehr eigenartig, wie der Mensch Greiner. Was
uns bei diesem in die Äugen fällt, ist die Macht der Persönlichkeit, die starke Sub-
jektivität. In allen seinen Werken ist ein starkes Streben nach Selbständigkeit wahr-
nehmbar, so daß man sein leises Streifen an Schulen und Manieren vergißt. Es ist
etwas Wohltuendes um den Einfluß einer solchen Individualität. Ein Schock von
Mittelmäßigkeiten für eine solch wuchtige Natur !
F. Felger,
Dr. Daniel
Greiner u.
Paul Lang.
Dr. Daniel Greiner in Traisa bei Darmstadt, Plakette auf Philipp den Großmütigen, Vorder- und
Rückseite. Ausgeführt von der Stuttgarter Metallwarenfabrik Wilhelm Mayer & Franz Wilhelm.
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