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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0169
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144 —

den Briefen hat Nohl im dritten Bande seiner Biographie Beet-
hovens verarbeitet, in ihrer Gesammtheit sind sie noch unge-
druckt; die kurzen Auszüge des Katalogs lassen so viel Cha-
rakteristisches und zum Theil Neues vermuthen, daß eine Ver-
öffentlichung im höchsten Grade wünschenswerfh erscheint. Es
ist der echte Beethoven, der aus diesen Briefen spricht, voll
Liehe für seine Freunde, im Unmuthe aufbrausend gegen „den
schwachen Kardinal" (Erzherzog Rudolf), der ihn „in einen
Morast gebracht", gutmüthig die barockesten Aufträge seines
Bruders Karl ausrichtend, „der sich seiner schlechten Gesund-
heit wegen pensioniren mußte lassen; der Zustand ist sehr hart
zur jetzigen Zeit, ich thue, was mir nur möglich, allein es kiekt
nicht .... er braucht viel, muß sich Pferd und Wagen halfen,
um leben zu können (denn Sein Leben ist ihm sehr lieh) so
wie ich das meinige gern verlöhrel" — Dann erzählt er, wie er
gefochten, um seinen Neffen „einer unwürdigen Mutter zu ent-
reißen", wie er hierdurch Vater geworden und „wahre Vafer-
sorgen habe." Durch den Engländer Neafe schickt er sein
Porträt, das von Höfel gestochene Letronnesche Bild „einen
Kupferstich, auf dem mein Gesicht abgedruckf ist, manche
wollen auch die Seele darauf deutlich wahrnehmen." Franz
gegenüber, der in Differenzen mit dem Verleger Simrock den
Vermittler spielte, empfindet er Gewissensbissen; „halfen Sie
mich ja nicht für einen Schuften oder ein leichtsinniges Genie,
— Sie werden, wer weiß was, von meiner Unordnung denken",
beginnen zwei von den Briefen. Nicht müde wird er, seine
Freundschaftsgefühle auszusprechen: „immer bleiben mir alle
Glieder der Brenfanoschen Familie lieb, und vorzüglich werde
ich mich ihrer mein verehrter Freund immer mit wahrer Ach-
tung erinnern. Ihren Umgang wie ihrer Frau Gemahlin und
lieben Kinder vermisse ich gar sehr, denn wo wäre etwas d. g.
hier in unserm Wien zu finden, ich gehe daher auch beynahe
nirgends hin .... möge auch ich in ihrem Andenken als ihrer
nicht unwerfh zuweilen ihnen erscheinen. Alles schöne meiner
werthen Freundin Toni." Dazwischen macht ihn seine Geld-
schuld den Freunden gegenüber unsicher, und er nennt sich
vorlaut, „indem ich Ihrer Tochter Maxe ohne anzufragen ein
Werk von mir widmete; geben Sie aber dieser Dedikafion keine
üble Deutung auf irgend ein Interesse oder gar auf eine Be-
lohnung — dies würde mich sehr kränken." Am 2. August 1823
klingt die Korrespondenz aus in einem höflichen „Euer Wohl-
geboren mit Hochachtung verharrender Beethoven."
In Frankfurt erwarb sich Antonia Brentano leicht die
Stellung, die ihre Geisfesgaben ihr zuwiesen. Sie war, erzählt
I. B. Diel in seiner Biographie Clemens Brenfano's, die geach-
fefste Dame der Stadt, gleich ausgezeichnet durch feine Bildung
wie durch moralischen Werth und aufrichtige Frömmigkeit.
Für die Brentano'sche Familie blieb sie siebzig Jahre lang das
 
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