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Sondernummer der wormser Leitung zum Gedächtnis des Mschlusses der elfeintialbjährlgen Sesahungszeit amNhein

fim Tage der Vesreiungsseier am Nhein -r- >r- Montag, 30. Iuni s^30

Von 7r< gieruagvrat <r r l t 1 b.^ oordau

elgenilich nichts anderes war als ein fortfesehter Nch Sympathken zu erwerben. Dars man

Prestigeoerlust jener Weltmacht, der doch das Pre. Loch nicht vergessen, datz nach Abzug unserer Trup.
stige über alles gilt. pen während etner kurzen Spanne (3.-8. Dezem.

Wenn man uns Deutschen den Vorwurf gemacht ber 1918) ein Vakuum entstanden war, in dem die
bat. wir seien schlechte Psychologen. wenn man dem allgemeine Unsicherheit so arotz war. dah gar man.
Mangel an Einfühlungsvermögen die Schuld zuge. cher in der anrückenden Besatzung den Schutz gegen
:n hat an mancherlei Mitzersolgen in Elsatz. die Bedrohung von Leben und Eigentum zu sehen
stgen ünd in der Autzenpolitik dcr Vorkriegs. glaubte. Nur zu bald zeigte sich. datz man vom Re.
.... kann man mit mindestens demselben Recht gen in die Traufe gekommen war. Die vermeintliche
en Franzosen den gleichen Mangel nachsagen. We. ..Ordnungstruppe" richtete eine Willkürherrschast
naer Verständnis sür sremde Sinnesart. als die auf. die aufs Tiesste eroittern muhte. mit einer Ent.

rechtung der Bevölkerung. die kaum noch weiter
M hatte gehen können.

Wc-H man deute noch. W2S »ur k:ne r-.orme

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eine Ecneralstabslarte von Mainz '(1-.100 900")
mit dem Auftrag. tn verschiedenen Farben die un-
terirdischen Telefon.. Eas. und Wasserleitungen
einzuzeichnen! Was tun? Wir zeichneten in 3 Far-
ben wilde Knäuel in das wtnzige Stadtbild. liefer-
ten es ab und haben nie wieder etwas davon ge-
hört. Ein andermal erhielten wir Austrag, die in
Mainz vorhandenen Weinflaschen zu zählen! Sol-
cherlei war vielleicht der Ausslutz einer animierten
Kasinostimmung: in uns aber löste es die bitteren
Eefühle hilflosen Ausgtltefertseins aus.

Es tst ja wohl noch allgemein bekannt. datz nach
dem Einrücken der Vesatzung jedeVerbindung

Was gibt uns eln Recht. die Defreiungsstunde
zu begehen mit Elockengeläut entlang dcm Dcut.
schen Strom. mit würdigen Feiern. mit tiesinner.
licher Freude der von unertraglichem Druck befrei.
ten Seele? Eine Schlacht ist gewonnen. wie sie der
im Lause der Iahrtausende doch mahrlich kampfge-
wohnte Rhein noch nicht gesehen hat. eine Schlacht schrr

stärke trotz des verlorenen Kriegs. trotz der Not-
wendigkeit völliger Umstellung im Innern nach den
Lagen von November 1918. trotz des Derlustes des
grösiten Teils unseres Volksvermögens. trotz Ent.
goaffnung und Knebelung. Irotz lchwersten seelischen
Druckes es vermocht hat, das Rheinland deutsch zu
erhalten. so deutsch wie nur je es war. das ist es,
was wir mit Fug und Recht feiern dürfen.

