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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0414

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382

lässigkeif und Naturtreue hervorruft. Die Meriansche Bibel
und die Gottfriedsche Chronik mit Bildern von Merian blieben
bis tief in das achtzehnte Jahrhundert die Bücher der deutschen
Familie, aus ihren Barockkupfern hat noch der Knabe Goethe
seine ersten Vorstellungen von den Ereignissen der Heiligen
Schrift und der Weltgeschichte geschöpft.
Trotz dieser gewaltigen Betriebsamkeit der Merian sinkt
Frankfurts Bedeutung als Buchstadf im Dreißigjährigen Krieg.
Der Messebesuch der Ausländer läßt nach und durch die Ver-
änderungen in den politischen Machfverhälfnissen geht die
führende Stellung im internationalen Buchhandel an Holland
über. Zwar ist nach dem Kriege Frankfurt immer noch die erste
Stadt Deutschlands für Buchdruck und Buchhandel, aber die
Leistungen werden qualitativ und quantitiv immer geringer,
das Papier immer schlechter, die Typen immer stilloser, die
Kupfer immer gröber, bis mit dem ausgehenden siebzehnten
Jahrhundert ein trostloser Tiefstand erreicht ist.
Dies ist in dürftigen Umrissen das Schicksal des Frank-
furter Buches der Renaissance- und Barockzeit. Unsere kurze
Einführung muß sich darauf beschränken die Kurve zu zeich-
nen, die das Buch in dieser Periode beschrieben hat, eine
Kurve, die bestimmt wurde durch die Wandlungen der politi-
schen, wirtschaftlichen und kulturellen Verhältnisse. Ein Gang
durch die Ausstellung wird eine Fülle von interessanten Einzel-
heiten zeigen, von welchem Gesichtspunkte auch man die Bü-
cher befrachte, typographisch, künstlerisch, literarisch oder
kulturgeschichtlich. Und man wird mit Bewunderung sehen,
wie viele von diesen Büchern in Frankfurt forfleben, pietät-
voll als alter Familienbesifz bewahrt oder klug und liebevoll
gesammelt, kostbare Denkmäler vergangener Zeiten, wertvolle
Bausteine zu einer Bibliographie der großen frankfurter
Drucker, die seltsamer Weise noch fehlt und zu der uns die
Frankfurter Bibliophilen-Gesellschaft vielleicht einmal verhelfen
wird.

Die Anfänge der Dru&kunst in
Frankfurt a. M.
Durch seine geographische Lage war Frankfurt zur Han-
delsstadt bestimmt, die mittelalterlichen Verkehrsverhältnisse
haben es zur Messestadt gemacht und früh hat es durch seine
Büchermesse Bedeutung für den Buchhandel erlangt; zur
Buchdruckersfadt hat es sich langsam und sehr spät entwickelt.
In den Akten und Registern des Frankfurter Stadtarchivs
werden im fünfzehnten Jahrhundert vielfach Personen erwähnt,
die sich mit Schablonieren und drucken beschäftigen. Sie nen-
 
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