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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0298

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269

Gewogenheit mir selbsten gerahten, daß ich ihme folgen, von
dem Kupferstich abstehen und darfür das Mahlen, als worinn
er mir grossen Progress versprochen, in Niderland ergreiffen
solte/'U Sandrart verließ daher Prag nach kurzer Zeit und
kehrte zu seinen Eltern nach Frankfurt zurück. Hier finden
wir ihn im März 1623, und hier entstanden die 4 letzten Blät-
ter unseres Skizzenbuches, darunter die reizende, vom 21. März
1623 datierte Federzeichnung der Mainbrücke, welche wir auf
einer Tafel wiedergeben. Sie ist vom rechten Ufer, oberhalb der
Brücke, ungefähr an der Stelle, an welcher jetzt die Stadt-
bibliothek steht, aufgenommen. Mit besonderer Sorgfalt ist
die Brückenmühle ausgeführt; von dem Sachsenhäuser Brücken-
thurm ist noch die eine Hälfte sichtbar. Durch den zweiten
Bogen rechts sieht man in der Ferne die Windmühle. Das
letzte Blatt ist ein Heiliger Sebastian, unter welchen der junge
Künstler das Wort Finis geschrieben. Hiermit waren auch
die ersten Lehrjahre zu Ende; Sandrart wanderte bald darauf
nach Utrecht zu Gerhard Honthorst und begann jene glän-
zende, an äußeren Ehrungen so reiche Künstlerlaufbahn, in
welcher er von seinen Zeitgenossen neben Guido Reni, Poussin
und Guercino gestellt wurde.

Das Lied von der Schlacht bei Hemmingstedt
Drucke des niederdeutschen Liedes von der Schlacht bei
Hemmingstedt waren bis jetzt nur in zwei Bruchstücken be-
kannt, das eine in der Kgl. Bibliothek in Berlin, das andere in
der Universitätsbibliothek in Rostock. Wir haben das Glück
gehabt nunmehr ein vollständiges Exemplar zu entdecken.
Am 17. Februar 1500 hatten die Ditmarschen den König
von Dänemark in einer mörderischen Schlacht bei Hemming-
stedt geschlagen. Hinricus Boger verherrlichte diesen Sieg
gleich darauf in einer lateinischen Elegie, die, wie es scheint,
in mehreren Drucken verbreitet wurde. Aus dieser Elegie hat
der Verfasser unseres niederdeutschen Liedes geschöpft. Die
ersten vierzehn Strophen seines Gedichtes sind Ueberreste
eines alten Sanges auf die Schlacht in der Hamme im Jahre
1404, daran knüpft sich die Schilderung der neuesten Be-
gebenheiten, vielfach in Ausdrücken, die wörtlich dem la-
teinischen Gedichte Bogers entnommen sind.*) Dieses Zusam-
menschweißen weit auseinanderliegender Ereignisse wird schon
durch die Ueberschrift angekündigt: „Wat in hundert iaren
unde nu is ghescheen."
0 Ebenda.
-) K. E. H. Krause, Zur Difmarschenschlacht von 1500 (Zeifschr. d. Ges. f.
Schlesw.-Holst.-Lauenb. Gesch. XI 5 ff.)
 
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