Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0269
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
241

der Empirestil viel von dem Eindruck des Theatralischen, den
wir ihm gegenüber empfinden.
Seine Requisiten holte sich der Stil ausschließlich aus der
Antike; nicht nur die bildende Kunst, auch die Literatur.
Das ganze Denken und Empfinden dieser Epoche mutet wie
eine Maskerade in antikem Kostüm an. Leider nur waren alle
diese Götter und Allegorien das, was Schiller in seinem Ge-
dicht „Die Götter Griechenlands" nennt, „entseelte Worte".
Der Vergleich einer Maskerade trifft besonders auch auf die
dekorative Kunst zu: die Form maskiert den Zweck, statt ihn
anzukündigen.
Wie der Empirestil seine Blüte unter dem Kaisertum Na-
poleons I. entfaltete, so verschwanden mit dessen Sturz
und der Restauration der Bourbonen seine Schöpfungen aus
der französischen Hofgesellschaft: ganze Einrichtungen wur-
den jetzt ebenso vernichtet oder verschleudert wie um die
Wende des 19. Jahrhunderts die köstlichen Ziermöbel eines
Riesener und Bennemann. Aber der Empirestil hatte auch
außerhalb Frankreichs weithin Wurzeln geschlagen — er stirbt
nicht vollständig mit dem Sturz Bonapartes, sondern lebt sich
aus, so lange seine Ideen leben. Gegenüber der abfälligen Kri-
tik, denen der Empirestil auch heute noch nicht selten be-
gegnet, schließe ich mit den Worten: „Es gibt keinen schlechten
Stil, aber es gibt in jedem Stil gute und schlechte Künstler."

Die Kupferstiche im Florentiner Dante
von 1481.
Im Jahre 1481 veröffentlichte Christoforo Landino eine
Ausgabe der Divina Commedia mit einem umfangreichen Com-
mentar. Das Buch wurde in Florenz von dem Breslauer Drucker
Nicolo di Lorenzo gedruckt und am 31. August 1481 vollendet.
Es war die erste Ausgabe, welche in Dantes Vaterstadt erschien,
und Landino überreichte sein Werk der Signoria in feierlicher
Sitzung mit einer pomphaften Rede, deren Wortlaut uns be-
wahrt worden ist.*) Der stattliche Foliant enthält Dantes Ge-
dicht in der Type, welche Proctor mit 4 b bezeichnet, der wort-
reiche Commentar umrahmt den Text in etwas kleinerer Schrift
(Type 5). Ueberall ist Raum für die Initialen des Miniators
gespart, und am Kopfe des zweiten und der folgenden Ge-
sänge befinden sich größere leere Flächen von ungefähr
100X170 Millimeter, welche für Abbildungen leer gelassen sind.
In den meisten Exemplaren sind zwei Kupferstiche eingedruckt,
0 Oratione die Messer Chrisfophoro Landino ßorentino hauufa alla^lllu-
strissima S. Fiorentina quando presenfo el Comenfo di Danfhe. S. L et a. (Bibi.
Nazionale, Florenz).

16
 
Annotationen