Wer glaubt. wir hätten wenig Grund gur
Freude, und die Befreiung sei zu teuer erkaust. der
möae sich in einer ehrlichen Stunde zurückerinnern
an die vielen Wechselfälle unseres Schicksals in die-
len letzten 112 Iahren und sich ernstlich fraaen ob
'es nicht auch anders hätte werden können. Und er
Mrd inne werden, dah wir in tosenden Stürmen
'als ein Schifs in Seenot durch Felsenriffe getrieben
sind, und datz in höchster Gefahr das deutsche Volk
bei aller Ungunst der Verhältnisse doch immer wie-
der die Krast des Willens aufgebracht hat, das
Schiff in Kurs zu brinaen. Sonst könnten heute die
Lande am Rhein französische Provinz sein. ein zwei-
tes. noch viel unglücklicheres Elsatz. oder ein Puffer-
ftaat unter französischer Suzeränität. Wir^ wollen
uns nicht ausmalen. was dies oder jenes für unser
Volk zu bedeuten gehabt hätte. wir wollen in dank.
barer Freude uns alücklich preisen. datz uns solch
Schicksal erspart geblieben ist Vank unserer morali-
schen Stärke und einer vielfach zu Unrecht verlaster-
len, sür die Belange des Rheintandes aber zweifel-
los nützlichen Autzenpolitik des Reiches.

Gewonnen ist die Schlacht insofern. als das
Rheinland. zwar schwer aeprüft. aber im Ganzen
unversehrt, nun frei im Lerbande des Rcichcs am
deutschen Äufbau mitarbeiten kann. und unterlegen

litdem unbesetztenGebiet — Bahn-,
uhr. und Personenve'rkehr, Post, Teleson — ab.
ebrochen war. Auch die Derbindung mit der
essischen Regierung war abgeschnitten. sodatz in

kommandantur tm Eornelianum. dem Brigadebüro
im Lipp'schen Hause und dem Äreisadministrator die die Regierungsfunktionen zu versehen baltcn.
im Kreisamt laaen damals folgende Truppen in Alle Matznahmen zielten auf eine absolute Isolie-
der Stadt und ihren Vororten: 7 Batterien Artll. rung des besetzten Gebiets ab mit dem deutlich er.
lerie, 2 Schwadronen Kavallerie, 1 Iägerbataillon, kennbaren Envziel der wirtschaftlichcn und kultu.
2 Kompagnten Pioniere, 1 Trainabteilung und ein rellen Durchdringung und dereinstiaer echter oder
Rekrutendepot. Dazu kamen vorübergehend 3 wei. verschleierter Annektierung. Dies kam besonder»
tere Batlerien Artillerie. eine Sektion italienischer 1919 zur Zeit des D o r t e n p u t s ch e s zum Aus.
Larabinieri Reali. eine Autogruppe und nochmals druck. Dem dienten auch die vielen Propagandaver.
2 Batterien Artillerie. anstaltungen. Dabei mutzte der Franzose es er.

Auch daiin z«iale sich d«i Mang«> -n plycho. l-b-n. das, di« Be°°»«iuna all,-in W-ib-n uni ihr«
logilch-m B-ist°ndn,s: Wähi-nd wii — -hilich und Dunst ,m>t 'istg-i Zuruckhaliung ablehni-, W-d-r
Lberz-vgt — aul d-m Etandpunlt st°nd-n, Latz d-r bcn g-I-llsckalilich-n V-rk-hr, um dcn stch z» b-.
«ri-g mit d°m W°II«nstillst°nd zum Abschlutz gc- ""lh'n «r jahr-Iang nicht müd- wurdc. onnic -r
k°mm-n war, hi-II-n di« Fr°nz°>-n starr daran I-st, 'rr-'ch-n. noch -,n«n B«such I-in-r V-r°nstal,ungcn
datz W-ss-nl!illstand noch Kri-g ,-i. UnL d-m-„I. »u Propagandazwcck-n. Boriragk. Th-°l-r. kon-
Ipr-ch-nd war ihr B-n-hm-n, d-st-n Symbol abcr Und als h,-r tn Worm» gar Ballc v-ranllal.

war di- R-itp-iisch-! >'l wurd-n. mutzi-n die Einlad-nd-n zu ihrcr gc.

S° m°chi-n di- iS-sühl- d.r B-rolk-rung -,n- Ä»°-"n?°»I^-7n?-mö^

nnn k-r «zrauenspersonen memand kam.

