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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0270

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der eine am Fuße der ersten Seite des ersten Gesanges, i)
der andere in dem leeren Raume am Kopfe des zweiten Ge-
sanges. Andere Exemplare enthalten ein drittes eingedrucktes
Kupfer vor dem dritten Gesänge, das eine Wiederholung des
2. Kupfers ist; einige wenige haben weitere 16 Kupfer, die nicht
eingedruckt, sondern eingekleht sind. Sehr selten findet man
Exemplare ganz ohne Kupfer. Bartsch hat die Serie der Illu-
strationen Bd. XIII. S. 175—187 beschrieben.
Auf Vasari fußend hat man in diesen Kupfern eine Arbeit
Botticellis oder wenigstens Baccio Baldinis oder eines andern
Stechers nach Botticellischen Zeichnungen sehen wollen. ")
Daß der Druck der Kupfer gleich im Anfänge jäh abgebrochen
wurde, hat man auf verschiedene Weise zu erklären versucht.
Eine verbreitete Ansicht ist die, daß Botticelli, als er im Som-
mer 1481 Florenz verließ, um in Rom an den Fresken der Six-
tinischen Kapelle zu malen, nur die 18 Zeichnungen beendet
hatte, welche der Kupferstecher benutzte, sodaß dieser die
Arbeit aufgeben mußte: „Very probably he had only completed
the illustration of the first nineteen cantos when he left Flo-
rence. The engraver was therefore unable to proceed with his
work; but the printer having already completed the text,
brought out the volume in August 1481, while Botticelli was in
Rome, without waiting for the rest of the drawings'V) Nach
einer anderen Annahme „fanden wahrscheinlich die sehr man-
gelhaft gearbeiteten Stiche wenig Anklang und der Verleger
wollte sein mit den schönsten Typen gedrucktes Buch nicht
durch Einfügung schlechter Abbildungen entwerten".*) Wieder
Andere glauben „daß das groß angelegte Unternehmen wohl
an den Schwierigkeiten der noch neuen und ungewohnten Tech-
nik scheiterte".^)
Im Inkunabeln-Katalog 424 der Firma Joseph Baer & Co.
haben wir ein Exemplar dieses Buches beschrieben, welches
zwei eingedruckte Kupfer enthält. Die Untersuchung desselben
hat uns zu neuen Schlüssen geführt, die vielleicht zur Lösung
des Problems beitragen können.
Die handschriftlichen Exemplare von Dantes Gedicht wur-
den bis zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts nach be-
stimmten, durch die Tradition festgesetzten Regeln von den
t) Audiffredi erwähnt ein Ex. in*"der*Bibliotheca Casanatensis, in welchem
dieses Kupfer statt am Fuße der ersten Seite, am Fuße der 15. Seite ange-
bracht ist. (Specimen edit. sec. XV. 1794. pag. 288).
J [Botticelli] comentö una parte di Dante, e Aguro lo inferno, e lo mise
in stampa; dietro al quäle consumö di molto tempo. (Vasari ed. Milanesi 111
pag. 317.) Baccio Baldini oreAce Aorentino non avendo molto disegno, tutto
quello che fece fu con invenzione e disegno di Sandro Botticello. (Ibid. V pag.
396).
3) F. Lippmann, Drawings by Botticelli for Dante. Lond. 1896. S. 22.
<) H. Ulmann, Botticelli. 1893. S. 132.
J L. Volkmann, IconograAa Dantesca. Leipzig 1897. S. 58.
 
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