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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0239

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ler diesem Kunstzweige. Erst im 16. Jahrhundert zeigt es sich,
daß Gutenbergs Erfindung der Miniaturmalerei den Untergang
bereitet hat. Langsam welkt sie ab, verdorrt und schrumpft
wieder zur Kalligraphie zusammen, aus welcher sie einst unter
der Feder des Miniators entstanden war.

Die Sauer-Bibel von Germantown.
Im Jahre 1681 erhielt William Penn von dem König
von England für eine Schuld, welche er an die Krone zu for-
dern hatte, Landstriche am Delaware zu erblichem Lehens-
eigentum. Penn bot das Land zum Verkaufe aus und forderte
insbesondere ihm befreundete Deutsche durch Briefe und Ab-
gesandte auf, sich Land nach ihrem Sinne zu erwerben.
In Frankfurt am Main traten zehn angesehene Männer zu
der sogenannten „Frankfurter Landcompagnie" .zusammen, um
für ihre Freunde und Religionsgenossen die Auswanderung
nach Pennsylvanien einzurichten. Am 20. August 1683 landete
der Leiter dieses Unternehmens, Franz Daniel Pastorius,
mit etwa zwanzig deutschen Familien am Strande des Delaware.
Er ließ sich von Penn eine Urkunde ausstellen über den An-
kauf von 5350 Ackern und am 24. Oktober 1685 wurde die
deutsche Stadt „Germantown", angelegt,*) die für lange Zeit
der Sammelplatz der Deutschen wurde.
Hierher kam auch Christoph Sauer, der Drucker der
sog. Sauer-Bibel.^) Er war ein Westphale, im Jahre 1693 in
Laasphe bei Witgenstein geboren, hatte in Halle Medizin stu-
dirt und kam 1724 nach Germantown. In demselben Jahre
ging er als Farmer in das Lancaster County, kehrte 1734 nach
der Stadt zurück und ließ sich als Arzt nieder. Sauer war eine
tief religiöse Natur; wie er in seinem Berufe für das leibliche
Wohl seiner Landsleute sorgte, suchte er auch Einfluß auf
ihren Geist auszuüben. Er führte Bibeln und Andachtsbücher
ein und veranlaßte deutsche Bibelgesellschaften ihre Bücher
zur Verteilung an Unbemittelte zu senden. Er gelangte in den
Besitz einer kleinen Druckereieinrichtung und begann die
Herausgabe einer Zeitung, des „Pennsylvanisch-Deutschen Be-
richter." Es war dies die erste Zeitung in Deutscher Sprache,
die in Amerika gedruckt wurde. Bald darauf faßte er den Ent-
schluß eine Deutsche Bibel zu drucken, ein gewaltiges Unter-
nehmen, zu welchem weder seine Druckerei noch seine Geld-
mittel ausreichten; im Jahre 1739 veröffentlichte er eine Ein-
ladung zur Supscription,^) um die Größe der Auflage zu be-
0 F. Löher, Geschichte der Deutschen in Amerika. Cincinn. 1847. S. 37 ff.
-) J. Wright, Early Bibles of America. Lond. 1893. S. 28 11.
s) Dieses merkwürdige Schriftstück hat Wright S. 32 in Englischer Ueber-
setzung abgedruckt,
 
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