Umso schwerer lastete auf den Vehörden der

Zwana. Einladungen zu solchen Propagandavorträ.

gen, Truppenparaden und dergleichen nachzukom.

men. Weigerung wurde als bewutzt unsreundlicher

Akt angesehen und mit der Androhung von Nachtel-

len für die Bevölkerung beantwortet.

Ueberhaupt war der Franzose r^ur zu leicht ge.

neigt. jeden Einwand und jedes Eräeuern eines ab.

wcgen der Vedrückung.

Die Engländer waren klüger. Wohl wurde auch
ihre Anwesenkeit vielfach äutzerst lästig empsunden.
aber sie verfoiaten gröhere Linien und vermieden
klcinliche Schikanen. Die framösische Besatzung da-
gegen gefiel sich darin, im kleinen und am einzel.
nen Rache zu nehmen für tatsächlich oder anaeblich
erlittene Unbill während des Krieges. Das kam in
zahllosen Aeuherunaen von Besatzungsangehörigen
mit verblüffender vffenbelt immer wieder zum
Ausdruck. das war der llntergrund all der vielen
Schikanen, denen der Einzelne wie die Gclamtheit
ausgejetzt war. Darunter litten auch die Verwal-
ungsbehörden, die als „gegebene Dermittler" zwi.
chen der Bevolkeruna uno der Besatzung unglaub.
ich schwieriaen Stand hatten. Wir betrachteten es
als eine selbstoerständliLe Ehrenpflicht. für unsere
Volksgcnossen das bestmögliche herauszuholen: in
dcr Waffenstillstandszeit aber fehlten alle rechtlichen
Unterlagen, und man war auf Gnade oder Ungnade
dem guten Willen der Anderen ausgeliefert. Da
hietz es Diplomatie erlernen und lavieren. abwä.
gen welche mindere Interessen etwa zu Eunsten von
wtchtigeren geopfert werden konnten. durch eine ge-
wisse Loyalität die Eunst für Belange von Bedeu.
tung zu erzielen.

Es würde den Raum dieses Aufsatzes weit
überschreiten, wollte ick aus der Fülle der Erinne.
rungen Einzelhetten bringen. doch möchte ich an
Hand von zwet heute nur noch belustigend wirken-
den Fällen. die ich während meiner Tätigkeit in
Besatzungssachen bei dem Hess. Landeskommissariat
in Mainz erlebt habe. zeigen, wie man damals mit
den deutschen Dienststellen verfuhr. Lpir erhielten


phoi. füll-L

fraukreich Steht lelne fahae auf der TrheladrllcLe sla

O k,eimotstrom. o Schicksalsstrom,
Hun schlug die ersetinte Stunde.
Hun künden -ie Glocken von Dom

zu vom

Lout tillllend die elserns Runde-

srei ist der «tiein, der rrhein ist frei
Und nicht metir tn sesseln gefchlagen,
Dtesremdtierrschost sürimmer vordei,
vie die Menschen am Strome getragen.

Stets ging es um dtch seit alter Leit,
Um dtch ward gekämpst und ge-

stritten,

Vu wanderer durch -ie Lande wett,
Um dich tsat Deutschland gelitten.

sürdich hat das deutschek,erz geglütst,
kür dtch yab es Vlut und Leden,
So wett detne woge meerwärts zielst,
So weit dtch umgrünen die Reben.

flusLiebe zu vlr wir erduldeten viel,
Retn Los zu schwer wir empsanden.
wirbliebendtrtreu.daswarunserLiel,
Lu dem wir gerichtet uns sanden.

wir trugen geduldig die t,arte sron
Und dos foch, das uns aufgezwungen.
wir wußten es, etnmal winkt uns

der Lcchn,

Dann stnd -le Retten zersprungen.

O yeimatstrom, o Schicksalsstrom,
Sie ist da, -te ersestnte Stunde.

Laut kllnden dte Glocken von Dom

zu vom

vie sreudlge, sauchzende Runde-

srei tst derlcheln und diesron vorbsi,
vte dieMenschen amStrom getragen,
Und jedes k,erze atmet srei
Und nicht mestr in sesseln geschlogen!

^rtedrtch r)effs

vbsl. sllu»

Ver lehte posiev am «heta
 
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